Wirtschaft:Isar Aerospace kann in Haar nicht landen

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Bisher sitzt und produziert Isar Aerospace in Ottobrunn. (Foto: Isar Aerospace)

Der Gemeinderat nimmt auf Antrag der Grünen den geplanten Grundsatzbeschluss über eine Ansiedlung des Raketenbauers von der Tagesordnung.

Von Bernhard Lohr, Haar

Die Idee, den Ottobrunner Raketenbauer Isar Aerospace nach Haar zu holen, hat beim ersten Versuch nicht gezündet. Noch bevor im Gemeinderat am Dienstagabend das erste Wort dazu gefallen war, ob das aufstrebende Unternehmen auf der Finckwiese am Ortsrand von Haar angesiedelt werden könnte, war das Thema vom Tisch. Der Gemeinderat nahm auf Antrag der Grünen mit den Stimmen der SPD und auch von Alois Rath (CSU) den Punkt von der Tagesordnung. Die Grüne Ulrike Olbrich begründete den Vorstoß ihrer Fraktion mit der aus ihrer Sicht "völlig unzureichenden Informationslage". So drohe dieses fraglos wichtige Thema schon früh Schaden zu nehmen.

Bürgermeister Andras Bukowski (CSU) zeigte sich betroffen von diesem Fehlstart des Projekts, das er mit persönlichem Einsatz seit einiger Zeit hinter den Kulissen verfolgt. Bukowski hatte nach eigener Aussage vergangenes Jahr Kontakt zu dem Unternehmen aufgenommen, das eine etwa acht Hektar große Fläche für einen neuen, größeren Firmensitz samt Forschung, Entwicklung und Produktion sucht. Bukowski bot dafür die Finckwiese in Haar an und hoffte nun, da das Thema erstmals öffentlich wurde, auf eine breite Zustimmung im Gemeinderat. Doch der angepeilte Grundsatzbeschluss blieb aus.

Die erst 2018 gegründete Firma Isar Aerospace sucht dringend Flächen. Sie hat eine zweistufige Trägerrakete konzipiert, die vollständig im eigenen Haus in Ottobrunn gefertigt wird. Teile werden unter anderem in 3D-Drucktechnik hergestellt. Ziel ist laut dem Haarer Rathaus eine Produktion von 40 Raketen im Jahr mit steigender Tendenz. Bestellungen für etwa 100 Raketen lägen vor. Circa 500 Mitarbeiter würden an dem künftigen Standort beschäftigt. Aktuell zählt das Unternehmen mehr als 250 Beschäftigte aus mehr als 40 Ländern. Man suche laufend qualifiziertes Personal, sagt Firmensprecherin Tina Schmitt.

Taufkirchen, Ottobrunn und eine weitere Gemeinde bemühen sich ebenfalls um das Unternehmen

Doch ob dieses einmal in Haar tätig sein wird, ist jetzt mehr als fraglich. Außer Haar ist Taufkirchen und Ottobrunn im Rennen um eine Ansiedlung. Dem Haarer Rathaus zufolge ist noch eine weitere Gemeinde als Standort im Gespräch. Firmensprecherin Schmitt spricht von mehreren Optionen, die man verfolge, um zügig eine Standortentscheidung treffen zu können. 2025 oder 2026 soll die Produktion möglichst anlaufen.

Bürgermeister Bukowski hatte zuletzt noch in persönlichen Gesprächen mit Gemeinderäten versucht, für das Projekt zu werben. Wie zu hören ist, ist es ihm da schon nicht gelungen, wichtige Fragen zu beantworten. Es fehle bei dem Vorgehen an "Substanz", sagt ein Gemeinderat. Dieses Start-up werde trotz seiner Erfolge auf viele Jahre die Gemeinde nicht mit Gewerbesteuerzahlungen stärken. Es fehlten Kennzahlen dazu. Die Finckwiese sei ein wertvolles Filetstück und eine wichtige Frischluftschneise.

In der Sitzung zeigte sich Bukowski überrascht über die angeblich fehlenden Informationen. Er habe das Thema doch im Arbeitskreis Gewerbeentwicklung und auch im Bau- und im Hauptausschuss angesprochen. Neben der Gemeinde war auch die Immobilien-Gruppe Dibag AG als Grundstückseigentümer eingebunden. Wie es jetzt weitergeht, ist völlig unklar. Bukowski hatte gehofft, einen Beschluss zu bekommen, die Finckwiese für bauleitplanerische Überlegungen zu öffnen. Auch sollte die Verwaltung dafür bereits mit Vorarbeiten beauftragt werden.

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