Erneuerbare Energie:Brunnthal hängt sich an Windkraft-Gesellschaft der Nachbargemeinden

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Der Bau von Windrädern war in der Gemeinde Brunnthal immer höchst umstritten. Das Foto zeigt eine Demonstration von Befürwortern 2019. (Foto: Angelika Bardehle)

Die Gemeinde will nun doch Rotoren auf eigener Flur im Hofoldinger Forst zulassen und kooperiert dazu mit den ehemaligen Partnern Sauerlach, Aying und Otterfing. Ziel ist, die Zahl der Anlagen auf drei zu begrenzen und die Standorte zu bestimmen.

Von Angela Boschert, Brunnthal

Der von der Bundesregierung aufgebaute Druck auf die Kommunen, die Erzeugung regenerativer Energien zu ermöglichen, zeigt Folgen auch in Brunnthal. Die 6000-Einwohner-Gemeinde hat ihren Widerstand gegen die Windenergie aufgegeben. Am Mittwochabend beschloss der Gemeinderat mit 14 zu sieben Stimmen, dass maximal drei Windräder auf Brunnthaler Gemeindegebiet im Hofoldinger Forst entwickelt werden können. Brunnthal wird bei den Verhandlungen mit den Staatsforsten von der Windenergie Hofoldinger Forst GmbH der Nachbargemeinden Sauerlach, Otterfing und Aying vertreten. Der Beschluss enthält einen entsprechenden Kooperationsvertrag.

Ziel der Maßnahme ist laut Bürgermeister Stefan Kern (CSU), Beteiligungsmöglichkeiten für die Brunnthaler Bürger an Windkraftanlagen zu schaffen, deren regenerative Energiebilanz für Brunnthal zu sichern und die Standorte im Forst weitestgehend selbst zu bestimmen. Er warnte den Gemeinderat im öffentlichen Teil der Sitzung, vom Jahr 2027 an werde die Gemeinde aufgrund der Regionalplanung keine Möglichkeit mehr haben, die Errichtung von Windrädern in den festgelegten Konzentrationsflächen des Hofoldinger Forstes zu steuern.

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Hintergrund ist das sogenannte Wind-an-Land-Gesetz des Bundes, das den Bau von Windrädern erleichtert und den Druck auf die Kommunen zur Ausweisung von Flächen erhöht, wenn sie nicht vor vollendete Tatsachen gestellt werden wollen. "Wir wollen ein Übermaß an Windrädern verhindern und vielmehr selbst einen Standort bestimmen", sagte Kern. Auch sollten Brunnthaler Bürger partizipieren können, ideell und finanziell.

Die Möglichkeit der Mitbestimmung hatte die Gemeinde aufgegeben, als sie im März 2021 aus der damaligen Arbeitsgemeinschaft Windenergie Hofoldinger Forst austrat, weil die radikalen Windkraftgegner im Gemeinderat die Oberhand gewonnen hatten. Ein Wiedereintritt wurde ihr verwehrt, unter anderem, weil die drei verbliebenen Mitglieder bereits dabei waren, die Nachfolgegesellschaft Windenergie Hofoldinger Forst GmbH zu gründen.

Seit Mitte 2022 verhandelt Bürgermeister Kern mit der GmbH darüber, wie die Gemeinde an der Entwicklung auf Brunnthaler Flächen beteiligt werden könnte. Die Windenergie hat durch eine Absprache mit den Staatsforsten erfahren, dass man auf den im Juli 2019 ausgehandelten Standortsicherungsvertrags Bezug nehmen könne. Auch sind sie bereit, Brunnthal bei Verhandlungen über die Planung von Windkraftanlagen für die Staatsforstflächen auf Brunnthaler Flur, also auf elf der insgesamt über 27 Quadratkilometer des Hofoldinger Forstes, entsprechend zu vertreten.

Die anfallenden Planungskosten muss Brunnthal übernehmen, dem Vernehmen nach geht es um einen höheren sechsstelligen Betrag. Details zur Höhe der Kosten und dem Kooperationsvertrag wurden am Abend nicht genannt. Der Gemeinderat hatte darüber zunächst 85 Minuten unter Ausschluss der Öffentlichkeit beraten. Als vertrauensbildende Maßnahme waren hierzu die Bürgermeister von Aying und Otterfing, Peter Wagner (CSU) und Michael Falkenhahn (SPD), sowie der Geschäftsführer der Windenergie GmbH, Martin Sterflinger, eingeladen. Sauerlachs Bürgermeisterin Barbara Bogner war verhindert und hatte ihren Stellvertreter Klaus Zimmermann (beide Unabhängige Bürgervereinigung) geschickt.

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