Zirkus Roberto:Sternstunde in der Manege

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Vom Schnee am vergangenen Wochenende eingedrückt: das Zelt des Zirkus Roberto in Unterföhring. (Foto: Laura Geigenberger)

Der Kulturhallenbetreiber Michi Kern stellt nach dem Schnee-Unglück sein Zelt in Neuperlach zur Verfügung und rettet das Winterprogramm der Artisten.

Von Michael Zirnstein, Unterföhring/München

Der Schock saß tief, nachdem die Schneelast das Zirkuszelt erdrückt hatte: Mitte der Woche kamen Jessica Frank und ihre Artisten-Familie zurück nach Unterföhring, wo sie eigentlich Vorstellungen in ihrem Kindercircus Roberto geben wollten. Nun mussten sie den gebrochenen Querträger sichern und alles mit einem mobilen Kran anheben, um vielleicht noch Utensilien aus dem Zelt zu bergen. Dabei aber riss die Außenhülle weiter und weiter ein und jetzt ist fraglich, ob der italienische Hersteller das von Jessica Franks Vater entworfene Zelt überhaupt noch reparieren kann.

Gibt es denn gar keine guten Nachrichten für die elfköpfige Zirkusfamilie aus dem Dachauer Land? Doch: Roberto kann spielen! Für den "Weihnachtszirkus", den Höhepunkt jedes Jahres, können die Artisten in das Zirkuszelt auf dem Hanns-Seidel-Platz in Neuperlach umziehen, in dem gerade ein Wintermarkt des soziokulturellen Projektes "Neuperland" stattfindet. "Ich bin sprachlos", sagte Jessica Frank bei der ersten Besichtigung der Ausweichspielstätte, "wir sind so dankbar, dass wir hier unterkommen dürfen."

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Wie kam es dazu? Noch ehe der letzte Schnee gefallen war, ging eine private Rettungslawine los. Angestoßen hatte sie Doro Auer. Die Münchnerin ist selbst Zirkusdirektorin, seit 20 Jahren leitet sie die wichtigste Artistenschule der Stadt: den Zirkus Leopoldini an der Waldorfschule in Schwabing. Lange schon unterstützen sie und die Franks sich gegenseitig, etwa bei den jährlichen Leopoldini-Vorstellungen im Westpark. Die große Zirkusfamilie hält eben zusammen. Und so schickte Doro Auer einen Hilferuf an die Leopoldini-Eltern. Der brachte nicht nur etliches an Spenden ein, sondern auch einen Anruf von Zirkus-Papa Michi Kern. Der betreibt Münchner Kulturorte wie das Sugar Mountain oder das Utopia, und hat tatsächlich auch zwei Zirkuszelte.

Das rot-gelbe in Neuperlach überlässt Kern jetzt dem Zirkus Roberto kostenlos. "Wir freuen uns, dass wir sie aufnehmen können, das ergänzt sich wunderbar mit unserem Programm und ist doch super für die Kinder in Neuperlach und alle anderen." Am 22. Dezember geht es los, bis Ende Februar spielt der Zirkus Roberto immer donnerstags bis sonntags vier zweistündige Vorstellungen (ohne Tiere). Am letzten Adventswochenende muss man noch die Weihnachtsmarktstände zur Seite schieben, danach teilt sich der Zirkus den Platz mit Lesungen und anderen Kulturveranstaltungen im Neuperland. "Ein Glücksfall, alles greift wie Zahnräder ineinander", sagt Doro Auer.

Die Reparatur des eingestürzten Zeltdachs kostet voraussichtlich 70 000 Euro

Jessica Frank ist "frohen Mutes". Auch wenn es für das zerrissene Zelt, das noch ihr verstorbener Vater entworfen hat, schlecht aussieht. Eine Reparatur könnte 70 000 Euro und mehr kosten. Dabei ist es das Hauptzelt des Kindercircus Roberto. Er besitzt noch weitere, ein noch größeres etwa hat man gerade an den "Märchenbasar" im Olympiapark vermietet. Aber der Zweimaster passte besser in die wenigen Lücken in den Stadtvierteln und hat die idealen Maße für Kinderkurse in Kitas und Schulen.

Für Jessica Frank ist aber erst einmal das Wichtigste: "Jetzt können wir spielen und müssen nicht auf Spenden warten." Finanzielle Unterstützung kann die elfköpfige Familie mit zwei schwerbehinderten Brüdern aber dennoch gebrauchen. Michi Kern stellt dafür das Spendenkonto der gemeinnützigen "Community Kitchen" zur Verfügung.

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