Fünf für München:Husten, Holz und Höhenmeter

Lesezeit: 3 min

Helga Zollner-Croll. (Foto: Hochschule München)

Jonas Kaufmann muss passen, Peter Harnisch muss treten und Miriam Worek mit ihrem Mini-Museum umziehen - unsere Münchnerinnen und Münchner der Woche

Von Sabine Buchwald, Philipp Crone und Stefanie Witterauf

Papier aus Schilf

Für die Herstellung von Papier werden Zellulosefasern benötigt. Eine übliche Quelle hierfür ist Holz, ein zunehmend knappes Gut. "Auch in der Zellstoffindustrie geht der Trend dahin, Holz als Rohstoff zu einem bestimmten Prozentsatz zu ersetzen", erklärt Helga Zollner-Croll von der Hochschule München. Sie ist dort seit 2010 Professorin an der Fakultät für Technische Systeme, Prozesse und Kommunikation und seit 2013 Prodekanin. Im Bachelorstudiengang Verpackungs- und Verfahrenstechnik Papier startete sie mit ihren Studierenden eine Machbarkeitsstudie zur Verwendbarkeit von Nicht-Holzpflanzen für die Papierherstellung. Drei alternative Rohstoffe haben sie untersucht: Hopfen, Hanf und die Schilfplanze Miscanthus. Allesamt Einjahrespflanzen, die viel günstiger im Einkauf seien als Holz, und die in der Landwirtschaft teils sogar als Abfallprodukt der Ernte anfielen, heißt es in einer Mitteilung der Hochschule. Für die Studie wurden die getrockneten Pflanzen zerkleinert, um ihre Extraktstoffe zu bestimmen, darunter etwa das Polymer Lignin, das der Pflanze als Stützmaterial dient.

Nach einem aufwendigen Verfahren wurden unter anderem die Fasereigenschaften untersucht und mit Daten für Zellstoff aus Kiefern- und Fichtenholz verglichen. Insbesondere Miscanthus konnte überzeugen - mit einer Ausbeute von 86 Prozent. Holz erziele in der gängigen Methode der Sulfat-Kochung nur etwa 55 Prozent. "Damit bestätigt sich das große Potenzial von Einjahrespflanzen und Gräsern", sagt Zollner-Croll. Sie und ihr Forschungsteam sind sich sicher, dass sich Investitionen in die Forschung und Verfahren langfristig lohnen wird. "Für die Industrie und für unser Klima."

Absage aus Vorsicht

Jonas Kaufmann. (Foto: Britta Pedersen/dpa)

Jonas Kaufmann, den in München geborenen und ausgebildeten Tenor, auf der Bühne zu erleben, ist ein Genuss. Wenn er einen Auftritt absagen muss, wie aktuell den Termin am 21. Juli in Regensburg, so ist das schwer enttäuschend. Seit Monaten kämpfe er bei seinen Auftritten mit Hustenanfällen und übermäßigem Schleim, erklärt Kaufmann auf seiner Webseite. Grund dafür sei ein endlich erkannter multiresistenter Keim, gegen den er nun mit starken Antibiotika und Ruhe ankämpfe. Für den 25. Juli ist er mit einem Liederabend an der Münchner Oper angekündigt. Man sollte Verständnis haben, falls auch dieser Abend platzt.

Theater aus London

Um zum Münchner Sommertheater zu gelangen, muss man vorbei an ein paar Schafen im nördlichen Teil vom Englischen Garten. Dort befindet sich das Amphitheater, das im Juli von einer freien Gruppe von Nachwuchsschauspielern und Musikern unter der Leitung von Ulrike Dissmann bespielt wird. Die Münchner Schauspielerin, Regisseurin und Autorin hat das Theater unter freiem Himmel 1990 ins Leben gerufen. Seither wird jedes Jahr vor der Aufführung gepicknickt und eine klassische Komödie aufgeführt: Molière, Shakespeare, Kleist. Diesen Sommer steht "Bunbury oder wie wichtig es ist, ernst zu sein" von Oscar Wilde auf dem Programm. Wie viele der Stücke hat Dissmann "Bunbury" selbst aus dem Englischen übersetzt. Darin geht es um zwei Lebemänner aus London, die sich mit ihren Lügen verstricken. Mit 33 Jahren Komödienerfahrung weiß Dissmann, dass ein unterhaltsames Stück seine Tücken hat, denn einem Lacher müssten Schauspieler Zeit geben. So auch dem Stück, das um 21 Uhr startet, kurzweilig ist, sich aber bis in die Nacht zieht.

Radeln aus Neugierde

Peter Harnisch von der Max-Planck-Gesellschaft macht alle 2 Jahre eine Radltour zur Völkerverständigung. (Foto: Stephan Rumpf)

Peter Harnisch wird es nun wieder tun. Zuletzt machte sich der 64-Jährige im August 2021 mit dem Fahrrad nach Aserbaidschan auf, trotz Corona-Pandemie. Nun soll es in die Türkei gehen in die Region Hatay, die im Februar schwer von einem Erdbeben getroffen wurde.

Wenn Harnisch eine Reise plant, dann muss man das akribisch nennen. Eine Tabelle listet auf, wann er losfährt (27. August), wie weit die einzelnen Etappen sind (bis zu 131 Kilometer an einem Tag), wie viele Höhenmeter er überwinden wird bei der jeweiligen Etappe (bis zu 1218) und in welchem Hotel er übernachtet. Das Ganze hat auch deshalb Hand, Bremse und Fuß, weil Harnisch das nicht zum ersten Mal macht. Der Münchner Historiker arbeitet zwischen seinen Reisen bei der Max-Planck-Gesellschaft und ist dort Referent für Fördernde Mitglieder. Und in seiner Ausbildung liegt dementsprechend auch ein Grund für seine Radl-Lust: Er plant seine Touren auch immer durch historisch besondere Orte. In diesem Fall ist er "auf antiken und frühchristlichen Spuren", wie er sagt. Tarsus, die Geburtsstadt von Saulus oder Iskenderun, von Alexander dem Großen gegründet, sind Etappenziele.

Im Jahr 2009 radelte Harnisch das erste Mal los, seitdem war er etwa in Iran oder in Armenien. Diesmal werden es 3500 Kilometer in 50 Tagen, darunter vier Ruhetage. Und warum das alles? Historische Neugier ist das eine, aber Harnisch sagt: "Ich habe mir natürlich die Frage gestellt, wie sinnvoll es ist, in ein Erdbebengebiet zu radeln: Ob man da nicht im Weg rumsteht. Doch haben mir Telefonate mit den Hotels vor Ort gezeigt, dass man sich freut, wenn überhaupt noch jemand kommt und Geld da lässt."

Kunst aus Giesing

Miriam Worek. (Foto: Frank Stolle)

In Giesing startet am 26. Juli die "Zukunft", so heißt der nächste Teil der Ausstellung in der gelben Telefonzelle, die 2021 am Giesinger Grünspitz stand und seit diesem Mai ihren Platz an der TeLa Post gefunden hat. Die "Zeitkapsel" ist ein mobiles Mini-Museum mit nur einem Raum, der einen einzigen Quadratmeter misst und ist damit vielleicht der kleinste Ausstellungsraum der Stadt. Die Idee zu diesem Projekt hatte die Münchner Künstlerin und Soziologin Miriam Worek. Ihr geht es um die Sichtbarkeit im öffentlichen Raum und eine Möglichkeit, wie verschiedene Gruppen und Generationen miteinander in Verbindung bleiben - und ins Gespräch kommen.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Kritik
:Fesselnde Erzählungen

Auftakt der Opernarien-Tour: Der Tenor Jonas Kaufmann lässt sich in der Isarphilharmonie von der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz begleiten. Stimmlich wirkt er in manchen Momenten fragil.

Von Andreas Pernpeintner

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: