Konzerte in München:Das Olympiastadion ist gefragt bei Weltstars

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In diesem Jahr finden dort so viele Konzerte statt wie noch nie. Dabei meiden Musiker normalerweise die Konkurrenz zum Fußball.

Von Oliver Hochkeppel

Stadionkonzert: Schon das Wort lässt bei vielen den Puls schneller schlagen. Klingt es doch nach dem ganz großen Besteck im Rock und Pop, nach Lautsprechertürmen und Riesen-Bildschirmen, nach Stars und großen Gefühlen. Tatsächlich hat es im Olympiastadion unvergessliche Erlebnisse gegeben, etwa bei den drei ausverkauften Robbie-Williams-Abenden (immer noch ein Rekord), beim letzten Nachhall der großen Progressive-Rock-Ära mit Genesis vor ein paar Jahren oder auch bei den finalen Kanonenschüssen bei AC/DC, als die Beschwerdeanrufe bis aus Unterhaching kamen. Auf magische Momente darf man heuer so oft hoffen wie nie zuvor: Rechnet man großzügig, sind es heuer sieben Konzerte im Olympiastadion, ein Rekord.

Den Anfang machte unlängst "Rockavaria", gewissermaßen der Festival-Nachfolger von "Rock Over Germany" und "Rock im Park" in den Neunzigern, den man mangels Camping und Festivalgelände aber auch als Iron Maiden-Konzert mit vielen Vorbands sehen kann. Seitdem ging es Schlag auf Schlag weiter. Am vergangenen Freitag sorgte Paul McCartney im Stadion für Begeisterung: Mit jugendlichem Temperament, etwas brüchiger gewordener Stimme und einer energiegeladenen Band spielte McCartney viele Hits aus der Beatles-Ära - und der sehr viel längeren Zeit danach.

An diesem Freitag geht es mit Bruce Springsteen weiter, der in München eines seiner beiden Deutschland-Konzerte seiner Tour "The River" gibt. Das gleichnamige Album von 1980 zählt zu Springsteens bekanntesten Werken, bei den bisherigen Konzerten spielte er aber auch andere Klassiker. Das zweite Deutschland-Konzert findet am Sonntag in Berlin statt.

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Auch nach Springsteens Auftritt geht es im Olympiapark weiter: Nach der schon eingespielten Olympiapark-Eigenveranstaltung "Sommernachtstraum", diesmal mit The Boss Hoss, SDP und Marlon Roudette, folgen wieder im Wochentakt Volksrocker Andreas Gabalier und Pop-Superstar Rihanna. Am 9. und 10. September geht die Saison mit zwei "Festival Nights" zum 100. Geburtstag von BMW zu Ende, unter anderem klettern da, moderiert von Thomas Gottschalk, Simply Red, Sunrise Avenue, Peter Kraus, Lena und die Münchner Philharmoniker auf die Bühne.

Eine kräftige Dosis eines sonst raren Ereignisses. Ist doch die Riege der Musiker, die das Olympiastadion mit dem verwöhnten Münchner Publikum füllen können, klein, gleichzeitig der Aufwand für so ein Spektakel und damit das Risiko für den Veranstalter immens. Seit die Rolling Stones 1982 den Startschuss gaben, waren deshalb gerade mal drei Dutzend Bands oder Star-Solisten auf der Bühne, selten gab es mehr als drei Konzerte im Jahr. Und wenn, dann nur in ungeraden Jahren ohne Fußball-Großereignis - das macht die Häufung in diesem Jahr ungewöhnlich.

Tobias Kohler von der Olympiapark GmbH sieht einen möglichen Grund bei den Künstlern selbst: "Die jahrelange Entwicklung hin zum Live-Geschäft, weil mit CDs nicht mehr viel zu verdienen ist, könnte jetzt kulminieren. Ob das aber ein dauerhafter Effekt bei den Großkonzerten ist, muss man abwarten." Besondere Anreize hat man den Veranstaltern jedenfalls nicht gemacht: "Die Konditionen sind seit Jahren stabil." Die wiederum halten sich bedeckt und sprechen von Zufall.

McCartney und Springsteen fragten kurzfristig an

Eigentlich tourten heuer eher weniger Bands, weswegen sie Probleme hatten, ihre Festivals zu bestücken. Wenn dann aber Weltstars wie Rihanna auf Welttournee gehen, dann hat das einen langen Planungsvorlauf, der von vielen Faktoren abhängig ist. Und der dann wie bei Paul McCartney nicht einmal mehr auf ein EM-Eröffnungsspiel Rücksicht nimmt.

Dass Europa- und Weltmeisterschaften eigentlich eher frei von anderen Großkonzerten sind, gilt dieses Jahr also für den Olympiapark nicht. Park-Geschäftsführer Arno Hartung sagt, er sei selbst überrascht davon gewesen, wie kurzfristig die beiden Anfragen von McCartney und Springsteen kamen. "Das ist für uns eine sehr positive Entwicklung."

Dabei musste der Olympiapark deswegen eigens die schon fix geplanten Live-Übertragungen der Spiele der deutschen Mannschaft aus dem Stadion auslagern. Erst am kommenden Dienstag können Fußball-Fans dann auch ins Stadion zum Public Viewing: Dort wird das letzte Gruppenspiel der deutschen Mannschaft gegen Nordirland übertragen (Eintritt acht Euro, ermäßigt sechs).

© SZ vom 17.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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