Kriminalität:Einbrecher wollen Bankautomaten sprengen - und verletzen sich selbst

Lesezeit: 2 min

  • Vier Einbrecher haben in der Nacht auf Freitag versucht, eine Sparkasse in Oberhaching zu überfallen.
  • Die Täter sprengten einen Bankautomaten mittels Gas. Dabei wurde einer der Männer verletzt. Weil sie beobachtet wurden, flohen sie ohne Geld.
  • Die Polizei fasste die Täter an einer Straßensperre, als sie versuchten, mit einem Taxi zu fliehen.

Von Susanne Wimmer

Pleiten, Pech und Pannen. Anders kann man es nicht umschreiben, was vier Chilenen in der Nacht auf Freitag bei ihrem Coup in Oberhaching widerfahren ist. Auf spektakuläre Art sprengten sie im Vorraum einer Filiale der Sparkasse einen Geldautomaten, wurden allerdings von Passanten beobachtet und mussten ohne Beute fliehen. Einer der Täter verletzte sich bei der Sprengung auch noch, konnte aber bald medizinisch versorgt werden, weil das Quartett auf der Flucht in eine Polizeikontrolle geriet und festgenommen wurde. Der Schaden liegt nach ersten Schätzungen bei gut 50 000 Euro.

Die Methode ist im Bundesgebiet nicht neu, "bei uns in München kam das bislang aber höchst selten vor", sagt Erster Kriminalhauptkommissar Reinhold Bergmann. Er meint damit die Vorgehensweise, einen Bankomaten mittels Gas zu sprengen. Die Masche kursiert seit einigen Jahren im ganzen Bundesgebiet, hauptsächlich bei Banken auf dem Land, die noch dazu über eine gute Verkehrsanbindung zur nächsten Autobahn verfügen.

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Diese Kriterien hatten die Täter auch für die Sparkasse am Kirchplatz erkannt. Zunächst klauten sie bei einem Autohändler in München einen VW-Touran vom Hof, dann stahlen sie Kennzeichen von einem Mercedes und montierten diese auf den VW. Am Freitag, kurz nach Mitternacht, fuhren sie damit an der Bank vor. Die Männer waren gut vermummt und nicht erkennbar. Sie luden eine große Gasflasche aus, legten einen Schlauch in den Vorraum der Bank, öffneten den Hahn und zündeten das Gas.

Der dumpfe Knall ließ etliche Anwohner aus dem Schlaf schrecken. Durch die heftige Detonation wurde die komplette Zugangstüre aus der Wand gerissen, Verkleidungsteile flogen durch die Gegend - und trafen vermutlich einen der Täter am Kopf. Der Bankeingang war völlig verwüstet. Genau in diesem Augenblick, gegen 0.40 Uhr, fuhren Gastronomie-Angestellte mit dem Auto von der Arbeit heim und an der Bank vorbei. Das bemerkten auch die Chilenen: Sie sprangen ohne Beute in den VW und brausten davon. Eine Zeugin entzifferte das Kennzeichen des Wagens und alarmierte die Polizei.

Das gestohlene Auto, das war den Tätern klar, mussten sie so schnell wie möglich loswerden. Sie parkten den Pkw am S-Bahnhof in Furth. Im Auto fand die Polizei später die große Gasflasche. Die anderen Utensilien zur Sprengung, so meint Reinhold Bergmann, müssen die Männer irgendwo weggeworfen haben. Suchtrupps durchstreiften am Freitag den Fluchtweg der gescheiterten Diebe auf der Suche nach Beweismaterial.

Vermutlich kam gerade keine S-Bahn, oder die Fahrt erschien ihnen zu riskant, jedenfalls lief das Quartett dann zu Fuß die Straße entlang - und entschied sich, ein Taxi zu bestellen und zu warten. Zwischenzeitlich aber hatte die Polizei etliche Straßensperren rund um den Tatort errichtet, unter anderem an der Zufahrt zur A 995, Ausfahrt Oberhaching. Dort trudelte gut eine halbe Stunde nach dem versuchten Diebstahl das Taxi mit den Tätern ein. Das Quartett ist laut Bergmann "eher nicht geständig" und erzählt irgendwelche Geschichten. Sie seien erst seit Mittwoch in Deutschland, hätten bei einem Bekannten übernachtet, dessen Namen und Adresse sie nicht kennen. Die Männer werden jetzt einem Ermittlungsrichter vorgeführt, der über die Haftfrage entscheidet.

Erst Anfang Juli haben ebenfalls chilenische Landsleute versucht, in Oberhaching bei einer anderer Bank den EC-Automaten zu sprengen. Allerdings vergeblich. Das Gas explodierte nicht. Die Täter flüchteten. Ein Teil der Bande war wenig später bei einem Einbruch in München festgenommen worden. Aufgrund der Spuren konnte man ihnen die versuchte Sprengung in Oberhaching nachweisen. Ob der andere Teil der Bande eventuell nun mit dem aktuellen Fall zu tun hat, werden Bergmanns Leute noch ermitteln. Der Ermittler geht aber davon aus, dass die Landsleute untereinander vernetzt sind, und die Duplizität in Oberhaching kein Zufall ist.

© SZ vom 05.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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