Kriminalität:Mehr Drogendelikte am Hauptbahnhof - eine gute Nachricht

Lesezeit: 2 min

  • Der Handel mit Drogen ist ein sogenanntes "Kontrolldelikt" - das heißt: Jeder registrierte Fall ist zugleich ein aufgeklärter Fall.
  • Fast 100 Straftaten haben die Beamten seit Anfang Mai aufklären.
  • Insgesamt kontrollierten Beamte des Polizeipräsidiums München in dieser Zeit rund um den Hauptbahnhof etwa 3000 Menschen.

Von Martin Bernstein

Die Nachricht klingt besorgniserregend, hat aber durchaus ihre positiven Seiten: Die Zahl der registrierten Rauschgiftdelikte am Hauptbahnhof ist stark angestiegen. Warum das auch eine gute Nachricht ist, zeigt sich erst auf den zweiten Blick. Der Handel mit Drogen ist ein sogenanntes "Kontrolldelikt" - das heißt: Jeder registrierte Fall ist zugleich ein aufgeklärter Fall. Viele Drogendelikte an einem Ort bedeuten also zwar einerseits, dass es dort eine Szene gibt, aber eben auch, dass die Polizei massiv gegen diese Szene vorgeht und zahlreiche Dealer auffliegen lässt.

Knapp 70 solcher Straftaten konnte die Polizei bei ihren Kontrollen am Hauptbahnhof in den vergangenen sechs Monaten aufklären. Weitere 21 kamen bei einer einzigen Schwerpunktaktion Anfang Mai dazu, an der auch die für das Bahnhofsinnere zuständige Bundespolizei beteiligt war. Drei Viertel aller bei den Kontrollen aufgeklärten Straftaten fallen damit in den Bereich der Rauschgiftkriminalität.

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Insgesamt kontrollierten Beamte des Polizeipräsidiums München seit Anfang Mai rund um den Hauptbahnhof etwa 3000 Menschen. Die Polizisten verwiesen mehr als 1000 Randalierer, Betrunkene und aggressiv auftretende Störer des Platzes, außerdem verbuchten die Beamten 55 Fahndungstreffer, acht Haftbefehle wurden insgesamt vollstreckt, unter anderem wegen verschiedener Gewaltdelikte.

Seit Anfang Juli ist auch der Kommunale Außendienst (KAD) des Kreisverwaltungsreferats im weiteren Umfeld des Hauptbahnhofs auf Streife. Die rund 40 Mitarbeiter sprachen in den ersten zehn Wochen 72 Platzverweise aus und erstatteten 115 Anzeigen wegen Ordnungswidrigkeiten. In mindestens einem Fall konnten die KAD-Mitarbeiter der Polizei helfen, einen Drogendeal auffliegen zu lassen: Eine Streife hatte im Alten Botanischen Garten zwei Verdächtige bemerkt. Die Männer warfen, als sie angesprochen wurden, ein Päckchen mit weißem Pulver hinter sich auf den Boden. Der KAD verständigte daraufhin die Polizei.

Wirkung zeigt auch das nächtliche Alkoholverbot am Hauptbahnhof. Seit Inkrafttreten der Verordnung gingen beim Kreisverwaltungsreferat 1676 Anzeigen wegen Verstößen ein. Waren es 2017 noch 1143 gewesen, wurden in diesem Jahr bis Ende Oktober nur noch 533 offenkundige Zuwiderhandlungen registriert - die meisten (88 beziehungsweise 86) im August und April, die wenigsten (15 und 31) im Oktober und Februar.

Die Zahl der - vor allem im Suff begangenen - Delikte ist seit Einführung des Alkoholverbots im Januar 2017 deutlich zurückgegangen. "Am und im Hauptbahnhof selbst können wir einen Rückgang um 17 Prozent oder 689 Straftaten vorweisen", freute sich Polizeipräsident Hubertus Andrä im April. Die Anzahl der geklärten Rohheitsdelikte (also beispielsweise Raub und Körperverletzung) am und im Münchner Hauptbahnhof sank im vergangenen Jahr zwischen 22 und 6 Uhr fast um die Hälfte.

© SZ vom 08.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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