Kritik:Fesselnde Erzählungen

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Jonas Kaufmann, hier 2021 bei einem Pressegespräch in der Bayerischen Staatsoper. (Foto: Sven Hoppe/dpa)

Auftakt der Opernarien-Tour: Der Tenor Jonas Kaufmann lässt sich in der Isarphilharmonie von der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz begleiten. Stimmlich wirkt er in manchen Momenten fragil.

Von Andreas Pernpeintner

Es ist sehr schön, dass der Auftakt der Opernarien-Tournee von Jonas Kaufmann mit der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz durch sechs deutsche Städte keine reine Ansammlung der bekanntesten Opernschlager ist. Nein, Kaufmann und das Orchester unter der Leitung von Jochen Rieder demonstrieren in der Isarphilharmonie den Anspruch, die ausgewählten Arien (die ihrerseits unterhalb des "Nessun dorma"-Bekanntheitsgrads angesiedelt sind) zumindest in Maßen zu kontextualisieren - durch zwischengeschaltete Orchesterpassagen und die jeweils vorangehende Opernszene: etwa Sinfonia und "Oh! fede negar potessi ... Quando le sere al placido" aus Verdis "Luisa Miller". Weitere Werkausschnitte stammen aus "Aida", "Maskenball", "Otello", Ruggero Leoncavallos "I Pagliacci", Umberto Giordanos "Fedora", Francesco Cileas "L'Arlesiana" und Pietro Mascagnis "Cavalleria rusticana".

Die instrumentalen Darbietungen geben Kaufmann zudem wichtige Erholungsmomente: Als der Abend fortschreitet, wird sein verstecktes Räuspern häufiger - und die weiteren Tourneestationen folgen ja erst noch. Diese stets mitschwingende Fragilität ist für den Konzertabend durchaus prägend. In einigen Augenblicken ist tatsächlich schwer zu entscheiden, ob Kaufmanns charakteristische Singweise, manche leisen Töne mit mattem Timbre tief im Rachenraum zu platzieren, noch Ausdrucksgestaltung oder bereits geschicktes Rettungsunterfangen ist.

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In anderen Augenblicken ist die Wirkung genau dieser Töne aber auch berückend schön, und wenn Kaufmann sie mit tenoraler Kraft kontrastiert, klingt das einfach prachtvoll. Insbesondere den Otello-Monolog "Dio! mi potevi scagliar tutti i mali" formt er durch die Breite der ihm zur Verfügung stehenden Stimmregister zu einer auch im konzertanten Rahmen fesselnden Erzählung.

Wie sich Dirigent Jochen Rieder zu Kaufmanns Gestaltungswillen positioniert, wird letztlich nicht klar. Blickkontakt pflegen die beiden wenig. Rieder dirigiert mit durchaus aufwändiger, auch detaillierter Gestik. Dennoch ist die instrumentale Ausdruckskraft mitunter eher verhalten oder scheint mehr der Orchesterroutine als den dirigentischen Vorgaben zu entspringen.

Zum Zugabenteil - gipfelnd im Tonfilm-Song "Non ti scordar di me" - wechselt Kaufmann dann doch noch in den blumigen Drei-Tenöre-Modus. Das ist würdig und recht und lässt das Publikum so jubeln, wie das an einem solchen Abend mit einem großen Sänger auch sein muss.

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