Straßenblockade:Aktivisten stoppen den Landrat

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Die Klimaaktivisten blockieren am Dienstagmorgen in München Straßen. Der Münchner Landrat tappt in die Falle. (Foto: Imago)

Ausgerechnet auf dem Weg zum Planungsverband, wo es um Luftreinhaltung gehen sollte, gerät Christoph Göbel in den Stau auf der A 96.

Von Stefan Galler, Gräfelfing

Es ist eher die Ausnahme, dass der Landrat am Steuer sitzt, denn zumeist nutzt er bei Fahrten zu Terminen einen Chauffeur, um selbst Telefonate führen oder Akten durcharbeiten zu können. Am Dienstagmorgen aber lenkte Christoph Göbel seinen Dienstwagen persönlich - und verfing sich auf dem Weg zur Sitzung des Regionalen Planungsverbandes in Oberhaching prompt im riesigen Stau auf der A 96. Klimaaktivisten hatten am Autobahnende am Mittleren Ring die Fahrbahn blockiert, die Schlange reichte zurück bis nach Freiham. Die Protestierenden stoppten den Landrat ausgerechnet auf dem Weg zu einer Sitzung, in der es um Luftreinhaltung und Dieselfahrbote gehen sollte - welche Ironie.

Göbel steuerte also auf die A 96, er hatte nicht wie sonst den Verkehrsfunk eingestellt, weil er telefonieren musste. Und weil auch das Navigationssystem nicht an war, wusste der Gräfelfinger nicht, dass er schnurstracks in die Verkehrsfalle tappte. "Es gab kein Zurück mehr und als ich dann mitbekommen habe, dass es auch auf der Würmtalstraße 45 Minuten Verzögerung gab, war mir klar, dass ich keine Chance mehr hatte, auch nur einigermaßen pünktlich in Oberhaching zu sein", sagte Göbel der SZ. Er sei dann bei der nächsten Ausfahrt raus und zurück nach Hause gefahren.

Christoph Göbel verpasste wegen der Klimaproteste die Sitzung beim Regionalen Planungsverband. (Foto: Claus Schunk)

Für die Aktionen der Mitglieder der "Letzten Generation" hat der Landrat "überhaupt kein Verständnis", wie er sagt. "Und zwar, weil sie die Menschen damit nicht zum Nachdenken bringen, sondern gegen sich aufbringen. Sie erweisen dem Anliegen, das so wichtig ist, einen Bärendienst", so Göbel. Und das kritisiere er "nicht, weil ich nicht rechtzeitig zu einer Sitzung gekommen bin, sondern, weil sie damit der Allgemeinheit schaden und es ja sogar manchmal um Leben und Tod geht". Womit Göbel auf den tödlichen Unfall einer Fahrradfahrerin während einer Autobahnblockade in Berlin Ende Oktober anspielte, bei dem der Vorwurf im Raum stand, dass die Rettungskräfte möglicherweise wegen der Klimaaktivisten verzögert eintrafen.

Bleibt die Frage, warum der Landrat für seine Fahrten nicht einfach die öffentlichen Verkehrsmittel nutzt und damit auch ökologisch ein Zeichen setzt. "Das ist logistisch bei mir einfach nicht möglich, schlichtweg weil ich fast täglich sehr dicht aufeinanderfolgende Termine habe", sagt Göbel. Und das in einem völlig unzusammenhängenden Landkreis, der sich wie eine Sichel um die Landeshauptstadt herumlegt. Alleine am Dienstag sei er zwischen seinem Wohnort Gräfelfing, dem Landratsamt am Mariahilfplatz, Ottobrunn und Planegg unterwegs gewesen. Nur Oberhaching musste er auslassen.

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An insgesamt vier Stellen versuchen Klimaaktivisten am Dienstag den Verkehr aufzuhalten und auf ihr Anliegen aufmerksam zu machen: Am Ende der A96 stauen sich die Fahrzeuge fünf Kilometer zurück bis nach Gräfelfing.

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