Kommunalwahl im Landkreis München:Ungewöhnliche Allianzen

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Steht voraussichtlich ziemlich alleine da: Pullachs Bürgermeisterin Susanna Tausendfreund von den Grünen. (Foto: Claus Schunk)

In Oberschleißheim empfehlen die Sozialdemokraten in der Stichwahl den CSU-Kandidaten. In Baierbrunn werben FDP und Grüne gemeinsam für den ÜWG-Bewerber, während die Christsozialen den SPD-Mann favorisieren.

Von Wolfgang Krause, Michael Morosow und Udo Watter, Pullach/Oberschleißheim

Vor den Stichwahlen sortieren sich die politischen Lager in vielen Gemeinden des Landkreises neu. Dabei kommt es teilweise zu unerwarteten Allianzen. So empfiehlt in Oberschleißheim die SPD die Wahl des CSU-Herausforderers von Bürgermeister Christian Kuchlbauer (FW), während in Baierbrunn Grüne und FDP gemeinsam einen Parteifreien gegen den von der CSU favorisierten SPD-Bewerber unterstützen. Und in Pullach steht Bürgermeisterin Susanna Tausendfreund von den Grünen voraussichtlich recht alleine da.

Tausendfreund hat zwar im ersten Wahlgang mit 42,8 Prozent das mit Abstand beste Ergebnis erzielt. Ihre Widersacherin in der Stichwahl, Christine Eisenmann von der CSU, hat sich aber noch lange nicht geschlagen gegeben und kann möglicherweise mit einer breiten Rückendeckung der im Bürgermeisterrennen ausgeschiedenen Kandidaten und deren Ortsverbänden rechnen. Die SPD, die 2014 bei der Stichwahl zwischen Tausendfreund und ihrem damaligen Herausforderer Andreas Most, noch eine Wahlempfehlung für Tausendfreund ausgesprochen hat, wird sich dieses Mal neutral geben. "Ich persönlich spreche meine Unterstützung für Frau Tausendfreund aus", sagte der Fraktionsvorsitzende Holger Ptacek. Aber eine offizielle Empfehlung der Pullacher SPD werde es nicht geben.

Anders die FDP: Sie unterstützt die CSU-Kandidatin Eisenmann. Diese habe darum gebeten, heißt es in einer Presseerklärung der Freidemokraten vom Mittwoch. Und man habe sich in Gesprächen - "bei allen Differenzen, die wir auf anderen Gebieten haben" - sofort auf die gemeinsame Umsetzung zweier Themenbereiche einigen können, nämlich auf eine einheitliche Beplanung des Bahnhofsareals und Ausschreibung eines Architektenwettbewerbes sowie auf einen sofortigen Beginn der Verlegung des Glasfasernetzes in Pullach, Inbetriebnahme bis zur Mitte der Amtsperiode und Abdeckung von 90 Prozent der Pullacher Straßen bis zum Ende der Amtsperiode.

Ob und auf welche Seite sich gegebenenfalls die Wählergruppe Wir in Pullach (WIP) schlagen wird, konnte ihr Vorsitzender und gescheiterter Bürgermeisterkandidat Reinhard Vennekold am Mittwoch noch nicht sagen. "Am Abend setzen wir uns zusammen", ließ er wissen.

SPD war mit Kuchlbauers Amtsführung nicht einverstanden

Der Oberschleißheimer SPD-Vorstand hat sich unterdessen in einer Telefonkonferenz einstimmig auf eine Wahlempfehlung für den CSU-Kandidaten Markus Böck verständigt. "Die SPD war mit der Amtsführung von Bürgermeister Kuchlbauer in vielen Punkten nicht einverstanden", schreibt Ortsvereinsvorsitzender Maximilian Weiß. Der Ausgang der Wahl am Sonntag habe zudem gezeigt, dass sich eine große Mehrheit der Bevölkerung unserer Gemeinde mehr Transparenz und Kompetenz im Rathaus und somit einen Wechsel wünscht. Kuchlbauer kam im ersten Wahlgang auf 29,1 Prozent der Stimmen, Böck auf 24,1.

In Baierbrunn haben die Ortsverbände der Grünen und der FDP entschieden, in der Stichwahl für das Bürgermeisteramt den Kandidaten Patrick Ott von der Überparteilichen Wählergruppe (ÜWG) zu empfehlen und nicht Uwe Harfich (SPD). Man sehe Ott als "deutlich besser geeigneten Kandidaten an", ließ Grünen-Sprecher Peter Tilmann verlauten. "Aus unserer Sicht kann er die Gemeinde am besten führen", erklärte der FDP-Ortsvorsitzende Sven Maser, der Otts "Kompetenz als Verwaltungsfachmann" hervorhob.

Dieser wiederum freute sich über das Vertrauen der beiden Ortsverbände und konstatierte: "Über die Parteigrenzen hinweg können wir sachlich und am Wohl der Gemeinde orientiert zusammenarbeiten, wie es die Wähler erwarten." CSU-Kandidat Felix Maiwald, der es nicht in die Stichwahl schaffte, hat hingegen bereits am Wahlsonntag seine Unterstützung für SPD-Mann Harfich artikuliert. Sowohl Maiwald als auch Harfich halten es unter anderem für wichtig, dass der künftige Bürgermeister aus dem Ort kommt und nicht, wie Ott, in der Nachbargemeinde Schäftlarn wohnt. Auch wirft er Ott, der Parteimitglied der CSU, der FDP und dann wieder der CSU war, süffisant vor, "jetzt maximal flexibel bei der ÜWG" gelandet zu sein.

In Gräfelfing unterstützen die Grünen in der Stichwahl Bürgermeisterin Uta Wüst von der Interessengemeinschaft Gartenstadt Gräfelfing gegen Peter Köstler (CSU). Ihre Amtsführung werde insgesamt positiv gesehen und in vielen Themenfeldern gebe es große Übereinstimmungen, schreiben sie.

© SZ vom 19.03.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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