Neue Flüchtlingsunterkünfte:"Einfach, aber lebenswert"

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Die neuen Unterkünfte für Asylbewerber in Gräfelfing sind die ersten ihrer Art im Landkreis. (Foto: Robert Haas)

Solide, ansehnliche Häuser statt Traglufthalle oder Container: In Gräfelfing besichtigen Politiker und interessierte Bürger die neue Flüchtlingsunterkunft. Baugleiche Einrichtungen in anderen Landkreisgemeinden sollen folgen.

Von Annette Jäger, Gräfelfing

Die Matratzen sind noch in Plastikfolie verpackt, Handtücher liegen in Kisten, ein Set Kochtöpfe steht schon in der Küche bereit - die neue Flüchtlingsunterkunft an der Großhaderner Straße wartet nur noch auf ihre Bewohner. Interessierte Bürger konnten die Unterkunft bei einem Tag der offenen Tür am Mittwoch schon mal in Augenschein nehmen. Viele konnten dem zustimmen, was Landrat Christoph Göbel (CSU) feststellte: "Es ist eine Art Dorf entstanden."

Mit dem Bau der Unterkunft in Gräfelfing verfolgt der Landkreis München einen völlig neuen Ansatz bei der Flüchtlingsunterbringung, wie Göbel betonte. Statt in Traglufthalle oder Containern werden die Menschen hier und bald auch andernorts in soliden, ansehnlichen Häusern leben - "einfach, aber lebenswert", wie Bürgermeisterin Uta Wüst von der Interessengemeinschaft Gartenstadt Gräfelfing es ausdrückte. Es sind sieben Häuser in Modulbauweise entstanden, die Platz für 208 Menschen bieten. In jedem Haus finden sich vier Wohnungen, verteilt auf zwei Stockwerke; in jeder Wohnung werden acht Menschen zusammenleben.

Die Häuser sind um eine Art Dorfplatz gruppiert

Von außen sind die Häuser mit Holz verkleidet, sie sind um eine Art Dorfplatz angeordnet. Das hatte sich die Gemeinde Gräfelfing so gewünscht. Der Platz soll Begegnungsfläche sein, hier sind Bänke und ein paar Spielgeräte für Kinder vorgesehen. In einem der Häuser werden der Sicherheitsdienst wie auch der Betreuer der Gemeinde untergebracht, der ständiger Ansprechpartner sein soll.

Der Besucherandrang war riesig, es waren viele Gräfelfinger gekommen, aber auch Flüchtlinge, die derzeit in der Turnhalle des Sportvereins leben und in die neue Bleibe umziehen werden. Und die Wohnungen fanden: Jede ist mit zwei Bädern ausgestattet, mit zwei Schlafzimmern für jeweils vier Personen und einer gemeinsamen Wohnküche mit Waschmaschine. Geheizt wird über die Decke, die Häuser sind an das Fernwärmenetz angeschlossen.

Die Wohnungen sind einfach und schlicht, aber trotzdem heimelig: Böden und Wände sind aus Holz, Türen, Küche und Mobiliar in schlichtem Weiß gehalten. Trotz wenig Raum ist Privatsphäre gegeben. Ausgedacht hat sich das Fertighaus-Objekt das Starnberger Immobilienunternehmen Ehret und Klein. "Es ermöglicht den Familien in Selbstbestimmtheit zu leben", sagt Göbel. Derzeit muss der Landkreis jede Woche 145 Menschen unterbringen, im nächsten Jahr werden mehr als 9000 Flüchtlinge erwartet, lauten die neuesten Zahlen aus dem Landratsamt.

Östlich von München enstehen mehrere fast identische Siedlungen für Flüchtlinge

Das Gräfelfinger Modell gilt als Pilotprojekt, im Landkreis München werden noch weitere solcher Unterkünfte entstehen - nicht nur in der Nachbargemeinde Planegg, sondern unter anderem auch in Höhenkirchen-Siegertsbrunn, Ottobrunn, Haar und Taufkirchen.

Voraussichtlich Anfang Januar können die Flüchtlinge aus der Turnhalle in die neuen Wohnungen in Gräfelfing umziehen. Dem ehrenamtlichen Helferkreis ist es gelungen, Kontakt zu jenen Flüchtlingen zu halten, die inzwischen in die Traglufthalle nach Oberhaching umziehen mussten; ein Großteil von ihnen wird jetzt zurück nach Gräfelfing kommen. "Da ist ein Meisterstück der Logistik gelungen", lobte Wüst.

© SZ vom 17.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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