Büchermesse:Nachhaltig und zum Anfassen

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Künstlerbücher können sehr unterschiedlich sein. Eines sind sie aber immer: kleine Kunstwerke. (Foto: Haus der Kunst)

"Super Books" kommt ins Haus der Kunst: Die Messe präsentiert ausgesuchte Künstlerbücher aus vier Ländern.

Von Jürgen Moises, München

Ein Kunstbuch, das kann ein Buch über einen Künstler oder eine kunsthistorische Epoche sein. Die Definition oder Kategorisierung ist hier jedenfalls recht einfach. Eine Ecke schwieriger wird es beim Künstlerbuch, zumindest wenn man Hubert Kretschmer nach einer Definition oder Beschreibung fragt. Was für ihn klar ist: "Ein Künstlerbuch ist immer selbst ein Kunstwerk, und das kann verschiedene Gründe haben." Ein erster: Das Buch ist "handwerklich sehr aufwändig gemacht", es ist signiert, nummeriert und etwa mit einer Originalradierung versehen. "Dann gibt es Künstlerbücher, die von den Künstlern selber konzipiert sind ... Das kann ein reines Buch sein, wo gar nichts drin ist. Dann können es reine Texte sein. Das können nur Bilder sein, ohne überhaupt ein Wort. Das gibt es alles."

Ein weiterer Aspekt: Künstlerbücher sind im normalen Buchhandel nur sehr selten zu finden. Gerade weil sie so vielfältig und deshalb so schwer einzuordnen sind. Und genau deshalb gibt es "Super Books", eine zweitägige Künstlerbuch-Messe, die am 12. und 13. November bereits zum zweiten Mal im Haus der Kunst stattfindet. Hubert Kretschmer, der in 40 Jahren in seinem Archive Artist Publications (AAP) mehr als 62 000 Künstlerbücher zusammengetragen hat und als Verleger genauso lange auch welche herausgibt, ist einer der Kuratoren der Messe. Gemeinsam mit Sabine Brantl vom Haus der Kunst, Martin Schmidl von der Akademie der Bildenden Künste sowie Quirin Brunnmeier und Malte Wandel vom Fructa Space hat er mehr als 50 Künstlerinnen, Gestalter und alternative Verlage aus Deutschland, Österreich, der Schweiz und den Niederlanden ausgewählt, die nun ihre Bücher, Zines oder Magazine in der Südgalerie des Hauses vorstellen.

Albert Coers hat ein "Overkill an Büchern" zum Buch als Material geführt

Einer der beteiligten Künstler ist der Münchner Albert Coers. Er ist, wie er am Telefon erzählt, über einen sehr "bücherlastigen Haushalt", einen "Overkill an Büchern" zum Buch als Material gekommen. Erst habe er installativ damit gearbeitet und es danach als tolles, eigenständiges und auch nachhaltiges "Medium der Archivierung" entdeckt, mit dem man Dinge reproduzieren und "in Schichten übereinanderlegen" kann. Auch die Haptik findet er sehr wichtig, dass man etwa ein Buch in Stadtplan-Form auffalten und wieder zusammenfalten kann. Im Haus der Kunst zeigt er unter anderem ein 30 Jahre altes Englisch-Vokabelheft, das er fotografiert und eins zu eins reproduziert hat; ein Buch mit fotografierten Tischtennisschlägern, auf die er bei einem Stipendienaufenthalt gestoßen ist; oder ein Heft mit dem Titel "Sacred Distancing", das sich auf die gleichnamige Arbeit in der aktuell in der Galerie der Künstler laufenden Ausstellung "The Immunity" bezieht. Es zeigt Distanzmarkierungen in Kirchen.

Ebenfalls beteiligt ist das Münchner Department of Volxvergnuegen, das mit seinem Schrottland-Magazin in der Tradition der DIY-Kunst- oder Punk-Zines steht, ganz ähnlich wie das Münchner Trash-Magazin Igitte. Nicolai Sarafov vom " Institut für Bagonalistik" stellt seine originellen, den Geist des Absurden huldigenden Comics und "Art-Grafik-Novellen" vor. Das Kölner Kunsthaus Kat. 18 präsentiert Bücher aus einer inklusiven Kunstwerkstatt, während etwa die 2020 gegründeten CaldoWorldwide, die Edition Metzel oder Sorry Press die Publikation von Künstlerbüchern mit eher klassischer Verlagsarbeit oder neuen digitalen Formaten verbinden.

Hubert Kretschmer selbst zeigt Bücher aus seinem Icon-Verlag und seiner Sammlung. Außerdem stellt er das Künstlermagazin so-Viele.de vor. Überraschen können den 71-Jährigen Künstlerbücher immer noch, weil sich "die Techniken, die Formate, die Papiere, die Verarbeitung, die Themen" ständig ändern. Und deshalb ist auch für das nächste Jahr bereits eine weitere "Super Books"-Ausgabe geplant.

Super Books, Fr., 12. Nov., 16-22 Uhr, Sa., 13. Nov., 12-20 Uhr, Haus der Kunst, Prinzregentenstr. 1

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