45 Jahre seien für einen Menschen kein Alter, sagt Ingo Wortmann, der Chef der Münchner Verkehrsgesellschaft. An einem U-Bahnhof dagegen nagt die Zeit dermaßen, dass nach 45 Jahren Schönheitskorrekturen nicht mehr ausreichen. So wird die Station Sendlinger Tor nun bis zum Jahr 2022 komplett erneuert. Das wirkt sich nicht nur auf die Fahrgäste im Untergrund drastisch aus, sondern auch auf den oberirdischen Verkehr. Die Vorarbeiten laufen seit Längerem, im Frühjahr legen die Stadtwerke (SWM) richtig los.
Wie bereits an anderen U-Bahnhöfen auch, hat Streusalz dem Betondeckel von oben so zugesetzt, dass dieser dringend saniert werden muss. Dies nehmen die SWM zum Anlass, die Station Sendlinger Tor den heutigen Anforderungen anzupassen. Denn die mittlerweile etwa 150 000 Passagiere, die den Verkehrsknoten täglich nutzen, treten sich schon lange gegenseitig auf die Füße. Nach Einschätzung der SWM ist die ursprüngliche Kapazität des Bahnhofs um das Zweifache ausgereizt. Besonders beim Umsteigen zwischen den Bahnsteigebenen - unten U 1 und U 2, oben U 3 und U 6 - entstehen Rückstaus; das wird noch durch den Umstand verstärkt, dass sich die Fahrgastströme an den zentral gelegenen Treppenanlagen überschneiden und gegenseitig behindern.
Das Problem dabei: Richtig vergrößern lässt sich der Bahnhof nicht, weil der Sendlinger-Tor-Platz außen rum bebaut ist. Also musste man im Untergrund mehr Platz schaffen. Dazu soll der Durchgang auf der Ebene der U 1/U 2 verbreitert werden, indem bestehende Betriebsräume im Verbindungsgang verkleinert werden. Durch eine neue Anordnung der Treppen sollen sich die Passagiere, die eine Ebene höher umsteigen wollen, auf den Bahnsteigen der U 3 und U 6 besser verteilen.
Die beiden Bahnsteige der U 1/U 2 werden zudem am Süd- und Nordende durch Querstollen miteinander verbunden. Neue Zugangsbauwerke am nördlichen Ende des Sendlinger-Tor-Platzes sowie an der Blumenstraße sollen den Fahrgaststrom ebenfalls entzerren. Über den Neubau im Norden können die Fahrgäste künftig von der untersten Ebene direkt ins Sperrengeschoss an der Sonnenstraße gelangen, was den Zentralbereich entlastet.
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Im Jahr 2022 soll der Umbau abgeschlossen sein. Wie das Gleis der U1 und U2 dann aussieht, zeigt diese Simulation.
Bild: SWM/MVG -
Die Ebenen des U-Bahnhofs werden sich in der Gestaltung unterscheiden.
Bild: SWM/MVG -
So sollen die Bahnsteige der Linien U3 und U6 nach dem Umbau aussehen.
Bild: SWM/MVG -
Hier der Durchgangsbereich auf der Ebene der Bahnsteige der Linien U1 und U2.
Bild: SWM/MVG -
Auch das Sperrengeschoss bekommt eine neue Optik.
Bild: SWM/MVG
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Am südlichen Ende der Bahnsteigröhre entsteht ein neuer Ausgang, der direkt von der Ebene U 1/U 2 an die Oberfläche zur Blumenstraße führt. Und das ist noch lange nicht alles: Die Zugänge am Sendlinger Tor und zur Müllerstraße werden ebenfalls ausgebaut und erhalten jeweils eine zusätzliche Rolltreppe, im Erweiterungsbau an der Blumenstraße entsteht ein zusätzlicher Aufzug, die beiden Aufzüge vom untersten Geschoss führen künftig an die Oberfläche. Darüber hinaus werden alle bestehenden Rolltreppen und Lifte ausgetauscht.
Auch in Sachen Barrierefreiheit tut sich einiges: Die Bahnsteige heben die SWM um jeweils fünf Zentimeter, die Rampe im Sperrengeschoss wird verbreitert und es wird - wie es bereits Standard in vielen Bahnhöfen ist - ein Leitsystem für Sehbehinderte eingebaut.
Optisch hübschen die SWM den Bahnhof ordentlich auf. Die U1/U2-Ebene wird auch künftig in Gelb gehalten sein, die U 3/U 6-Ebene in Blau. Die Decke im Sperrengeschoss wird schwarz. Für die Neugestaltung zeichnet das Architektenbüro Raupach und Bohn verantwortlich, für das Beleuchtungskonzept der Lichtdesigner Ingo Maurer; insgesamt versprechen sich die SWM eine höhere Aufenthaltsqualität, die nicht zuletzt durch neue Läden geschaffen werden soll. Für die bestehenden Geschäfte bedeutet der Umbau allerdings das Aus. Im Herbst laufen die Mietverträge aus; welche Läden künftig ins Sperrengeschoss einziehen, steht nach Angaben der SWM noch nicht fest.