Open-Air-Oper:Der Dreiklang der Unterwelt

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Die Götter spielen in der "Orpheus"-Inszenierung der Pasinger Fabrik eine wichtige Rolle. (Foto: Lukas Pokorny)

Die Pasinger Fabrik zeigt im Garten des Kleinen Theater Haar eine "Orpheus"-Neuinterpretation, bei der Vertonungen von Monteverdi, Gluck und Offenbach kombiniert werden.

Von Udo Watter, Haar

In einem seiner großartigsten Gedichte, klagt Schiller, dass auch das Schöne sterben muss. Nur einmal habe die Liebe den Schattenbeherrscher erweicht, heißt es in dem Gedicht mit dem Titel "Nänie", doch der habe noch an der Schwelle streng sein Geschenk zurückgerufen - eine Anspielung auf den Mythos von Orpheus und Eurydike. Der thrakische Sänger mit der zauberhaften Stimme hatte es ja fast geschafft, seine tote Gattin aus dem Reich der Unterwelt wieder ins Leben zurückzubringen, als er sich fatalerweise doch nach ihr umdrehte und sie so endgültig verlor. Schiller schließt sein Gedicht indes versöhnlich: Es sei auch herrlich, ein Klaglied zu sein im Mund der Geliebten, "denn das Gemeine geht klanglos zum Orkus hinab".

Alles andere als klanglos zelebriert die Gemeinde Haar bisher ihren Jubiläumssommer - und an diesem Sonntag, 23. Juli, folgt ein weiterer Höhepunkt im Zeichen der 950-Jahrfeier: Gemeinsam mit der Pasinger Fabrik, in der sich Münchens kleinstes Opernhaus befindet, präsentiert das Kleine Theater Haar im Theatergarten eine Neuinterpretation von "Orpheus".

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Das Besondere an der Inszenierung ist, dass sie einen Einblick in die Operngeschichte aus drei Jahrhunderten gewährt. Der musikalische Leiter Andreas P. Heinzmann hat ein Arrangement der Orpheus-Vertonungen von Claudio Monteverdi, Christoph Willibald Gluck und Jaques Offenbach geschaffen. Dabei werden die durchaus düstere Seiten der Ur-Sage mit der eher humorvollen und operettenhaften Vertonung von Offenbach kombiniert - das bekanntes Stück daraus ist der "Höllen"-Cancan.

Götter-Clinch in der Unterwelt: Persephone (Karolina Plicková) und Pluto (Stefan Kastner) im "Orpheus"-Projekt in der Pasinger Fabrik. (Foto: Lukas Pokorny)

Dieses besondere Musikdrama, das quasi drei Jahrhunderte Operngeschichte umarmt, wird unter der Regie von Melanie Renz mit acht Sängerinnen und Sängern sowie zehnköpfigem Orchester auf die Bühne gebracht. Sie haben den Anspruch, die Geschichte von Orpheus und Eurydike aus neuer Perspektive zu zeigen. Ernst und tief ist die Liebe der Protagonisten, kontrastierend mit skurrilen Episoden und witzigen Dialogen der Götter.

Den Impuls für die Zusammenarbeit gab Haars Bürgermeister Andreas Bukowski (CSU), der offenbar regelmäßiger Besucher der Opernaufführungen in der Pasinger Fabrik ist. "Diese Inszenierung jetzt im Rahmen der Feierlichkeiten zu unserem 950. Geburtstag nach Haar zu holen, war mir eine Herzensangelegenheit!", lässt er in der Ankündigung zur Haarer Premiere verlautbaren. Bei Matthias Riedel-Rüppel, dem Intendanten des Kleinen Theaters, rannte der Rathauschef offene Türen ein. "Zum einen bin ich selbst ein großer Liebhaber klassischer Musik", so Riedel-Rüppel, "zum anderen freut es mich, dass wir so die erste Zusammenarbeit mit dem tollen Team der Pasinger Fabrik begründen können. Wir sind ja quasi die kulturelle West-Ost-Achse der Landeshauptstadt München."

Karten für "Orpheus" im Theatergarten gibt es über www.kleinestheaterhaar.de , die Tickethotline 089/890 5698 11 und an allen Reservix-Vorverkaufsstellen. Die Vorstellung beginnt um 19 Uhr.

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