Streit um Erdwärmespeicher:Nutzloses Schwarzer-Peter-Spiel

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Statt sich zu streiten und nur Lippenbekenntnisse für die Energiewende abzugeben, sollten die Verantwortlichen einen echten Dialog suchen.

Kommentar von Annette Jäger, Gräfelfing/Planegg

Es klang wie ein Bekenntnis, das Hoffnung auf eine bessere Zukunft macht: Um die Energiewende zu schaffen, müssen Kommunen über ihre Gemeindegrenzen hinaus zusammenarbeiten. Viele Bürgermeister haben in den vergangenen Monaten immer wieder ihren Willen zu interkommunaler Zusammenarbeit beschworen. Doch in der Praxis ist es, wie so oft, viel komplizierter. Das zeigt sich jetzt im Würmtal. In der aktuellen Auseinandersetzung zwischen den Gemeinden Gräfelfing und Planegg und dem Kiesunternehmen Glück dreht sich seit Monaten alles um eine Vertragsfrist für die Wiederverfüllung der Kiesgrube.

Jeder schiebt dem anderen den Schwarzen Peter zu. Längst geht es nicht mehr um die Sache selbst, den Klimaschutz und die Möglichkeit mit dem Erdbecken-Wärmespeicher ein Projekt der autarken regenerativen Energieversorgung auf den Weg zu bringen; die Wirtschaftlichkeit wäre gegeben und die CO₂-Reduzierung "gigantisch", wie Experten der Uni Stuttgart in einer Machbarkeitsstudie bestätigt haben.

Das Gerangel um die Vertragsfrist ist vielmehr Ausdruck mangelnden politischen Willens beider Rathauschefs, mit vereinten Kräften für das Projekt zu kämpfen. Beide sind von diesem auch nicht überzeugt, Gräfelfings Bürgermeister zumindest nicht zum jetzigen Zeitpunkt. So ist es kein Wunder, dass gemeinsame Gespräche nicht mit Nachdruck verfolgt werden. Nicht zuletzt klingt in der Streiterei ein Rachefeldzug an: In den vergangenen Jahrzehnten haben Umweltschützer immer wieder versucht, den Kiesabbau im Würmtal zu verhindern. Vor diesem Hintergrund fühlt sich die Firma Glück nicht genötigt, das Projekt der grünen Gruppierungen zu unterstützen.

Solange es allen Akteuren nicht um das große Ganze geht, sondern sie im kleinteiligen Zwist vor Ort stecken bleiben, wird die viel beschworene interkommunale Zusammenarbeit ein Lippenbekenntnis sein. Für eine Energiewende, die über Gemeindegrenzen hinausgeht, braucht es Überzeugungstäter und echte Dialogbereitschaft von allen Beteiligten.

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