Hofoldinger Forst:Landkreise sollen die Windallianz retten

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Die Pläne für Rotoren im Hofoldinger Forst sind ins Stocken geraten. Die Gemeinden Aying, Brunnthal, Sauerlach und Otterfing suchen deshalb nach neuen Partnern. Der Münchner Landrat Christoph Göbel zeigt sich aufgeschlossen.

Von Michael Morosow

Die Rahmenbedingungen für den Ausbau der Windenergiegewinnung sind deutlich schlechter geworden. Nicht nur die auf Betreiben von Ministerpräsident Horst Seehofer erlassene Erhöhung des Mindestabstands zur Wohnbebauung hat viele potenzielle Investoren verschreckt, sondern auch das Auslaufen der garantierten Einspeisevergütung. Dennoch: Die Arbeitsgemeinschaft Windallianz Hofoldinger Forst (Arge) will sich von all dem nicht entmutigen lassen. Die zur Arge gehörenden Gemeinden Aying, Brunnthal, Sauerlach (Landkreis München) und Otterfing (Landkreis Miesbach) versuchen nun, die Landkreise mit ins Boot zu holen. Der Münchner Landrat Christoph Göbel (CSU) hat bei einem Treffen mit Vertretern der Arge bereits Interesse signalisiert.

Otterfing will sich an den Miesbacher Landrat wenden

"Die Sache schreit danach, dass sie interkommunal angepackt" wird, sagte Göbel zur SZ. Otterfings Bürgermeister Jakob Eglseder (CSU) wird an diesem Dienstag den Gemeinderat dazu befragen, ob die Gemeinde im Hinblick auf eine Standortsicherung den Miesbacher Landrat Wolfgang Rzehak (Grüne) kontaktieren solle. Die vier Bürgermeister eint dabei die Gewissheit, dass das neue staatliche Fördermodell größere Energiekonzerne mit reichlich Grundkapital begünstigt, Bürgerwindanlagen aber praktisch unmöglich macht.

"Der Wind reicht für die Großen"

"Der Wind wird reichen für die Großen", sagte mit ironischem Unterton Sauerlachs Bürgermeisterin Barbara Bogner (parteifrei) in der Vorwoche im Bau- und Umweltausschuss. Otterfings Bürgermeister Jakob Eglseder würde nach eigener Darstellung zum gegenwärtigen Zeitpunkt von einer von Bürgern finanzierten Anlage abraten angesichts der ungünstigen Rahmenbedingungen, aber auch der schlechten Windwerte im Hofoldinger Forst. "Es gibt hier unerklärliche Verwirbelungen", sagte Eglseder. Bei allen Unwägbarkeiten, die Abnehmer der im Hofoldinger Forst erzeugten Windenergie stünden bereits fest: die Liegenschaften der Gemeinden und der Landkreise. Der Energiebedarf aller kommunalen Liegenschaften im Landkreis München entspreche der Leistung von zwölf Windkraftanlagen, sagte der Sauerlacher Grünen-Gemeinderat Axel Horn.

Der Landkreis könne nicht einfach Windparks aufbauen, sagte der Münchner Landrat Göbel, "aber wir können sehr wohl in einer Partnerschaft tätig sein, bei der Schaffung planungsrechtlicher Grundlagen und gutachterlichen Vorbereitungen sowie technischer Planungen helfen bis hin zu Standortsicherungsverträgen". Der Landkreis könnte auch Windräder mitfinanzieren, wäre also auch bei Bürgerkraftanlagen dabei. Klare Voraussetzung dafür müsse allerdings sein, dass man damit dem Willen aller Gemeinden entspreche.

Den Worten sollen nun Taten folgen

Christoph Göbel sieht das Thema Windkraft eingebettet in die Überlegungen zur Energievision des Landkreises. "Aus den wunderschönen Worten in den vergangenen Jahren sollten nun auch Taten erwachsen", sagte Göbel. Der Standort Hofoldinger Forst biete dazu gute Chancen. Wichtig sei auch, die Bevölkerung mitzunehmen, "denn Windkraft ist hoch emotional".

Dass Sturm ernten kann, wer Wind sät, das hat sich landauf, landab schon vielfach gezeigt, als Bürger gegen Windkraftanlagen vor ihrer Haustüre auf die Straße gingen. "Die Leute haben Angst, dass die Landschaft durch die Windkraftanlagen total verspargelt wird", sagte Ayings Bürgermeister Hans Eichler (parteifrei). Die Arge Windallianz Hofoldinger Forst hat laut Eichler das Ziel, die gesamte Bauplanung rechtlich zu stemmen und die örtliche Wertschöpfung sicher zu stellen, "Stichwort Bürger-Windkraftanlagen".

Eigenverbrauch statt Einspeisevergütung

Sollten aber solchen Anlagen aufgrund des Wegfalls der garantierten Einspeisevergütung die Rentabilität fehlen, dann bliebe der Arge nur noch die Eigenstromvermarktung. Dafür aber seien die vier Gemeinden allein zu klein, das ginge nur zusammen mit dem Landkreis, der einen ausreichend hohen Stromverbrauch habe. "Örtliche Wertschöpfung heißt nicht örtliche Geldvernichtung", sagte Eichler. Vor 2017 gebe es sicher keine Windkraftanlagen im Landkreis, sagte Eichler. Sauerlachs Bürgermeisterin Bogner geht sogar davon aus, dass bis 2018 nichts passieren wird. Dann endet die Amtszeit von Ministerpräsident Seehofer, und Bogner glaubt, "dass dann alles anders wird". Sie habe auch gehört, dass die umstrittene 10-H-Regelung zum Mindestabstand der Windräder wieder fallen werde.

© SZ vom 21.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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