Grünwald:Das verfluchte Gasthaus

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Verschlossene Türen: Das Forsthaus Wörnbrunn hat schon wieder zu, nachdem die neuen Pächter bereits im Dezember nach nur drei Monaten aufgegeben hatten. (Foto: Claus Schunk)

Nach nur einem Vierteljahr haben die neuen Pächter in Wörnbrunn wieder aufgegeben. Nun steht das Ensemble, das einst Wiesn-Wirt Rudolf Süßmeier gehörte, abermals leer. Die jetzige Eigentümerin sucht mittlerweile nach einem Käufer

Von Claudia Wessel, Grünwald

Sie wollten den Fluch brechen, doch daraus ist nichts geworden. Nachdem die neuen Wirte nach nur einem Vierteljahr das Forsthaus Wörnbrunn bei Grünwald wieder geschlossen haben, sucht die Eigentümerin jetzt einen Käufer. Das teilte der Verwalter von Besitzerin Eva Bartenschlager, Josef Stieler, der SZ auf Anfrage mit.

Es ist die Konsequenz aus dem jüngsten Fehlschlag: Schon Ende Dezember gaben die neuen Pächter auf, obwohl sie das traditionsreiche Gasthaus erst im September unter großen Ankündigungen eröffnet hatten.

Man wollte der "gastronomischen Institution" des früheren Oktoberfestwirtes Richard Süßmeier "wieder den verdienten Platz im Münchner Gastronomieuniversum zurückgeben", versprachen die beiden Gründer eines Start-up-Unternehmens, das unter dem Etikett "Premium Event Service" firmiert und in Oberhaching den "Waitersclub" betreibt.

Von "bayerischer Brasserie" war die Rede

Von "bayerischer Brasserie" und "Genussgarten" sprachen Tobias Kub und Korbinian Zitnik. Doch seit Wochen liegt das große Anwesen wieder in einem Dornröschenschlaf. Ursprünglich hieß es, die neuen Wirte hätten einen Vertrag auf vorerst ein Jahr abgeschlossen, nun behauptet Kub, der Vertrag sei am 10. Januar ausgelaufen. Überhaupt sei die Wiedereröffnung nur als das "Pop Up"- Restaurant geplant gewesen - "mit der Option auf Fortsetzung".

Die Ansichten über die Gründe für das frühe Aus gehen freilich ein wenig auseinander. Laut Kub sollte die Pacht nach den ersten Monaten deutlich angehoben werden, auch sei einiges zu reparieren gewesen. "Die Heizung hat gesponnen und einige Küchengeräte hätten ausgetauscht werden müssen."

Die Zahl der Gäste allerdings sei gut gewesen. Dem Verwalter zufolge gab es dagegen nie Gespräche über eine Fortführung, auch sei kein Pachtbetrag genannt worden. In der Tat aber habe man diese für die "Probemonate" sehr niedrig gestaltet. Es sei auch anfangs gut gelaufen, doch bald habe man gesehen, dass daraus nichts werden würde, so Stieler. "Der Service war schlecht, die Küche unter aller Kanone."

Das habe er sowohl selbst festgestellt als auch von Freunden bestätigt bekommen. Nach Stielers Ansicht waren die Betreiber von den Nebenkosten überfordert. "Klar, ein so großes Haus hat hohe Heizkosten."

Nach insgesamt drei gescheiterten Verpachtungen wollen der Verwalter und die Eigentümerin nach eigenen Worten bei der Auswahl der Pächter einerseits genauer hinschauen. Noch lieber wäre ihnen aber noch etwas anderes: der Verkauf des Objekts. Man sei mit einigen Kaufinteressenten im Gespräch, sagt Stieler. "Allerdings liegen die Ideen über den Preis zu weit auseinander."

Auf jeden Fall habe die Eigentümerin, die zum großen Teil aufgrund der Enttäuschung über Wörnbrunn ins Ausland gegangen sei, "kein großes Interesse mehr daran, die Liegenschaft zu behalten". "Sie hat ja mit der Renovierung Herzblut reingesteckt. Jetzt möchte sie lieber nichts mehr damit zu tun haben."

Die Enttäuschung, von der Stieler spricht, war die Verhinderung eines Reiterhofs und eines Wellness-Hotels durch die Gemeinde. Diese machte von ihrem Vorkaufsrecht für die umliegenden Grundstücke Gebrauch.

Ein Sterne-Koch müsste her

Eine Alternative zum Verkauf ist laut Stieler, einen guten Gastronom zu finden. "Das bayerisch-bäuerliche geht nicht mehr, es müsste schon ein In-Gastronom sein." Ein Sterne-Koch etwa. Auf Bierkonsum sei an diesem Ort jedenfalls nicht mehr zu setzen, da Gäste nur mit Auto oder Fahrrad hinkommen. Eine Brauerei als Käufer kommt somit laut Stieler auch eher nicht in Frage. Die jetzige Eigentümerin hatte das Gasthaus ihrerseits von einer Brauerei gekauft. "Die wollen ihre Immobilien eher loswerden", so der Verwalter.

Als Käufer nicht in Frage kommt auch die Gemeinde Grünwald, wie Bürgermeister Jan Neusiedl (CSU) der SZ sagte. Und das nicht einmal wegen des Preises, den sie womöglich verkraften könnte. Es liegt vielmehr daran, dass die Gemeinde das Gebäude einem kommunalen Zweck zuführen müsste. Dafür aber gebe es keinen Bedarf. "Es ist einfach ideal für ein Hotel und eine Gaststätte", so Neusiedl.

Es gibt keinen direkten Nachbarn mehr, der sich über Lärm beschweren könnte, wie das früher der Fall war. Auch die Traglufthalle, in der zeitweise Flüchtlinge untergebracht waren, ist seit langem abgebaut. Eigentlich ist die Situation perfekt für eine erfolgreiche Gastronomie, findet Neusiedl.

© SZ vom 16.02.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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