Vermutlich gibt es irgendwo in diesem Land eine Werbeagentur, in der sie jetzt Champagnerduschen nehmen und vor Freude auf den Tischen tanzen wegen dieses tollen Coups. Wann erreicht man schon mal mit einer stinkfaden Bikinimodenwerbung eine solche Aufmerksamkeit wie jetzt in München auf dem Marienplatz?
Besonders aufregend ist das Motiv ja nicht, es zeigt eine fesche Brasilianerin und ist gerade mal so sexistisch, wie es eine Bademodenwerbung zwangsläufig mit sich bringt - ein Bikini ist halt keine Burka. Problematisch ist aber das Format: Das Plakat ist nämlich fast so groß wie das Haus, das dahinter renoviert wird, also fast so groß wie der alte Hugendubel.
Wer über den Marienplatz geht, fühlt sich jetzt an alte japanische Godzilla-Filme erinnert. Da steht nun eine haushohe Frau herum, die alles in den Schatten stellt. Anders als die Monsterechse richtet sie zwar keine wirklichen Zerstörungen an, für die Optik des Platzes ist sie aber verheerend.
Ein Bikini ist nunmal keine Burka
Man muss nicht die Ansicht teilen, dass die Abbildung halb-nackter Frauen im öffentlichen Raum zu sexuellen Übergriffen verleitet. Und man kann finden, dass Münchens Altstadt keine herzige Puppenstube sein soll, sondern ein lebendiger Organismus im Wandel. Aber der optischen Vermüllung sollte man Grenzen setzen.
Die sind deutlich überschritten, wenn Werbung einen Platz derart optisch dominiert. Für jedes Kunstwerk im öffentlichen Raum gibt es eine Jury, die unter anderem die Verträglichkeit mit dem jeweiligen Standort prüft. Derartig auffällige Werbung aber wird offenbar einfach so installiert, ohne dass sich jemand über das Stadtbild Gedanken macht.
Wenn historische Bauten renoviert werden, kann man immerhin vorschreiben, dass die entsprechende Fassade auf den Bauplanen zu sehen sein muss. Vielleicht sollte man darauf bei Neubauten oder Umgestaltungen einfach das künftige Haus abbilden. Kann nur sein, dass einem angesichts dessen dann ein Model im Bikini doch lieber wäre.