Gasthof Roming:Wo Kinder sogar den Spielplatz links liegen lassen

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Gasthof Roming für die SZ-Kostprobe

Der Gasthof Roming hat den Fortschritt überlebt und bietet vorzügliches Essen.

(Foto: Franz Xaver Fuchs)

Den Gasthof Roming in Eching am Ammersee gibt es seit 1880. Hier stimmen Essen und Ambiente, und es liegt ideal für einen Ausflug.

Von Paula Morandell

Die Münchner Ausflügler kamen einst mit der "Mooskuh" zum Ammersee. "Maria Therese" hieß eigentlich das Dampfschiff, das am 10. Mai 1880 die neue Amper-Schifffahrtslinie zwischen Grafrath und Stegen am Ammersee eröffnete. Bis Grafrath fuhren die Leute damals noch mit der Bahn, dann ging's eineinhalb Kilometer zu Fuß weiter bis zur Anlegestelle, wo sie die im Volksmund genannte "Mooskuh" aufnahm.

Ihre Strecke führte durch das Ampermoos, und ihr Signalton glich dem schrecklich klingenden Ruf der Rohrdommel - so hatte sie ihren Spitznamen weg. Im selben Jahr wie die Schifffahrtslinie eröffnete einen Katzensprung von der Amper entfernt der Gasthof Roming in Eching.

Vielleicht lag es ja an einer ungünstigen Verkehrsführung, dass an einem recht sonnigen Samstag im schönen, aber zum Glück nicht landhausmäßig aufgemotzten Gasthof Roming nur ein Tisch besetzt war, nämlich unserer. Sonst, und gerade abends, ist in der Wirtschaft nichts spontan zu bekommen, weshalb die vielen Stammgäste aus der Umgebung frühzeitig reservieren. Sie schätzen die Ernsthaftigkeit, mit der dieses Lokal von Hans Peter Roming geführt wird, und sie mögen die von der Wirtin und ihrer Tochter handwerklich gekonnt zubereiteten Speisen auf dem alten, holzbefeuerten Wamsler-Herd.

Ein Münchner Anwalt kommt regelmäßig nur wegen der Rinderroulade mit hausgemachten Spätzle (15,50 Euro), die ihn an die Küche seiner Großmutter erinnert. Wir haben das Gericht auch probiert und müssen dem Mann Recht geben: zartes Fleisch, ausgewogene Füllung, reichhaltige Sauce. So muss eine Roulade schmecken.

Bei allem Lob, das wir hier noch ausschütten, muss auch erwähnt werden, dass uns das Roming-Team einmal ganz schön sitzen gelassen hat - im Wortsinn. Wir kamen eines Nachmittags einen Tick zu früh zum Essen und wussten nicht, dass die Zeiten für die warme Küche genauso ernst genommen werden wie alles andere. Nicht ohne Grund haben die Romings ausgerechnet die Donnerstage und Freitage zu ihren Wochenenden erkoren und gerade dann geschlossen, wenn bei anderen Hochbetrieb ist: Die Wirtsleute gehen an ihren Ruhetagen halt gern zur Konkurrenz und lassen sich verwöhnen.

Wir setzten uns also in den Gastgarten des Roming, direkt neben der hübschen Kirche, und bekamen vor 17 Uhr, wenn der Herd für den Abend angefeuert wird, nicht einmal etwas zu trinken. Das war aber womöglich nur ein Versehen, weil die Gäste am Nebentisch, eine Radlergruppe, schon ziemlich einen sitzen hatten.

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