Dass die Freie Wählergemeinschaft in Kirchheim nichts mit den Freien Wählern von Hubert Aiwanger zu tun hat, dürfte spätestens mit der Bürgermeisterwahl am 25. Februar klar sein: Bei dieser unterstützt die Vereinigte freie Wählergemeinschaft (VFW) nicht nur den Kandidaten der Grünen, die VFW hat Christian Zenner sogar zusammen mit den Grünen als gemeinsamen Kandidaten gekürt. Warum die VFW bei der anstehenden Wahl mit den Grünen zusammenarbeitet, hat ihr Vorsitzender Wolfgang Heinz-Fischer jetzt noch einmal erklärt: "Wir brauchen Korrekturen in der politischen Arbeit."
Die Gemeinde Kirchheim stehe vor großen Herausforderungen, so Heinz-Fischer. "In den letzten Jahren wurden sehr viele und große Projekte gleichzeitig angestoßen. Dies führt zu einer extremen Belastung für die Verwaltung und der Bürger und zu einer äußerst angespannten Finanzsituation." Gegen die hohe Belastung der Verwaltung und der Bürger helfe nur eine "überschaubare und machbare Entwicklungsgeschwindigkeit". Diese traut die VFW offenbar SPD-Kandidat Stephan Keck nicht zu, der Stellvertreter des bisherigen Rathauschefs Maximilian Böltl war und von der CSU unterstützt wird.
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Keck habe in einem Planungsgremium mit dem ehemaligen Bürgermeister Böltl die ursprüngliche Planung für die Entwicklung der Gemeinde unter Altbürgermeister Heinz Hilger in "Kirchheim 2030" abgeändert und einen städtebaulichen Vertrag ausgehandelt, der einige Nachteile für die Gemeinde habe. So profitierten ausschließlich Bauträger und Eigentümer von der positiven Entwicklung am Immobilienmarkt, die Gemeinde gehe dagegen leer aus. Auch der Rathausneubau hätte nach Darstellung von Heinz-Fischer spätestens seit 2018 fertig und deutlich günstiger sein können, wenn ihn die CSU nicht damals abgelehnt hätte.
"All diese Maßnahmen, die nun gleichzeitig passieren, wurden aus unseren Augen aus Prestigegründen in ein enges Zeitfenster gepackt", kritisiert der VFW-Vorsitzende. Die Folgen seien eine maximale Belastung und eine äußerst angespannte Finanzsituation - weshalb eine Erhöhung von Gebühren, Abgaben und Steuern "fast nicht zu umgehen sein" würden.
"Alle Beteiligten an den Planungen und Entscheidungen sind mitverantwortlich an der jetzigen Situation", so Heinz-Fischer. "Wir sind deshalb überzeugt, dass die Korrekturen nur mit einem unbelasteten neuen Bürgermeister möglich sein werden." Da die VFW aktuell keinen geeigneten Kandidaten in den eigenen Reihen habe, sei nahegelegen, Zenner als gemeinsamen Bürgermeisterkandidaten zu wählen, mit dem man bereits seit Längerem zusammen arbeite und der oft dieselbe Meinung vertrete wie die Wählergruppierung.