Museumspädagogik:Dynamisch durch die Ausstellung

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Die App des Aschheim-Museums ist als zusätzliches Angebot gedacht. (Foto: Claus Schunk)

Das Aschheim-Museum und seine Exponate zur 4500-jährigen Siedlungsgeschichte der Gemeinde kann man dank einer App auch per Smartphone erkunden. Das digitale Angebot wird ständig erweitert, trotzdem soll es den Rundgang durch das Haus nicht ersetzen - sondern Lust darauf machen.

Von Anna-Maria Salmen, Aschheim

Mehrmals appellierte der Deutsche Museumsbund in der Zeit der Corona-Pandemie an die Politik: Museen seien "wichtige Erlebnis- und Bildungsorte, die für eine positive gesellschaftliche Entwicklung unverzichtbar sind". Schließungen seien fatal, sie gefährdeten nicht nur die Existenz zahlreicher Einrichtungen, sondern belasteten auch die Psyche der Menschen, für die der Besuch einer Ausstellung ein Lichtblick sein könnte. Doch das Drängen half nicht: Mehrmals mussten die Museen pandemiebedingt über Monate schließen. Auch das Aschheim-Museum durfte keine Besucher empfangen.

Und doch konnte man sich in dieser Zeit über die etwa 4500-jährige Siedlungsgeschichte der Gemeinde informieren, über steinzeitliche Grabbeigaben staunen und mittelalterliche Schmuckstücke bewundern - ganz ohne Ansteckungsgefahr, im eigenen Wohnzimmer. Denn das Aschheim-Museum hat 2021 eine App auf dem Markt gebracht, die den Besuch zumindest provisorisch ersetzte.

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Auch, wenn man seit Langem wieder die echten Objekte in den Vitrinen begutachten kann, das digitale Angebot besteht weiterhin. Museumsleiterin Anja Pütz sieht es als nützliche Ergänzung zum Rundgang durch das Haus.

Schon lange wollte die Archäologin einen Guide für das Museum entwickeln. Ursprünglich war dieser in gedruckter Form geplant, "aber Bücher sind nicht dynamisch". Viel zu schnell wäre ein solches Dokument überholt angesichts der vielen Funde, die regelmäßig in Aschheim bei archäologischen Untersuchungen ans Tageslicht gebracht werden.

Pütz glaubt zudem, dass es für Museen unerlässlich sei, mit der Zeit zu gehen. "Man muss im Internet eine gewisse Präsenz haben, um auch eine neue Klientel zu erreichen, die bisher nicht viel mit Museen am Hut hatte." Ein Audioguide, den man in eine App leicht integrieren kann, schaffe zudem Barrierefreiheit: Menschen, die mit dem Lesen der Infotafeln an den Vitrinen Probleme hätten, könnten sich den Text einfach vorlesen lassen.

Museums-Leiterin Anja Pütz möchte die App stets weiterentwickeln. (Foto: Claus Schunk)

Bereits vor der Pandemie beschloss Pütz daher, eine App zu entwickeln. Programmieren musste sie selbst nicht, sie konnte auf einen Baukasten der Landesstelle für nicht staatliche Museen zurückgreifen. Die bestehenden Vorlagen musste die Archäologin dann mit Bildern und Texten befüllen. Aufwendig war das trotzdem, zwei Jahre lang arbeitete Pütz eigenen Worten zufolge immer wieder an der App, bevor die erste Version im Februar 2021 heruntergeladen werden konnte.

Neben Informationen zu Öffnungszeiten und zur Anfahrt finden sich mittlerweile auch zwei verschiedene Führungen in der App, bei denen man entweder Station für Station durchlaufen oder sich über einzelne Bereiche des Museums informieren kann. Auch auf Englisch sind die Texte verfügbar.

Pütz betrachtet das digitale Angebot nicht als völligen Ersatz, um sich den Weg nach Aschheim zu sparen. "Eigentlich soll die App Leute ins Museum locken und zeigen, was für tolle Objekte wir haben." Die Fundstücke in echt zu betrachten, sei schließlich doch noch einmal etwas anderes als auf einem Foto. Helfen könne die App zudem bei der Vor- oder Nachbereitung eines Besuchs.

Mehr als 250 Mal wurde die App laut Pütz bisher heruntergeladen. "Sie wird also schon angenommen." Trotzdem will die Museumsleiterin noch mehr dafür werben, zumal sie sich für die Weiterentwicklung viel vorgenommen hat. Im neuen Jahr soll eine digitale Führung speziell für Kinder dazukommen. Auch die Empfehlungen zu Sehenswürdigkeiten in Aschheim sollen noch wachsen, für einzelne Stationen sind Vertiefungen geplant. Zum Beispiel soll man mit der App archäologische Methoden kennenlernen, etwa zur Erhaltung des Holzes eines alten Brunnens.

Nicht ganz ausschließen will Pütz zudem die Möglichkeit, Augmented Reality zu nutzen. Bei dieser Technik werden digitale Modelle von Ausstellungsstücken angefertigt, die zuvor von allen Seiten gescannt wurden und dann dreidimensional in der App angezeigt werden. Der Nutzer kann das Objekt dann drehen und von allen Seiten betrachten. Pütz kann sich das für das ein oder andere Fundstück im Aschheim-Museum durchaus vorstellen. Gut möglich, dass man demnächst einen Trinkbecher aus der Eisenzeit oder mittelalterlichen Schmuck auf dem Handy anschauen kann.

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