Kinderbuch:Galoppierender Unsinn

Nichts ist unmöglich in der Geschichtensammlung "Das Pferd Huppdiwupp", die sich der Antimilitarist und Links-Verteidiger Heinrich Hannover in den Siebzigerjahren ausgedacht hat. Der Rotfuchs-Klassiker wurde 2017 neu aufgelegt. (Foto: Rowohlt)

"Das Pferd Huppdiwupp" versammelt lustige Geschichten zum Vorlesen und Weiterfantasieren.

Von Barbara Hordych

Heinrich Hannover vertrat in der jungen Bundesrepublik Wehrdienstverweigerer, Friedensmarschierer und RAF-Terroristen, aber auch den Finanzberater Bolko Hoffmann, der sich mit den Großbanken angelegt, und Günter Wallraff, der sich als Pförtner beim Gerling-Konzern eingeschlichen hatte. Der Antimilitarist und Links-Verteidiger erlebte aber auch, dass ihn die Schöffen nach der Verhandlung beiseite nahmen und um ein Autogramm baten - für die begeisterten Leser seiner Kinderbücher. Sein bekanntestes ist "Das Pferd Huppdiwupp", eine Sammlung lustiger Geschichten zum Vorlesen und Weiterfantasieren, in denen schier nichts unmöglich ist: Da verjagt die nigelnagelneue Schere einen Dieb, der kleine Hase Puschelschwanz seift dem Förster mit seinem Schwanz das Gesicht ein und die Geschwister Lies und Len springen so lange auf dem Bett herum, bis es kaputt ist und sie in der Badewanne schlafen wollen. Leider vergessen sie dabei, das Wasser abzudrehen und schwimmen mit der Badewanne davon. Dazu gibt es herrlich skurrile Figuren wie etwa Herrn Kratzebart, die Mücke Pieks und selbstverständlich das übermütige Pferd Huppdiwupp, das über Großmutters Haus springen will, sich mit den Beinen in der Antenne verheddert und prompt auf ihrem frisch gedeckten Tisch landet. Kinder lieben diese Unfug-Geschichten, was nicht weiter verwunderlich ist, denn Heinrich Hannover hat sie mit seinen Kindern erfunden, immer wieder weiter erzählt und irgendwann ein Buch daraus gemacht. Schön, dass der Rotfuchs-Klassiker aus den Siebzigerjahren 2017 neu aufgelegt und illustriert wurde - so kann das Buch weiter zum Querdenken anregen und Lust auf das Geschichtenerfinden machen.

© SZ vom 14.05.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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