Das Corona-Jahr:Omikron schlägt Delta

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Es dauert seine Zeit, bis die Impfkampagne im Landkreis München anläuft. (Foto: Sebastian Gabriel)

Im Landkreis München spiegelt sich die Entwicklung der Pandemie wie im Brennglas wider - von der anfangs holpernden Impfkampagne bis zur neuesten Virusvariante.

Von Martin Mühlfenzl, Landkreis

So vieles wiederholt sich in dieser Pandemie, die das Land immer noch fest im Griff hält - und manches klingt wie ein Treppenwitz der Geschichte. "Englische Virusmutation alarmiert Landrat" titelt am 4. Februar die Süddeutsche Zeitung im Landkreis. Zuerst berichtet Oberhachings Bürgermeister Stefan Schelle (CSU), dass es in seiner Gemeinde einen Verdachtsfall auf eine Corona-Infektion mit der britischen Alpha-Variante gibt, kurz darauf bestätigt Landrat Christoph Göbel (CSU), dass es im gesamten Landkreis drei Verdachtsfälle seien. Alpha? Klingt wie ein längst vergessenes Kapitel dieses pandemischen Albtraums, der mehr als elf Monate später unter dem Namen "Omikron" wiederkehrt.

Als das neue Jahr anbricht, vermeldet das dänische Königshaus, Königin Margarete II. sei gerade gegen das Coronavirus geimpft worden. Im Landkreis sind da bereits seit fünf Tagen mobile Impf-Teams unterwegs, um Bewohnerinnen und Bewohner in Alten- und Pflegeheimen zu immunisieren. Während Mitarbeiter der Bauhöfe die Straßen von den wenigen Überresten von Silvesterfeuerwerk reinigen, das ja eigentlich verboten war, berechnet das Robert-Koch-Institut am Neujahrstag für den Landkreis eine Sieben-Tage-Inzidenz von etwas mehr als 160 und damit in etwa im bayerischen Schnitt. Und das Land liegt noch winterfest im Lockdown.

Im bevölkerungsreichsten Landkreis des Freistaats spiegeln sich ja viele Entwicklungen wie im Brennglas wider. Bei Wahlergebnissen ist das so - und natürlich auch bei dieser Pandemie.

Bereits im Januar beginnen im Landkreis die Infektionszahlen kontinuierlich zu sinken, wenn auch weiter auf hohem Niveau. Doch es überwiegen in dieser Zeit die guten Nachrichten. Anfang Februar etwa berichtet der Leiter des Lore-Malsch-Hauses in Hohenbrunn, Jan Steinbach, sein Alten- und Pflegeheim sei durchgeimpft. Am 1. März dürfen Friseure wieder öffnen, Blumengeschäfte, Baumärkte, Gärtnereien können ebenfalls wieder aufsperren. Im Landkreis München, in dem die Inzidenz zu dieser Zeit unter dem Wert von 100 liegt, darf im Instrumental- und Gesangsunterricht auch wieder musiziert werden - und auch die Schulen öffnen wieder im Wechselunterricht.

Anfang Mai steht das Impfzentrum der Johanniter in Oberhaching in Flammen. (Foto: Claus Schunk)

Was zu dieser Zeit allerdings fehlt, ist ausreichend Impfstoff, um die Nachfrage nach Immunisierungen bedienen zu können. Das ändert sich auch im April noch nicht, als die Hausärzte in die Impfkampagne einsteigen und von Impfwilligen geradezu überrollt werden; Mediziner wie der Unterschleißheimer Hausarzt Friedrich Kiener üben heftige Kritik an der holpernden Impfstoffbesorgung der damals noch schwarz-roten Bundesregierung. Anfang Mai brennt dann noch das Impfzentrum in Oberhaching aus, doch den Johannitern, die das Zentrum betreiben, gelingt es binnen weniger Stunden, den Betrieb in der Sportschule wieder hochzufahren.

Ohnehin sind es neben den niedergelassenen Medizinern vor allem die Ehrenamtlichen und Angestellten der Rettungsdienste - der Johanniter, Malteser und des Roten Kreuzes -, die maßgeblichen Anteil daran haben, dass die Impfkampagne dann doch an Fahrt aufnimmt, auch weil im Mai die Priorisierung wegfällt. Was folgt, ist ein deutlicher Schub bei den Immunisierungen, ein Ende nahezu aller Beschränkungen und ein Sommer, in dem die Normalität zurückkehrt.

Auf umso mehr Unverständnis stößt die Entscheidung der Staatsregierung im Oktober, drei der vier Impfzentren im Landkreis dicht zu machen - nur das in Haar bleibt vorerst bestehen. Eine Entscheidung, die von der Staatsregierung Anfang Dezember rückgängig gemacht wird: Der Freistaat erklärt sich bereit, den Betrieb von zwei zusätzlichen Impfzentren in Oberhaching und Unterschleißheim erneut zu finanzieren. Und das ist angesichts der Infektionslage, die sich seit Oktober zuspitzt auch dringend nötig. Am 13. Dezember meldet das Landratsamt den ersten Verdachtsfall - auf Omikron.

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