Sportstätten:Konkurrenz behindert das Training

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Die Fortuna Unterhaching hat inzwischen viele Jugendmannschaften - entsprechend eng wird es im Sportpark der Gemeinde, den auch die Spielvereinigung nutzt. (Foto: Claus Schunk)

In Unterhaching gibt es inzwischen so viele Fußballmannschaften, dass die Übungsplätze nicht mehr ausreichen, die sich Spielvereinigung und Fortuna teilen. Manche zweifeln an, dass es dabei gerecht zugeht.

Von Iris Hilberth, Unterhaching

Fußball steht bei Kindern und Jugendlichen nach wie vor hoch im Kurs. Das ist in Unterhaching nicht anders als in anderen Gemeinden, mit der hochklassigen Spielvereinigung und breit aufgestellten Fortuna ist Fußball hier vielleicht sogar noch etwas populärer als anderswo. Doch gibt es in der Gemeinde inzwischen zu viele Mannschaften für zu wenige Plätze. Und das ist insbesondere in den Wintermonaten ein Problem. Denn der 26 000-Einwohner-Ort besitzt nur einen einzigen Allwetterplatz.

So richtig grün sind sich die beiden Vereine wohl nicht. Was nicht ungewöhnlich ist, wenn in einer Stadt oder einem Dorf zwei Fußballklubs in Konkurrenz stehen. Prominente Beispiele dafür gibt es viele. Die Fortuna Unterhaching ist ein noch relativ junger Verein, der sich 1992 aus der einst dritten Mannschaft der Spielvereinigung gegründet hatte, mit dem Vorhaben, dem Leistungssport-orientierten Fußball ein Breitensportangebot entgegenzusetzen. Im selben Jahr wurde der Sportpark mit dem Stadion fertiggestellt, sodass sich zunächst auch Kapazitäten auf dem Sportplatz in der Grünau neben der Hachinga Halle ergaben. "Wir wollen auch heute nicht so elitär sein", sagt der Vorsitzende Florian Darchinger. Die erste Mannschaft der Fortuna spielt aktuell in der Kreisklasse München, die Spielvereinigung in der Dritten Liga.

Die Fortuna Unterhaching entwickelte sich in den vergangenen 30 Jahren vor allem zu einem Verein mit vielen Jugendmannschaften. Auch Mädchen spielen hier Fußball. Die Kleinsten stehen schon im Alter von vier Jahren auf dem Platz, die Nachfrage ist groß. Nach Auskunft der Gemeinde hat Fortuna aktuell 599 aktive Sportler und Sportlerinnen, die Spielvereinigung mit 624 nur wenige mehr. Allerdings hat die Fortuna einen höheren Anteil an Unterhachinger Aktiven (83,5 Prozent), während bei der Spielvereinigung nur 58,7 Prozent ihren Wohnsitz in der Gemeinde haben. Der Anteil an Jugendlichen unter 18 Jahren ist hingegen bei der Spielvereinigung höher (93,3 Prozent) als bei der Fortuna (63,8 Prozent). Die aber kann dagegenhalten, dass vor allem Unterhachinger Kinder, nämlich 341, was 89,3 Prozent entspricht, bei ihnen im Verein spielen, während bei der Spielvereinigung mit 203 Kindern und Jugendlichen aus dem Ort nur 33,8 Prozent aus der Gemeinde kommen. Diese Zahlen teilte das Rathaus auf Anfrage der Grüne im November 2023 mit.

Florian Darchinger ist Vorsitzender der Fortuna und sieht in der Spielvereinigung zunehmend eine Konkurrenz im Breitensport. (Foto: Claus Schunk)

Nun stellt sich die Frage, was diese Daten über eine gerechte Platzverteilung aussagen. Denn mit dieser Forderung sind die Verantwortlichen der Fortuna an die Gemeinderatsfraktionen herangetreten. Die Grünen und die fraktionslose Gemeinderätin Julia Stifter wollen erreichen, dass möglichst alle Kinder, die in Unterhaching Fußball spielen wollen, dies auch können. Aufgrund der Platzknappheit musste die Fortuna nämlich für einige Mannschaften einen Aufnahmestopp erlassen. In ihrem im März gemeinsam gestellten Antrag im Gemeinderat heißt es: "Die Verteilung der gemeindlich finanzierten Plätze sollte unserer Meinung nach auch den Anteil an Unterhachinger Kindern widerspiegeln."

Doch auch die Spielvereinigung hat seit etwa vier Jahren wieder vermehrt Breitensport-Mannschaften am Start. Worüber man bei der Fortuna nicht besonders begeistert ist. "Wir hätten uns super ergänzen können", findet Darchinger. So aber sind es inzwischen insgesamt mehr als 50 Teams, die sich einen einzigen Allwetterplatz teilen müssen. Richard Raiser, Unterhachings Dritter Bürgermeister, Sportbeauftragter der CSU-Fraktion und selbst Fußball-Schiedsrichter, attestiert beiden Vereine eine "hervorragende Jugendarbeit", betont aber auch: "Es ist primär unsere Anliegen, dass die Sportstätten, die aus Steuermitteln erhalten werden, auch von Unterhachinger Kindern genutzt werden können." Als beste Lösung sieht Raiser wie auch die Grünen und die Vertreter beider Vereine daher einen weiteren Allwetterplatz. Doch die Gemeinde ist knapp bei Kasse und dreht aktuell jeden Cent um.

Auch die Spielvereinigung setzt inzwischen stark auf Jugendarbeit. (Foto: Sebastian Gabriel)

Das weiß man auch bei der Fortuna. Doch sieht Darchinger nicht nur die derzeitigen Engpässe auf dem Kunstrasen. Er befürchtet, dass sich das Problem für seinen Verein noch verschärfen könnte, wenn der schon lange verhandelte Verkauf des Sportparks an die Spielvereinigung tatsächlich demnächst vollzogen wird. Zwar war zunächst immer nur von der Veräußerung des Stadions die Rede gewesen. Doch zuletzt wurde auch über den Verkauf des gesamten Areals diskutiert, auf dem nun mal auch die Plätze liegen, die die Fortuna dort nutzt, nämlich ein Rasenplatz und der Allwetterplatz.

Die Fortuna fürchtet, vom Wohlwollen der Spielvereinigung abhängig zu werden

Und dann? Dann wäre die Fortuna vom Wohlwollen der Spielvereinigung abhängig und müsste befürchten, in den attraktiven Zeiten zwischen 16 und 20 Uhr nicht mehr zum Zug zu kommen. Da die Kinder und Jugendlichen heutzutage länger in der Schule und Mittagsbetreuung und zudem die Übungsleiter ehrenamtlich tätig sind, spielt sich der gesamte Trainingsbetrieb in diesen vier Stunden ab. Ein freier Platz zwischen 10 und 16 Uhr nützt niemandem etwas. Darchinger betont daher: "Für uns ist es wichtig, dass die Vergabe weiter über die Gemeinde läuft."

Die Chefs der Spielvereinigung: Präsident Manfred Schwabl (links) und sein Vize Peter Wagstyl wollen sich einem Dialog mit der Fortuna nicht verschließen. (Foto: Claus Schunk)

Gegenwärtig ist der gewünschte zweite Allwetterplatz im Rathaus kein Thema. Bürgermeister Wolfgang Panzer (SPD) machte in der jüngsten Gemeinderatssitzung klar, dass er den auch gerne hätte, Geld dafür allerdings keines habe. Die Grünen und die fraktionslose Julia Stifter finden, man könnte ja wenigstens mal gemeinsam über diesen Kapazitätsengpass sprechen, und regten die Einrichtung eines Runden Tisches an. "Wir versperren uns da keinem Dialog", sagt Hachings Vize-Präsident Peter Wagstyl. Er sieht aber auch, dass das Problem eigentlich nur mit einem weiteren Platz gelöst werden könnte, weil es eben so viele Mannschaften gebe.

Darchinger ist skeptisch: "Wir sind die Kleinen und haben weniger zu melden", sagt der Fortuna-Chef. Auch Raiser sagt: "Zusammensetzen kann man sich, vielleicht räumt dies das eine oder andere Missverständnis aus dem Weg, es bringt aber nicht die Lösung, denn es nützt nichts, die Trainingszeiten um eine halbe Stunde hin- oder herzuschieben." Trotz knapper Kasse findet Raiser es wichtig, dass die Fußballvereine einen weiteren Platz bekommen.

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