Leute des Tages:Großmutters Masche

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Clara Bläser häkelt Taschen. (Foto: privat)

Clara Bläser häkelt erst für sich und ihre Freundinnen karierte Taschen. Mittlerweile verkauft sie ihre Produkte auf Instagram.

Von Stefanie Witterauf

Häkeln klingt nach einem antiquierten Zeitvertreib für Großmütter. "Und das ist es auch", sagt Clara Bläser. "Ich habe das gleiche Hobby wie meine eigene Oma." Die 28-jährige Münchnerin hat während der Pandemie begonnen Taschen und Hüte im Karomuster zu häkeln. Erst für sich, dann für ihre Freundinnen. "Ich habe den ganzen Freundeskreis versorgt", sagt sie. Als niemand mehr übrig war, den Bläser kannte, und ihre Freundinnen immer häufiger auf die Häkel-Produkte angesprochen wurden, startete Bläser einen Instagram-Account "clarantine.design".

Sie bietet Hüte an und Taschen in drei Größen. Für die kleinste braucht sie etwa sechs Stunden, die mittlere acht und die größte zwölf. Im Monat werden etwa fünf bis sieben Teile fertig. Preis ab 65 Euro. "Finanziell lohnt sich das nicht, aber es macht mir Spaß", sagt Bläser, die angestellt als Marketing-Managerin meist an ihrem Computer arbeitet. Gerade Menschen mit solchen Berufen hätten wieder Lust, Dinge mit den Händen zu machen, sagt sie.

"Ich fotografiere auch analog. Nur aus dem Digitalen komme ich nicht raus. Zwar lasse ich die Fotos entwickeln, aber ich poste sie ja wieder im Internet." Doch nicht nur ihre Kamera hat sie jetzt immer dabei, sondern auch Nadel und Faden. Fährt sie nach Italien in den Urlaub, ist der ganze Kofferraum voller Wollknäuel. "Es gibt immer die Gelegenheit zum Häkeln", sagt Bläser. Am Strand, im Zug, an der Isar. Selbst wenn sie mit Freundinnen im Café sitzt, häkelt sie nebenbei. Mittlerweile ist sie Profi. Die ersten eigenen Maschen hat Bläser immerhin schon vor zwanzig Jahren in der Grundschule im Handarbeitsunterricht geknüpft. Doch bei den ersten Taschen hat sie Hilfe bekommen - nicht von der Oma, sondern von ihrer Mutter, die auch mal als Ghost-Häklerin einspringt, wenn eine große Bestellung ansteht.

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