Astra Zeneca:Der Nächste bitte!

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Liegt auf Halde, das heißt im Kühlschrank: der Corona-Impfstoff von Astra Zeneca. (Foto: Reuters)

4400 Impfdosen hat der Landkreis erhalten, doch einige lehnen das Vakzin ab - in Oberhaching sogar Ärzte

Von Iris Hilberth, Oberhaching

Wenn es ums Impfen gegen das Coronavirus geht, sind einige Menschen wählerisch: Immunisierung ja, aber bitte nicht mit jedem Impfstoff. Auch im Landkreis München kommt es immer wieder vor, dass Leute zum Termin in einem der Impfzentren erscheinen, dann aber die Ärmel wieder runterkrempeln, weil das Vakzin von Astra Zeneca in der Spritze aufgezogen werden soll. Aus Oberhaching berichtete am Dienstag der dortige Bürgermeister Stefan Schelle (CSU) in der Hauptausschusssitzung von einer Gruppe von Ärzten, die kehrtgemacht habe, weil sie den Impfstoff des schwedisch-britischen Herstellers ablehnten. "Solche Fälle gibt es immer wieder", bestätigt Gerhard Bieber von der Johanniter Unfallhilfe, die das Impfzentrum in Oberhaching betreibt.

Das nährt im Landkreis Gerüchte, die Dosen von Astra Zeneca würden ungenutzt liegen bleiben oder an Menschen verimpft, die noch lange nicht an der Reihe wären. Diese Behauptungen weisen die Johanniter und das Landratsamt entschieden zurück. "Der Impftermin wird dann wieder frei geschaltet und automatisch schnell an den nächsten Berechtigten vergeben", sagt Bieber. Wer das dann ist, darauf habe man keinerlei Einfluss, das werde allein durch den Algorithmus der Registrierungs-Software Bayimco entschieden. Auch Christine Spiegel, Sprecherin des Landratsamts, betont: "Neben Sammelterminen etwa für Angehörige von Pflege- oder Rettungsdiensten und Arztpraxen, die der Priorisierungsgruppe 1 angehören, werden die Termine für Einzelimpfungen automatisch über Bayimco generiert. Sollte in einem Impfzentrumsbereich einmal kein Impfwilliger der Gruppe 1 registriert sein, der für eine Impfung mit Astra Zeneca in Frage kommt, könnte es durchaus vereinzelt vorkommen, dass Bayimco einen registrierten Bürger aus der nächsten Priorisierungsgruppe vorschlägt. Darauf haben wir keinen Einfluss." Zudem bestehe für die Behörde keinerlei Möglichkeit, einzusehen, welche und wie viele Bürger für eine bestimmte Gruppe registriert seien.

Welcher Impfstoff bereit liegt, wissen man vorher nicht, sagt Oberhachings Bürgermeister Schelle. "Es gibt keine Wahlmöglichkeit", bestätigt Bieber. Allerdings werde an alle unter 65-Jährige in Oberhaching ausschließlich das Vakzin von Astra Zeneca verimpft. Weil die Johanniter wissen, dass es dagegen Vorbehalte gebe, versuche man aufzuklären und "immer die aktuellsten Erkenntnisse zu vermitteln", so Bieber. Zuletzt habe etwa eine Studie aus Schottland bestätigt, dass zu 94 Prozent das Risiko einer Krankenhauseinlieferung verhindert würde. Gegen die Angst vor stärkeren Nebenwirkungen erläutern die Johanniter: "Das sind normale Impfreaktionen wie Gelenkschmerzen, Schüttelfrost und Fieber. Und die sind bei Jüngeren aufgrund eines besseren Immunsystems stärker als bei Älteren."

Welchen und wie viel Impfstoff der Landkreis München geliefert bekommt, darauf hat das Landratsamt laut Behördensprecherin Spiegel keinerlei Einfluss. Auch erfahre die Behörde immer erst sehr kurzfristig, wann und wie viel von welcher Sorte geliefert werde. Die Regierung von Oberbayern teilt die Vakzine nach Bevölkerungsproporz zu. Vom Impfstoff Astra Zeneca hat der Landkreis Spiegel zufolge einschließlich der Lieferung am Mittwoch 4400 Impfdosen erhalten. Das Vakzin werde gleichmäßig an die drei Impfzentren verteilt, die jeweils ungefähr dieselbe Anzahl Menschen zu versorgen haben.

Für über 80-Jährige, denen der Weg ins Impfzentrum aufgrund ihrer körperlichen Verfassung zu beschwerlich ist, organisiert das Landratsamt von März an mit den Kommunen und den Betreibern der Impfzentren in den Städten und Gemeinden Impftage.

© SZ vom 25.02.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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