Jahresrückblick:Vereint im Kampf für das Sep-Ruf-Haus

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Das Sep-Ruf-Haus an der Hugo-Junkers-Straße 1 in Grünwald steht nach einiger Aufregung und dem drohenden Abriss nun unter Ensembleschutz. (Foto: Claus Schunk)

Dank des engagierten Einsatzes von Anwohnern, Gemeinderäten und Denkmalschützern wird das Gebäude an der Hugo-Junkers-Straße 1 in Grünwald vor dem Abriss gerettet.

Von Stefan Galler, Grünwald

Es sieht alles andere als gut aus für das schicke alte Häuschen an der Ecke Südliche Münchner Straße/Hugo-Junkers-Straße in Grünwald, das zu einem Ensemble von zehn gleichförmigen Gebäuden gehört. Die Zeichen stehen auf Abriss, die Eigentümerin will das Grundstück an einen Investor veräußern, dieser plant dort ein opulentes Wohn- und Geschäftshaus mit Tiefgarage. Doch während der Februar-Sitzung des Bauausschusses wendet sich plötzlich das Blatt, schließlich handelt es sich bei dem Haus um ein ziemlich spezielles Bauwerk: Es wurde wie die neun anderen von Sep Ruf erbaut, einem der bedeutendsten Architekten der Nachkriegszeit in Deutschland.

Der 1982 verstorbene Münchner hat mit öffentlichen Bauten und Wohnhäusern wichtige Akzente im Stadtbild gesetzt. Die von ihm geschaffenen Gebäude gelten als leicht und transparent, womit er schon in der Diktatur der Nationalsozialisten einen Gegenpunkt setzte zu deren gleichförmiger und monumentaler Architektur. Aus dieser Zeit stammt auch die kleine Grünwalder Wohnanlage für die leitenden Mitarbeiter der Münchner Hugo-Junkers-Werke, die zwischen 1934 und 1936 erbaut wurde. Neun der dortigen Häuser standen seit Jahrzehnten unter Denkmalschutz, jenes mit der Hausnummer 1 jedoch seit 1998 nicht mehr.

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Und genau diese Tatsache und den geplanten Abbruch des Hauses stellen einige Gemeinderäte nun infrage. Die Grüne Susanne Kruse erkennt "keinen Grund, dieses eine Haus abzureißen und die neun anderen nicht", nach und nach sprechen sich auch andere Fraktionen für den Erhalt aus. Die Debatte gipfelt im Ausruf von FDP-Politiker Michael Ritz: "Sep Ruf würde sich im Grabe umdrehen, wenn er das mitbekommen würde." Jener Sep Ruf, der nach dem Zweiten Weltkrieg etwa mit dem Royal Filmpalast am Münchner Goetheplatz (1956/57), dem Lesesaal der Bayerischen Staatsbibliothek (1960-66) oder dem Kanzlerbungalow in Bonn (1963) Architekturgeschichte geschrieben hatte.

Bei einem Ortstermin kommen Sachverständige, Künstler, Denkmalschützer und Anwohner zusammen. (Foto: Claus Schunk)

Längst haben sich die Bewohner der anderen Sep-Ruf-Häuser in der Straße zusammengetan und das Bemühen für den Erhalt der Nummer 1 aufgenommen. Nach der Bauausschusssitzung und der medialen Aufmerksamkeit, etwa auch in der Süddeutschen Zeitung, findet dieser Kampf immer mehr Mitstreiter: Das Landratsamt in seiner Funktion als Untere Baubehörde untersagt Abbrucharbeiten auf dem betreffenden Grundstück, Landrat Christoph Göbel (CSU) persönlich zeigt sich vom drohenden Abriss alarmiert: "Das ist wirklich alles furchtbar dramatisch", sagt er. Angeführt von Bürgermeister Jan Neusiedl (CSU), verhängt der Gemeinderat eine Veränderungssperre. Und auch Sachverständige schalten sich ein, so machen sich Irene Meißner, Vorstandsmitglied der Sep-Ruf-Stiftung, Burkhard Körner vom Bayrischen Landesamt für Denkmalpflege und Neven Denhauser, parlamentarischer Berater für Denkmalschutz, bei einem Ortstermin selbst ein Bild von der Häuserzeile.

Der Abriss ist vom Tisch, sehr zur Freude der Anwohner, unter ihnen der 92 Jahre alte frühere Unternehmer und noch immer aktive Maler Otto-Ernst Holthaus. Und es kommt die endgültige Entwarnung vom Landesamt für Denkmalpflege: Die gesamte Häuserzeile steht nun unter Ensembleschutz.

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