Garching:Der weite Weg zum ersten Windrad

Lesezeit: 2 min

Während die Grünen schnell weitere Rotoren planen wollen, verzögert sich die Genehmigung der geplanten Anlage westlich des Forschungsgeländes.

Von Irmengard Gnau, Garching

Die Windkraft erhitzt die Gemüter in Garching. Angesichts der weltpolitischen Lage dringen die Grünen darauf, dass die Stadt beim Ausbau der Windkraft rascher voranschreiten soll. Die Stadtratsfraktion hat beantragt, den Flächennutzungsplan zu ändern und weitere Flächen für Windenergie festzulegen, am besten gleich Bebauungspläne für weitere Anlagen aufzustellen. Das aber geht Bürgermeister Dietmar Gruchmann (SPD) und der Mehrheit des Stadtrats zu schnell. Der Vorschlag der Grünen soll daher zunächst im Bauausschuss fachlich und ausführlich diskutiert werden. Bei dem vorgeschlagenen Gebiet handelt es sich insbesondere um Flächen südlich des Schleißheimer Kanals und westlich der Autobahn A9, die bislang zum Teil von Dirnismaninger Landwirten bestellt werden.

Nach Ansicht des Bürgermeisters soll sich die Stadt zunächst auf das Windrad konzentrieren, das die Firma Ostwind aus Regensburg westlich des Forschungsgeländes errichten will. Für die Anlage, die bis zu 250 Meter hoch werden soll, hat der Garchinger Stadtrat im Januar 2021 einen konkreten Bebauungsplan auf den Weg gebracht - als erste Kommune im Landkreis, wie Gruchman betont. Nun aber verzögert sich das Verfahren. Wie die Garchinger Stadtverwaltung erklärt, verwehrt das Landratsamt dem Investor Ostwind bislang den Bescheid zur luftfahrtrechtlichen Vereinbarkeit des Projekts; der Standort des Windrads liegt unweit des Oberschleißheimer Flughafens, von dem aus unter anderem die Hubschrauberstaffel der Polizei startet. Ostwind stehe dazu nun im Dialog mit dem Landratsamt. Der Investor sei zuversichtlich, die Fragen lösen zu können - "aber das dauert halt", erklärte der Garchinger Bauamtsleiter Klaus Zettl im Stadtrat.

Der negative Vorbescheid hat jedenfalls dazu geführt, dass die nötigen artenschutzrechtlichen Untersuchungen noch nicht begonnen haben. Dadurch wird sich das weitere Verfahren wohl um ein Jahr verzögern. Bei optimalem Planungs- und Genehmigungsverlauf hatte Ostwind bisher mit einer Inbetriebnahme frühestens 2025 gerechnet. Angesichts der zu befürchtenden Verzögerung mahnte Grünen-Fraktionssprecher Hans-Peter Adolf an, für mögliche weitere Windkraftanlagen möglichst rasch Fakten zu schaffen. Er verwies auf die auch im Landkreis spürbaren Folgen eines veränderten Klimas, etwa Waldschäden durch anhaltende Trockenheit oder Hochwasser.

Im Stadtrat überwog jedoch die Meinung, vor weiteren Flächenfestlegungen zunächst noch einmal zu diskutieren und die Erfahrungen aus dem laufenden Verfahren beim ersten Windrad zu nutzen. Gruchmann verwies zudem darauf, dass die bayerische Regierungspartei CSU nun zumindest einen sanften Wandel ihrer Windkraftpolitik vollzogen und die bisher gültige 10H-Regelung abgeschwächt hat: In Vorranggebieten für Windkraft müssen Windräder künftig nur noch einen Mindestabstand von 1000 Metern zu Wohnhäusern haben. Dies dürfte allerdings in Niederbayern stärker greifen als in der dicht besiedelten Region rund um München. Hier bleibt Kommunen, wollen sie die 10H-Beschränkung umgehen, weiterhin das Instrument, das Garching genutzt hat: in Vorrang- oder Vorbehaltsgebieten einen konkreten Bebauungsplan für Windkraftanlagen aufzustellen.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: