Verkehrsbelastung:Ruhe gibt es nicht für viel Geld

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Am westlichen Tunnelportal sollen Lärmschutzwände die Gräfelfinger Anwohner abschirmen. Doch die Umsetzung verzögert sich. (Foto: Robert Haas)

Gräfelfing stellt eine größere Summe für Lärmschutzmaßnahmen an der A 96 zur Verfügung - doch bei der Umsetzung ist die Gemeinde auf die Autobahn GmbH angewiesen.

Von Annette Jäger, Gräfelfing

Für die einen ist sie Fluch, für die anderen Segen, für manche auch beides - es ist eine Frage der Perspektive. Die Rede ist von der Lindauer Autobahn, die durch Gräfelfing führt. Vor allem Gewerbebetriebe schätzen die geniale Verkehrsanbindung durch die A 96, unmittelbare Anwohner beklagen dagegen den Dauerlärm. Lärmschutzmaßnahmen an der Autobahn muss die Gemeinde selbst bezahlen. Das ist für die wohlhabende Kommune gar kein großes Problem - mehr als eine Million Euro sind im Haushalt eingeplant.

Schwieriger ist, dass viele Maßnahmen von der Zustimmung und vom Arbeitstempo der Autobahn GmbH des Bundes abhängig sind. Wie zäh das Unterfangen ist, zeigt sich jetzt wieder: Die Sanierungsarbeiten am Autobahntunnel sollten durch die Autobahn GmbH eigentlich schon 2023 abgeschlossen sein. Jetzt werden sie voraussichtlich erst 2024 beginnen und sich bis ins Jahr 2025 ziehen. Für die Gräfelfinger ist das ein Rückschlag. Sie wollten die Bauarbeiten nutzen, um Lärmschutzmaßnahmen am Tunnelportal umzusetzen. Und die dringend gewünschte Geschwindigkeitsmessanlage am Tunnelportal wurde erst einmal abgelehnt.

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Der Autobahnlärm liegt wie ein Grundrauschen über der Kommune. Die Autobahn sei an ihrer "Kapazitätsgrenze", sagt Bürgermeister Peter Köstler (CSU). Das werde jeden Morgen am Stau in Richtung Landeshauptstadt sichtbar. Vor allem den Lkw-Lärm in der Nacht empfinden Anwohner als belastend. Aber auch am Wochenende reiße der Verkehrsfluss nicht mehr ab, da sei der Ausflugs- und Reiseverkehr besonders groß.

Viele Gräfelfinger würden sich den "großen Wurf" wünschen, wie Köstler es ausdrückt. Es wäre der Deckel auf der Autobahn: ein langer Tunnel, der die Strecke durch das Gemeindegebiet abdeckt. Doch der sollte schon 2015 mehr als 100 Millionen Euro kosten, die Gemeinde hätte ihn alleine bezahlen müssen, das schien dann doch utopisch. Stattdessen sollen es jetzt Einzelmaßnahmen richten.

Eine davon sind Lärmschutzwände, die im Zuge der Tunnelsanierung auf der Autobahnbrücke am westlichen Tunneleingang installiert werden sollen. Weitere Wände sollen auf der Böschung am Tunneleingang die Lücken in der bereits bestehenden Lärmschutzwand schließen. Das würde vor allem mehr Ruhe für die Anwohner in der Maria-Eich-Straße bringen. Die notwendigen Baumfällarbeiten sind längst erledigt.

Die Geschwindigkeitsmessung scheitert am Innenministerium

Die Gräfelfinger haben noch mehr auf der Wunschliste: eine schallabsorbierende Beschichtung der Tunnelinnenwände zum Beispiel. Ob sich das technisch umsetzen lässt, werde gerade noch geprüft, sagte Köstler. Enttäuschend gestaltet sich der Kampf um die Geschwindigkeitsmessanlage. Die Gräfelfinger haben schon einmal den Vorstoß gemacht, eine mobile Anlage anzuschaffen. Diese wurde abgelehnt, weil es nicht genug Haltebuchten an der Autobahn gab, um sie sicher aufzustellen. Jetzt sollte es eine festinstallierte Anlage am Tunnelportal sein.

Da die Tunneltechnik ohnehin rundum erneuert werde, müsse es doch machbar sein, eine Geschwindigkeitskontrolle zu integrieren, dachte Köstler. Er ist sich sicher, dass die Anlage eine Auswirkung auf das Fahrverhalten habe. Das Anliegen wurde bis ins bayerische Innenministerium verhandelt, die Antwort von dort lautet laut Köstler aktuell Nein. Ein Grund seien Genehmigungsschwierigkeiten bei Messtechniken. Ein anderer könnte sein, dass sich natürlich viele Kommunen eine solche Messanlage wünschen, sagt Köstler. Vielleicht sei es gar nicht gewünscht, dass Gräfelfing beispielhaft vorangeht.

Köstler will dranbleiben und die Verzögerung der Bauarbeiten für einen späteren, weiteren Vorstoß nutzen. Vielleicht hätten sich bis dahin Genehmigungsfragen geklärt, hofft er. Eine gute Nachricht gibt es allerdings: Der Flüsterasphalt am Eingang und Ausgang des Tunnels wird auf jeden Fall aufgetragen, allerdings erst, wenn die Sanierungsarbeiten fertig sind. Unterdessen hat Köstler noch eine Lärmquelle an der Autobahn ausgemacht, nämlich dort, wo die Würm unter der Autobahn durchfließt, kurz vor der Brücke der Pasinger Straße über die Autobahn. Er lasse gerade untersuchen, ob dort Lärmschutzmaßnahmen möglich wären. Eines ist sicher: Eine Umsetzung würde dauern.

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