Lady Gaga in München:Tänzelnd an den Tasten

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Hochglanz-Pop-Show, fesselnde Stimme: Lady Gaga steigert sich im Zenith in burleske Ekstase.

Bernhard Blöchl

Ihren Höhepunkt erreicht sie halbnackt am Klavier. Eine Stunde ist vorbei, dreimal hat sie sich umgezogen, da zeigt Lady Gaga, wie gut sie wirklich sein kann. Zum Finale ihrer durchgestylten, am Ende überzeugenden Hochglanz-Pop-Show schmiegt sich die New Yorkerin an die Klaviatur, die sie ebenso beherrscht wie die Kunst der Selbstinszenierung.

Perfektionistin: Lady Gaga in München. (Foto: Foto: ddp)

In diesem Moment gibt es nur sie, ihre fesselnde Stimme und das Spiel mit den Tasten und den tänzelnden Bewegungen. So gibt sie sich den balladesken "Brown Eyes" hin, um sich hernach mit der akustischen Variation zu ihrem Welthit "Poker Face" in burleske Ekstase zu steigern. Sie trägt dabei einen Glitzerbody. Sie legt ein bestiefeltes Bein auf dem Instrument ab, krabbelt auf diesem herum, bevor irgendwann der Stampfbeat den letzten Tanz des Abends einpeitscht. Das ist Cabaret, Erotik, Pop in einer Dramaturgie in Vollendung. Jede Zugabe wäre so störend wie überflüssig.

Es ist ja viel geschrieben worden über den Star der Stunde, die 23 Jahre alte Stefani Joanne Angelina Germanotta, die als Lady Gaga derzeit die schillerndste Krone aller Pop-Prinzessinnen trägt. Zum Beispiel, dass sie sich wie Andy Warhol fühlt, Retro-Glamour mag und gerne halbnackt posiert.

Wie eine Teenie-Party

Bereits nach einem Album ("The Fame") wird sie mit Madonna verglichen. Nun also das erste Gaga-Gastspiel in voller Länge in Deutschland, das sie im Schwitzkasten namens Zenith gibt, und das offenbart zunächst, dass auch eine derart selbstbewusste Kunstfigur nicht umhin kommt, um die Gunst des Publikums zu kämpfen. Die ersten Songs werden den hauptsächlich weiblichen Fans emotionslos um die Ohren gehauen, die vier Begleitmusiker wirken wie Statisten angesichts des eingespielten Elektrosounds.

Den Flirt mit den Tänzern kennt man von Madonna zur Genüge; gegen die brillante konzertante Modenschau einer Gwen Stefani wirkt Lady Gagas Performance wie eine Teenie-Party. Zwischen quietschfidelem Discopop, wegweisenden Tanznummern ("Just Dance") und albernen Penis-Witzen blitzt die Größe dieser kleinen Songschreiberin auf. Etwa dann, wenn sie singend improvisiert statt Madonna zu kopieren. Oder eben am Klavier, wenn sie ganz bei sich ist. Solche Momente gibt es leider noch viel zu selten. Als Perfektionistin wird sie daran arbeiten.

© SZ vom 18.07.2009 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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