Kirchheim:Schüsse und Schreie schrecken Menschen auf

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Eine Übung von SEK-Beamten hat den Kirchheimer Ortsteil Heimstetten am Donnerstag in Atem gehalten. (Symbolbild) (Foto: Boris Roessler/dpa)

Auf mehrere Notrufe hin löst die Polizei Alarm für "lebensbedrohende Einsatzlagen" aus. Dabei handelt es sich um eine SEK-Übung.

Von Bernhard Lohr, Kirchheim

Es wurde wild geschossen. Schreie waren zu hören. Und eine ganze Reihe von Menschen in Heimstetten, die am Donnerstag um die Mittagsstunde irgendwie mitbekamen, was sich auf einem Grundstück in der Nähe abspielte, hielt das Schlimmste bis hin zu einer Terrorattacke für möglich. Über 20 Minuten hat sich das Szenario laut einer Augenzeugin abgespielt, woraufhin gegen 11.30 Uhr eine Reihe von Notrufen bei der Einsatzzentrale der Polizei abgesetzt wurden. Die Polizei löste daraufhin einen Alarm für "Lebensbedrohende Einsatzlagen" aus - also für einen möglichen Terroranschlag oder Amoklauf, Taten, bei denen eine große Anzahl von Menschen in Gefahr sein könnten. 50 Streifenwagen wurden losgeschickt.

Großeinsatz
:Polizei-Übung löst Terroralarm aus

Weil in Heimstetten Schüsse zu hören sind, wird ein nach dem OEZ-Anschlag entwickeltes Einsatzkonzept ausgelöst. Etwa 50 Streifen machen sich auf den Weg zum vermeintlichen Tatort.

Dabei stellte sich bald darauf heraus, dass der Grund für all die Aufregung und den ausgelösten Schrecken ein Training des Spezialeinsatzkommandos (SEK) der Münchner Polizei war, von dem offenkundig viele nichts oder nichts Genaueres wussten - auch nicht bei der Polizei selbst. Deshalb konnten auch in der Einsatzzentrale des Münchner Präsidiums die Notrufe zunächst nicht klar mit der Übung in Verbindung gebracht werden. Wie die Polizei am Nachmittag berichtete, habe man aufgrund der Notrufe von mehreren möglichen Einsatzorten ausgehen müssen. Deshalb habe man eine Terrorlage annehmen müssen und eine große Anzahl an Polizeikräften alarmiert.

Die Polizei wertet den Einsatz im Nachhinein als Erfolg - aber viele Fragen bleiben offen

Das Kirchheimer Rathaus sammelt noch Informationen zu dem Vorfall. Bürgermeister Maximilian Böltl (CSU) wollte diesen am Donnerstagabend noch nicht bewerten, erklärte aber, er sei froh, "dass es nur eine Übung war". Diese habe wenigstens gezeigt, dass bei der Polizei die "ausgelösten Mechanismen" funktionierten. So gesehen zeigte sich die Polizei zunächst sogar zufrieden mit dem Vorgang. Der ausgelöste Einsatz sei nach dem Konzept für lebensbedrohliche Einsatzlagen glatt abgelaufen. Zügig habe man die notwendigen Maßnahmen zur Aufklärung und Überprüfung des Sachverhalts eingeleitet.

Eine Vielzahl von Einsatzkräften sei angerückt. Innerhalb von Minuten habe man dann die Notrufe schließlich der Übung zuordnen können. "Diese Alarmierung hat gezeigt, dass unsere für solche Szenarien vorbereiteten Konzepte greifen", so ein Polizeisprecher am Nachmittag. Die Führungsstrukturen seien "funktionsfähig" gewesen und man habe "über 50 Streifenbesatzungen" entsprechend koordinieren können. Das Einsatzkonzept ist nach den Erfahrungen des rassistischen Anschlags am Olympia-Einkaufszentrum entwickelt worden, der sich in zwei Wochen zum sechsten Mal jährt.

Die Polizei fand trotz der massiven Alarmierung auch, dass den Notrufen "mit der gebotenen Sensibilität" nachgegangen worden sei. Doch abgesehen davon bleiben viele Fragen: Wieso ist die Einsatzzentrale nicht besser informiert? Wieso übt das SEK an einem Ort, von dem aus Schüsse und Schreie viele Menschen an ihrem Arbeitsplatz erreichen können? Warum war auch die Gemeinde nicht besser informiert? Was für Konsequenzen werden daraus gezogen, dass Unbeteiligte in Angst und Schrecken versetzt worden sind?

Wie eine Angestellte einer benachbarten Firma in Heimstetten berichtet, hätten sie und Kollegen "lange Minuten" erlebt, bis sie aufgeklärt worden seien, dass es sich um eine SEK-Übung handele. Viele Menschen hätten sich in Panik verbarrikadiert und man habe annehmen können, viele hätten sogar ihr Leben gelassen. Man habe mit allem gerechnet. Die Schreie ließen sie auch lange nach dem Erlebten nicht los, schreibt die Zeugin.

Am späten Nachmittag räumte eine Polizeisprecherin ein, dass die Angelegenheit noch nicht abgehakt ist. Man hat offenkundig angenommen, dass von dem Übungsgelände nichts nach außen dringen kann. Die Sprecherin sagte, der Vorgang werde nachgearbeitet.

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