Der Experte:Beruf aus Leidenschaft

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Der Bierfächer, den Fabian Staudinger hier präsentiert, hilft dabei, Biere und ihren Stil einzuschätzen. (Foto: Claus Schunk)

Fabian Staudinger ist Bierbrauer und Sommelier bei Doemens

Von Iris Hilberth, Gräfelfing

Eine Note von Biskuit, goldgelb, leicht opal, hopfenaromatisch und ausgewogen im Nachtrunk - wenn es ums Bier geht, hat Fabian Staudinger den richtigen Riecher, den perfekten Blick und vor allem kann man ihm beim Geschmack nichts vormachen. Der 31-Jährige ist Braumeister und Biersommelier an der Doemens-Academy in Gräfelfing und kann einem so ziemlich alles über die Biere dieser Welt erzählen, über die verschiedenen Stile, die Herstellung, die Qualität und die richtige Auswahl zu bestimmten Speisen. Nur eine Frage beantwortet er grundsätzlich nicht: die nach seinem Lieblingsbier.

Scherzhaft sagt er dann: "Das Freibier", um sogleich aber zu ergänzen: "Ich habe weder eine Lieblingsmarke noch einen Lieblingsstil. Es gibt für jede Situation ein anderes richtiges Bier." Im Frühjahr, wenn er zum ersten Mal im Jahr im Biergarten sitze, gebe es nichts Besseres als ein frisches Weißbier. Im Winter hingegen genieße er einen schönen dunklen Bock. Auch einem guten, norddeutschen Pils ist er nicht abgeneigt. "Wichtig ist, dass es ein gutes Bier ist, handwerklich solide", sagt er.

Staudinger, in der Branche eigentlich nur als "der Staudi" bekannt, ist im Bayerischen Wald aufgewachsen. "Schon in der 9. Klasse wusste ich, dass ich ein Handwerk lernen möchte, am liebsten etwas, das mit Nahrungsmittel und Genuss zu tun hat", erzählt er. Bäcker wäre da noch in Frage gekommen, doch aufgrund einer Staubempfindlichkeit schied diese Möglichkeit aus. "Mit 16 Jahren habe ich dann zum Bier gefunden", meint er schmunzelnd.

Tatsächlich hat eine Brauereibesichtigung mit der Klasse sein Interesse an dieser Branche geweckt. "Ich war damals davon beeindruckt, wie aufwendig das Bierbrauen ist", so Staudinger. Er absolvierte also eine Lehre bei der Privatbrauerei Falter in Regen und blieb weitere zwei Jahre als Geselle. 2009 wechselte er an die Doemens-Akademie und war mit 23 staatlich geprüfter Brau- und Getränketechnologe, also Braumeister.

Schließlich folgte noch die Fortbildung zum Biersommelier, denn allein die Arbeit als Braumeister war "Staudi" zu technisch. Auch habe ihn schon während seiner Ausbildung die "eingeschränkte Denkweise" im sehr traditionellen Bayern gestört. "Es gibt nicht nur Helles und Weißbier, sondern sehr viele interessante Biere." Vor allem wollte er die Leidenschaft für das Genussmittel transportieren, Bier erklären, indem er nicht nur die Inhaltsstoffe erläutert, sondern mit Geschichten Emotionen weckt. Ein Biersommelier sei das Bindeglied zwischen Produktion und Kunde, erklärt er. Staudinger ist selbst Dozent an der Doemens Academy und er sagt: "Es ist ein Beruf mit Leidenschaft und immer noch mein Traumberuf."

© SZ vom 19.10.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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