Brunnwart:Ein wunderbarer Ort der Gastlichkeit

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Der Brunnwart ist ein betörend schönes Überbleibsel des alten, sonst verschwundenen Biedersteinschlosses. (Foto: Stephan Rumpf)

Das Wirtshaus Brunnwart lässt den Besucher bei Speisen und Getränken aber manchmal ratlos zurück. Zum Beispiel, wenn es darum geht, was Fass- und was Flaschenbier ist.

Von Carolus Hecht

Was anderen Cocktails und Longdrinks sind, ist so manchem gestandenen Wirtshaus inzwischen das Bonbon-Bier: Gemixt mit Lemon, Orange, Holunder und sonst nicht was, oft auch löblicherweise alkoholfrei, frönt man damit der wachsenden Vorliebe nach kühnsten Geschmacksvarianten. Daneben aber, in der populären Münchner Gastronomie doch eigentlich kein Thema, verkommt die Bierpflege.

Auch im Brunnwart, einem betörend schönen Überbleibsel des alten, sonst verschwundenen Biedersteinschlosses, kündigte die flugs einfallende Blume auf der Halben ein irgendwie gebrechliches Getränk an, ohne die delikate Lebendigkeit, die ein Münchner Helles - in diesem Fall Löwenbräu - doch eigentlich auszeichnen sollte.

Der Brunnwart ist damit nicht allein. Doch schmerzt es an diesem Ort besonders - in Gasträumen von wunderlichem Ebenmaß und mit einem Gastgarten, dem man die Rauschdusche des nahen Mittleren Rings einfach verzeihen muss, weil dafür niemand etwas kann. Schon, dass die Karte - sie fällt bei den Getränken für ein Gartenlokal löblich aus - nichts darüber aussagt, was ein Fass- und was ein Flaschenbier ist, ist eigentlich eine Todsünde, auch wenn der Ober gelegentlich ahnungsvoll vor der Pulle warnte.

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Leider, um das gleich vorwegzunehmen, repräsentierte das zu oft laue Bier die prinzipielle Lieblosigkeit, die den eigentlich so fabelhaften Ort eintrübt. Da halfen auch die gute Laune und das geckenhaft lederhosige Outfit der Kellner nicht wirklich weiter. Der leise Ton von Künstlichkeit schon bei der Brühe für die Suppen - auch wenn die delikat leichten Griesnockerl verrieten, was die Küche könnte - stimmte den Gast melancholisch. Und die Salzfracht machte die Tafelspitzbrühe mit Pfannkuchenstreifen auch schon mal ungenießbar. Reichlich fest gab sich die Spargelcremesuppe mit Räucherlachs. Was an dem vielen Mehl lag.

Selbst der Gurken-Kartoffelsalat, den es zum akzeptablen Rotbarsch und gerne auch zu anderem Gebackenem gibt, entbehrte der Saftigkeit, die man sonst so an ihm schätzt. Und welcher gastronomische Religionsstifter hat das elende Dogma ausgegeben, dass in München Salat nur noch mit Balsamico angemacht werden darf? Die redliche Vinaigrette mit schlankem Wein- oder Obstessig ist, so auch im Brunnwart, ausgestorben. Das machte etwa den Sommersalat mit Ochsenfetzen unangemessen pampig.

Aus welchem Stück vom Kalb kommt wohl das Wiener Schnitzel?

Aber nochmals zum Fisch: Die Rauchmakrele (15,80) fiel mit saftiger Konsistenz und eleganter Würze völlig aus dem so mittelmäßigen Rahmen, entbehrte der sonst so penetranten öligen Nebentöne. Dafür wurde das Pfeffersteak durch und durch trocken aufgetischt, ohne dass vorher nach der erwünschten Fleischkonsistenz gefragt worden wäre.

Das Wiener Schnitzel, bei dem uns rätselhaft blieb, aus welchem Stück vom Kalb es wohl kam, mundete gleichwohl wiederholt mit einiger Verwandtschaft zum Original. Der als Klassiker angepriesene, sonst unauffällige Schweinsbraten ersoff in dünner "Dunkelbiersauce". Übergut gemeint, aber komplett daneben war das Szegediner Gulasch: ein Gebirge von Schweinefleischtrümmern mit kaum Kraut dazwischen. Obenauf "Kräuterschmand" statt des schlichten Sauerrahms. Und Semmelknödel, wo eigentlich nur Salzkartoffeln genießbar sind. Ein Jammer.

Dabei müht man sich auf irgendeine Weise um redliche Vielfalt. Sagt zumindest die für ein Biergartenlokal ambitionierte Weinkarte. Aber: Den Muscadet von der Loire musste der Wirt lange suchen, und dass die dann letztverbliebene Flasche nichts mehr von der erhofften Würze aufzuweisen hatte, überraschte kaum. Dass aber der Verdicchio dei Castelli di Jesi mit dieser wohl edelsten italienischen Weißweinrebe nicht das Geringste gemein hatte, machte nun wirklich verdrossen.

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Man fragt sich, wie man derart pampiges, belangloses Zeug überhaupt auffindet. Nicht jedenfalls in den italienischen Marken, wo er herkommen soll. Mit Betrübnis ließen wir das Scheitern eigentlich begrüßenswerter Ambition verrinnen. Wenigstens redlich schmeckte der schlichte Riesling von Schumann-Nägler aus Geisenheim. Wenn bei diesem Weinsortiment dann nicht einmal das Bier so wirklich mundet. . .

Selten sind wir beim Probieren so ratlos zurückgeblieben. Beim Wein für 4 und 6,50 Euro, bei Hauptspeisenpreisen für 9 bis 18 Euro, bei Brotzeiten knapp unter 10 und großen Salaten etwas über 10 Euro bleibt der Eindruck eines erdrückenden Mittelmaßes zurück. Manchmal ein Fünkchen Ambition, zu oft aber achtlose Wurstigkeit, die der außergewöhnlichen Örtlichkeit nicht gerecht wird. Eigentlich schon ein Trauerspiel.

© SZ vom 04.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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