Jugendfilmfestival "flimmern & rauschen":Altern im Fokus

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Trotz aller Verluste positiv gestimmt: In "Rummy" begleitet der junge Filmemacher Moritz Mayer seine eigene Großmutter durch den Tag. (Foto: Moritz Mayer)

Vom 14. bis zum 16. März 2024 wird München erneut zum Schauplatz von Deutschlands ältestem Jugendfilmfestival flimmern & rauschen. Im Saal X des Gasteig HP8 präsentieren junge Münchner Filmschaffende über 90 Kurzfilme.

Von Barbara Hordych

Auch wenn es junge Filmemacher und Filmemacherinnen sind, die ihre Werke bei dem Festival flimmern & rauschen zeigen, ist eines erstaunlich: "Sie beschäftigen sich viel mit dem Thema Alter", sagt Karolina Weiß vom Junior-Festivalleitungs-Trio. Beispielsweise "Rummy". "Den Dokumentarfilm hat Moritz Mayer über seine eigene Großmutter gedreht; er begleitet sie einen Tag lang, ist dabei, wenn sie die Gräber ihrer beiden verstorbenen Männer besucht." Eigentlich ist sie ein sehr positiv gestimmter Mensch, doch die zunehmende Einsamkeit durch den Verlust von Freunden und Verwandten macht ihr zu schaffen.

Oder "Glückstag", ein Spielfilm von Bernhard Wohlfahrter, Samuel Zerbato und Lea Dähne über den verwitweten Rentner Gerd, der früh an einem Sommermorgen in München auszieht, um die Überreste der in der Großstadt arbeitenden, badenden und feiernden Menschen zu sammeln: Pfandflaschen.

In "Glückstag" folgen die jungen Filmemacher den Spuren des Rentners Gerd durch München. (Foto: Bernhard Wohlfahrter / Samuel Zerbato / Lea Dähne)

Drei Tage lang sind bei Deutschlands ältestem Jugendfilmfestival, veranstaltet vom Medienzentrum München, der Filmstadt München und dem Kulturreferat München, über 90 Kurzfilme unterschiedlicher Genres zu sehen, altersgestaffelt in fünf Kategorien. Darunter auch Carolin Wittmanns Film "Coma", in dem die 23-jährige Mediengestalterin Weiß als Set-Aufnahmeleiterin mitgewirkt hat: Als ein junger Mann ins Koma fällt, begegnet er in einer surrealen Traumwelt verlorenen Lieben und verdrängten Gefühlen. "Der Schwarz-Weiß-Film wurde mit einer analogen Kamera gedreht, es war ein wahnsinnig disziplinierter Dreh, einfach weil das Filmmaterial im Gegensatz zum Digitalen so teuer ist", erzählt Weiß.

Der Protagonist von "Coma" begegnet in einer surrealen Traumwelt verlorenen Lieben und verdrängten Gefühlen. (Foto: Theodor Kossakowski)

Für sie besitzt der Neun-Uhr-Block am Freitagmorgen für Grundschulklassen einen besonderen Charme, "ein herrliches Gewusel von Kindern, die sich die eigenen Beiträge und die ihrer Altersgenossen anschauen". Aus der Kategorie Eins kommt etwa der Animationsfilm "Kater Karlo in den Kontinenten" über einen reisefreudigen kleinen Kater, entstanden im Haus für Kinder Baubergerstraße.

Sehr gespannt ist sie auf die Spiel- und Dokumentarfilme in der vorletzten Kategorie Vier: "Da sind die Filmschaffenden 17 bis 21 Jahre alt, haben erstmals ein richtiges Filmequipment in der Hand, und es ist toll, was sie damit alles anstellen", sagt Weiß.

Gefährliches Spiel: Auf einer wahren Begebenheit in den Siebzigerjahren beruht der Film "Dreiphasenwechselspannung" - mit Ben Simader, Felix Nölle und Marlene Seidl (von links). (Foto: Maximilian Miller)

Wohin die Reise dann führen kann, offenbart sich in der Kategorie fünf mit Beiträgen von Filmhochschülern und Absolventinnen bis 26 Jahre. Dazu gehört beispielsweise "Dreiphasenwechselspannung" von Anna Niebert und Maximilian Miller, in deren Kurzfilm drei kindliche Protagonisten einen lebensbedrohlichen Stromunfall provozieren - nach einer wahren Begebenheit in den Siebzigerjahren in Neufelden.

Viel verspricht sich Weiß unabhängig vom Filmprogramm und den Preisverleihungen vom Festivalfrühstück am Samstagmorgen. "Wir wollen den Umgang am Filmset diskutieren, haben dazu auch Experten aus der Branche eingeladen, eine Produzentin, einen Schauspieler und einen Regisseur", sagt Weiß. Denn auch wenn die jungen Filmschaffenden höchst motiviert seien und in der Regel unbezahlte Arbeit leisteten, gelte es doch auf gewisse Regeln zu achten. "Pausen einhalten, für Essen und Catering sorgen", sagt Weiß. Und Regie führen bedeute zwar, Ansagen machen zu müssen und Macht auszuüben, trotzdem müsse auf den Umgangston geachtet werden. "Im Idealfall erstellen wir im Anschluss an diesen Erfahrungsaustausch einen Leitfaden für junge Filmschaffende."

flimmern & rauschen, Donnerstag, 14., bis Samstag, 16. März, Gasteig HP8, Saal X, Programm unter www.flimmernundrauschen.de

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