Landgericht München I:Kokain im röhrenden Boliden

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Ein Einbruchsversuch in die Verwahrstelle der Polizei machte die Beamten aufmerksam. (Foto: Robert Haas)

Die Polizei wird auf ein vermeintliches Autorennen aufmerksam und stellt einen Wagen sicher. In dem Pkw ist wertvolle Fracht versteckt - nun wird drei Angeklagten bewaffnetes Handeln mit Betäubungsmitteln vorgeworfen.

Von Susi Wimmer

Es geht um verstecktes Koks, um röhrende Boliden und um die Frage, wie man einen rollenden Drogenbunker, der zufällig in der Verwahrstelle der Polizei landet, unauffällig wieder zurückbekommen könnte, natürlich mit dem Kokain. Nicole Selzam ist als Vorsitzende Richterin der 29. Strafkammer nicht zu beneiden, denn sie soll Licht ins Dunkle des Falls bringen, der gerade vor dem Landgericht München I verhandelt wird.

Barzan A. trägt Blümchenhemd und grinst ununterbrochen seiner Freundin Yagmur A. zu. Die 24-Jährige sitzt neben ihm auf der Anklagebank, die Haare am Hinterkopf mädchenhaft zu zwei Zöpfchen geflochten. Der Dritte im Bunde ist Yaren Ö., Undercut, 25 Jahre alt und ohne Arbeit. Ihnen allen wird bewaffnetes Handeln mit Betäubungsmitteln in nicht geringen Mengen in Mittäterschaft vorgeworfen.

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Barzan A. arbeitete zuletzt in einer Reinigung, und er ist am ersten Verhandlungstag der Einzige, der offenbar auch sein Gewissen erleichtern möchte. "Sie sind ja eh schon gerichtserfahren", muntert die Richterin ihn auf, als er seine Personalien zu Protokoll gibt. 13 Einträge listet zumindest sein Bundeszentralregister auf.

Was schließlich Verteidiger Thomas Pfister im Namen seines Mandanten Barzan A. vorträgt, klingt nicht wirklich schlüssig. Er sei am 26. August vergangenen Jahres mit seiner Freundin in einem weißen Mercedes AMG in Sendling unterwegs gewesen. In einem anderen Wagen sei ein Freund gefolgt. "Ich wollte zu Yaren Ö. fahren, um Kokain zu kaufen", behauptet der Angeklagte. Die röhrenden Motoren fielen allerdings der Polizei auf, sie vermutete auf dem Mittleren Ring ein verbotenes Autorennen und setzte den Autos nach.

Nach Versuchen, das Auto zurückzubekommen, wurde die Polizei hellhörig

Barzan A. entkam und fuhr mit dem Mercedes zu besagtem Treffpunkt für den Drogendeal in einer Garage an der Passauerstraße. Dort, so erklärt er nun vor Gericht, müsse ihm am Rande des geplanten Geschäfts Yaren Ö. knapp 800 Gramm Kokain in seinem weißen Mercedes versteckt haben. Die Staatsanwaltschaft allerdings geht in ihrer Anklage davon aus, dass sich die Drogen bereits im Auto von Barzan A. befunden hatten und er deshalb geflüchtet war. Aufgrund eines Hinweises stellte die Polizei in der Garage den Wagen sicher - und ließ ihn in die Verwahrstelle schleppen.

Nun soll das Trio versucht haben, wieder an die Drogen im Wert von gut 60 000 Euro zu gelangen. Zunächst soll es einen ungeklärten Einbruchsversuch in die Verwahrstelle gegeben haben. Alsdann stellte sich Yaren Ö. der Polizei, erklärte, er sei der Fahrer des weißen AMG gewesen. Allerdings habe die Polizei das falsche Auto sichergestellt, er sei mit einem anderen, baugleichen Wagen das vermeintliche Rennen gefahren. Deshalb wolle er das abgeschleppte Auto zurück. Da wurde die Polizei wohl hellhörig - und entdeckte die Drogen im Auto. Im Wagen fand sich auch ein Pfefferspray. Das habe er seiner Freundin zur Verteidigung gekauft, behauptet A. Der Prozess ist bis Ende September terminiert.

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