Bauernprotest:Der Widerstand glimmt weiter

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Zwei Feuer lodern am Donnerstagabend als Zeichen des Protests bei der Mahnwache der Landwirte auf Gut Keferloh. (Foto: Claus Schunk)

Am Ende einer Woche der Demonstrationen und Protestzüge lodern bei Keferloh zwar Feuer, aber die Stimmung unter den Teilnehmern ist friedlich. Und der Kreisobmann der Bauern verspricht: "Wir wollen keinen Aufstand."

Von Martin Mühlfenzl, Grasbrunn

Es brennt im ganzen Land. Und am Donnerstagabend brennen auch in Keferloh zwei Feuer - in massiven, gusseisernen Schalen. Hinter den lodernden Flammen blinken grellgelb rotierende Lichter auf Traktoren, die in dem Weiler bei Grasbrunn in Reih und Glied aufgestellt und mit Plakaten versehen sind. Um die Feuerschalen haben sich Dutzende Landwirte, Bäuerinnen, Maschinenbauer und auch einige Handwerker und Lastwagenfahrer versammelt. Die Stimmung auf dem ehemaligen Gut ist friedlich - teilweise sogar ausgelassen. "Weil wir so viel Solidarität spüren, aus der ganzen Bevölkerung", sagt der Kreisobmann der Bauern im Landkreis München, Anton Stürzer, im Licht der Flammen, während auf der Bundesstraße B 471 ein Lastwagenfahrer hupend zum Solidaritäts-Gruß ansetzt.

An Tag vier der deutschlandweiten Bauernproteste gegen die geplanten Subventionskürzungen beim Agrardiesel und der Kfz-Steuer hat der Grasbrunner Landwirt und Dritte Bürgermeister Johannes Bußjäger zur Mahnwache nach Keferloh eingeladen. Und Bauern und Unterstützer aus dem Landkreis München sind ihm in großer Zahl gefolgt: Mehr als 200 Menschen tummeln sich vor Dutzenden Traktoren. Unterstützung zeigen in Keferloh auch der CSU-Kreisvorsitzende und Bundestagsabgeordnete Florian Hahn und der Kirchheimer Landtagsabgeordnete Maximilian Böltl: Die beiden CSU-Politiker reihen sich, in dicke Winterjacken gepackt, bei den Bauern ein.

Seite an Seite: Bauernobmann Anton Stürzer und die CSU-Abgeordneten Florian Hahn und Maximilian Böltl (von links). (Foto: Claus Schunk)

Gekommen sind aber auch viele vor allem jüngere Sympathisanten. Kreisobmann Stürzer freut sich darüber, dass die Proteste auch die jungen Bäuerinnen und Bauern erreichen. "Aber wenn es ums Traktorfahren geht, ist das auch einfach", sagt er und lacht. Dann steigt er auf die Bühne und wird ernster: "Es geht um unsere Jugend, um deren Zukunft. Die müssen irgendwann mal ihre Familien ernähren", ruft der Obmann. Die Bauern machten zwar nur zwei Prozent der Bevölkerung aus, aber die Schikanen der Regierung würden sie sich nicht gefallen lassen: "Es reicht!" Stürzer macht aber auch klar, dass die Demonstrationen weiter friedlich bleiben müssten: "Wir wollen keinen Aufstand." Der größte Ärger scheint vorerst verraucht, aber der Widerstand, so viel dürfte sicher sein, glimmt weiter.

Was den Bauernobmann neben der finanziellen Gefährdung seines Berufsstandes umtreibt, ist die "mangelnde Wertschätzung", die Landwirten entgegengebracht werde. "Aber da ist, glaube ich, etwas ins Rutschen gekommen. Wir sind die Treiber, die auch die Politik dazu bringen können, etwas zu verändern", sagt Stürzer.

Dutzende Traktoren haben die Demonstranten in Keferloh aufgefahren. (Foto: Claus Schunk)

Vor Stürzer erinnert Johannes Bußjäger in einer etwas schrägen historischen Analogie an die Bedeutung von Keferloh: den ersten Keferloher Montag im Jahr 955. Dieser fand zwar nach der Schlacht auf dem Lechfeld statt, bei der das ostfränkische Reich die Ungarn zurückdrängte, war aber kein Schlachtfeld, sondern nur ein Pferdemarkt. "Heute stehen wir wieder da und jetzt müssen wir uns wehren, denn es ist etwas aus dem Ruder gelaufen. Aber friedlich", sagt Bußjäger, der zu den Freien Wählern von Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger gehört, unter dem Applaus der Landwirte. Dass so viele Menschen aus so vielen unterschiedlichen Branchen an den Demonstrationen teilnähmen, sei für das ganze Land ein gutes Zeichen, so der Grasbrunner Landwirt, der auch einen Politikwechsel in Berlin einfordert: "So kann es mit der Ampel nicht weitergehen."

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Kreisobmann Stürzer war wie so viele andere Landwirte am Montag, dem ersten Tag der Bauernproteste im ganzen Land, in München auf dem Odeonsplatz, um gegen die Politik der Bundesregierung zu demonstrieren. Am Freitag wiederum ist Stürzer morgens mit einer Abordnung des Bauernverbands nach Nürnberg zur größten Demonstration des Tages im Freistaat aufgebrochen.

Wo sich die Bauern, Handwerker und alle anderen Unterstützer bei den Protesten nicht verorten lassen wollen, sagt in Keferloh zum Abschluss der Putzbrunner Josef Jakob, der den Maschinenring Ebersberg/München-Ost leitet: "Lasst euch nicht provozieren und lasst euch nicht in die rechte Ecke drängen." Dann ist die Mahnwache auch schon wieder vorbei, nur die beiden Feuer lodern noch weit bis in den späten Abend.

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