Kulturpreis:Gedankenblitz für Demand

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Seltener Gast in der Heimat: Der weltweit gefeierte Künstler Thomas Demand erhielt den Kulturpreis Bayern. (Foto: Alex Schelbert)

Die Trophäe des Kulturpreis Bayern ging in diesem Jahr an 38 Kulturschaffende. Darunter sind der weltweit gefeierte Fotograf und Bildhauer Thomas Demand, die mit Down-Syndrom geborene Schauspielerin Luisa Wöllisch und der Kabarettist Hannes Ringlstetter.

Von Susanne Hermanski, München

Preisverleihungen sind toll für die Geehrten und fad für die Gäste. Ausnahmen dieser Regel gibt es gelegentlich. Zum Beispiel vor einigen Jahren bei der Verleihung des Bayerischen Kunstpreises, als der Ministerpräsident sagte, er wünsche sich eine Bayerische Documenta. Das riss noch den Letzten aus dem Dämmerschlaf im roten Samt-Fauteuil des Cuvillièstheaters.

Die Zeremonie des "Kulturpreis Bayern 2021" fand ohne Söder statt, ging aber vergleichsweise flott vonstatten, in einem Fernsehstudio ( der Stream kann nachgesehen werden) und vor Livepublikum. Unter den 38 Preisträgern war ein besonders rarer Gast: Thomas Demand, der Konzeptkünstler, der in München geboren ist und seit Jahren in den Listen mit den bedeutendsten zeitgenössischen Künstlern rangiert - nicht selten vor Marina Abramovic, Matthew Barney und Neo Rauch. Auch er erhielt die güldene Statue, genannt der Geistesblitz. Demand, der heute zwischen Los Angeles und Berlin pendelt und in Schäftlarn aufgewachsen ist, übernahm die Auszeichnung aus den Händen von Wilhelm Koch.

Koch hat erst kürzlich selbst als Künstler Schlagzeilen gemacht, weil er in seinem oberpfälzischen Heimatdorf ein Reiterstandbild für Angela Merkel errichtete. Einst waren Demand und er in derselben jungen Münchner Künstlergruppe. Und nachher, im geselligen Teil des Abends, sagte Koch: "Was der Thomas geschafft hat, gelingt nur ganz wenigen." Und er meint damit nicht nur dessen finanziellen Erfolg. Wie Demand in Fotografien etwa seine eigenen skulpturalen Nachbauten des Verstecks von Saddam Hussein festhält oder das Hotelzimmer, in dem Ron L. Hubbard, der Scientology-Gründer, seine Bibel "Dianetics" schrieb, sei einzigartig. Und damit nah an dem, was Demand als sein Ziel formuliert an diesem Abend: "anderen Menschen abgelöst von den Zeitläuften etwas zu erzählen, das bleibt".

Luisa Wöllisch (links) wurde im Fach Schauspiel ausgezeichnet, Hannes Ringlstetter erhielt den Sonderpreis. (Foto: Alex Schelbert)

Das dürften viele der anderen Kulturschaffenden und jungen Wissenschaftler, die an diesem Abend nicht minder gefeiert wurden, ähnlich sehen. Luisa Wöllisch, die heute zum Ensemble der Kammerspiele gehört und mit Trisomie 21 auf die Welt gekommen ist, dankt mit den Worten "Kunst ist für mich Freiheit!" Und Hannes Ringlstetter, der als Kabarettist und Musiker aus den Händen von Kunstminister Bernd Sibler den Sonderpreis 2021 erhält, freut sich nicht minder. Verliehen wird der Kulturpreis seit mehr als 60 Jahren vom privaten Energieunternehmen Bayernwerk, und seit 2005 in Zusammenarbeit mit dem Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst. Dotiert sind die Preise in der Sparte Kunst mit je 5000 Euro, in der Wissenschaft mit 2000 Euro.

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