Innenminister Herrmann beim Bieranstich:Oblosn is!

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Hielt er den Zapfhahn für ein Alkoholtestgerät im Oktoberfest-Design? Beim Treffen der Wiesnwirte sollte Bayerns Innenminister Herrmann das erste Fass anstechen - und überraschte mit einem unorthodoxen Test.

Von Wolfgang Görl

Da schau her, so der erste Gedanke, der Innenminister Herrmann hat ja keinen blassen Schimmer von der edlen Kunst des Anzapfens. Da drückt man ihm beim Wiesnwirte-Treffen im Biermuseum den Zapfhahn in die Hand, auf dass er das erste Fass ansteche - und was macht der Unglücksrabe: Bläst vollbackig rein in die Röhre, als wollte er darauf den Bayerischen Defiliermarsch spielen.

Oder haben ihm die Wirte, die ja allesamt Spaßvögel sind, weisgemacht, bei dem Ding handle es sich um das neueste Spezial-Alkoholtestgerät im Wiesndesign, das die Münchner Polizei ausschließlich während des Oktoberfests einsetzt? Und Herrmann, der fürs Polizeiwesen zuständige Minister, habe nun die Ehre, den Alkotester praxisnah einzuweihen.

"Oblosn is!"

Pustekuchen! In Wirklichkeit war alles ganz anders. Herrmann, das hat der als Löwenbräu-Festwirt berühmte Augenzeuge Wiggerl Hagn versichert, habe nur in den Hahn gepustet, um herauszufinden, ob er auf ist oder zu. Ein wenig unorthodox ist der Herrmann'sche Presslufttest allerdings schon, ein richtiger Schankkellner, erklärt Hagn, habe solche Methoden nicht nötig. Der Profi erkennt schon an der Stellung des Rings, ob der Bierhahn geschlossen ist.

Es ist beunruhigend, dass ein bayerischer Minister derartige Wissenslücken in einer urbayerischen Angelegenheit offenbart. Ob er weiterhin tragbar ist, wird Ministerpräsident Horst Seehofer zu entscheiden haben. Für den Posten des Münchner Oberbürgermeisters aber hat sich Herrmann nach diesem Auftritt für immer disqualifiziert.

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Was wäre es für eine Blamage, würde OB Dieter Reiter bei seiner Anzapfpremiere auf der Wiesn, beobachtet von zig Kameras und einer Milliarde TV-Zuschauer weltweit, dem Beispiel Herrmanns folgen. Ein Münchner Oberbürgermeister, der den Zapfhahn in den Mund steckt, statt ihn beherzt ins Fass zu rammen - unmöglich. Da hilft dann auch nicht mehr der fröhliche Spruch: "Oblosn is!"

© SZ vom 12.09.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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