Bravo Bar:Diese Bar ist fast wirklich italienisch

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In der Bravo-Bar kann man das italienische Flair genießen. (Foto: Stephan Rumpf)

In der Bravo-Bar fühlt sich der Gast wie in einer überdimensionierten Wohnküche. Und es gibt perfekten Espresso zum italienischen Preis.

Von Philipp Crone

Italienischer wird's nicht. Fraunhoferstraße 20, schon das Ambiente könnte einer Bar im Stiefelland zum Verwechseln ähneln, aber das ist es nicht. Auch nicht die Musik, mal italienischer Chanson, mal englisch, immer retro-zurückgenommen. Natürlich gibt es bei den kleinen Speisen die unvermeidliche Mozzarellatomate (7,50 Euro), einen Sprizz (6,50) und alles, was das Klischee und die Realität im südlichen Nachbarland verlangen. Aber eine Bar kann an der Isar noch so sehr auf italienisch machen, selbst wenn man das gesamte Interieur aus Rom nach München verpflanzen würde, eines würde man nicht schaffen: den Preis. Bis jetzt zumindest. Die Barkultur in Italien lebt zu einem großen Teil davon, dass der Kaffee verhältnismäßig fast nichts kostet. Als vor Jahren erste Cafés für einen Cappuccino mehr als einen Euro verlangten, war das ein Politikum. Über einen Drei-Euro-Cappu am Rindermarkt wundert sich in München allerdings schon seit Jahren niemand mehr.

Nun also betritt der italophile Gast, und das sind ja vermeintlich die meisten in München, die Bravo-Bar und bestellt einen Espresso an der Bar. Also, er bestellt selbstverständlich einen "caffè" und bemüht sich, den weiß gekleideten Kellnern das é möglichst wegwerfend hinzukrähen. Und siehe da, der Espresso schmeckt, besteht den Zuckertest (Tüte Zucker auf die Kaffee-Crema schütten, bleibt er mindestens drei Sekunden liegen, ist die Zubereitung in Ordnung) und kostet so viel wie in einer handelsüblichen Bar Italiens: einen Euro. Sage und trinke: 1,-.

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Wer jetzt sagt: Der Preis macht keine Atmosphäre, der saß noch nie im Café Florian in Venedig und hat für einen Cappuccino mehr als zehn Euro gezahlt. Egal wie gut der ist, er schmeckt nicht. Wenn es einem Normal-Menschen, wozu wahrscheinlich trotz aller Verteuerung auch noch der Normal-Münchner zählt, wenn es diesem zu teuer ist, fühlt er sich nicht wohl. Im Fall der so sehr angenehm uninspirierten und unterkandidelten Bravo-Bar kommt hinzu, dass es keinen Tresen gibt, der Bar und Barista voneinander trennt. Der große Raum, der mit Rundleuchten erhellt wird, wirkt eher wie eine überdimensionierte Wohnküche als ein Lokal. Man sitzt im und am Fenster mit Blick auf die herrlich freigelegte Fraunhoferstraße, kein die Sicht verstellendes Rumgeparke mehr, zumindest für einen Bargänger ist das erfreulich.

Man sitzt in der Bravo-Bar in und am Fenster - und kann von dort das Geschehen auf der Fraunhoferstraße beobachten. (Foto: Stephan Rumpf)

Zwei Frauen im gehobenen Studentenalter sitzen beim Sprizz-Gespräch, ein ergrauter Mann mit Weißwein und Tageszeitung, drei großbebrillte Jeans-Jungs mit je einem kleinen Augustiner (0,25 Liter, 1,90 Euro), ein Pärchen bei einem Belzazar Sprizz (6,50 Euro, etwas würziger als das Aperol-Original), die blaue Stunde zieht an der Fensterfront vorbei. Auf der Schiefertafel steht in unverschnörkelter Schwerleseschrift, dass der Cappuccino müncherische 2,80 Euro kostet. Aber, ma dai!, welcher Italiener trinkt denn schon nach zehn Uhr morgens noch einen Kaffee versetzt mit Milch?

Adresse: Fraunhoferstraße 20 | 80469 München | 089/81302715 | Öffnungszeiten: Dienstag bis Freitag 8 bis 1 Uhr, Samstag 9 bis 1 Uhr, Sonntag 9 bis 16 Uhr

© SZ vom 12.11.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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