Grapes:Wo Weintrinken nicht nur etwas für Kenner sein soll

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In der Bar Grapes steht der lockere Weingenuss im Vordergrund. (Foto: Stephan Rumpf)

Das "Grapes" im Hotel Cortiina will die neue Weinbar für München sein - unelitär und allürenfrei.

Von Franziska Gerlach

Im Kamin knistert noch immer ein Feuer. Sehr viel mehr ist aber nicht geblieben von der Cortiina Bar im gleichnamigen Hotel an der Ledererstraße. Cocktails? Das war einmal, auch heißen die gut 80 Quadratmeter dort jetzt Grapes und wollen die neue Weinbar für München sein. In diese gelangt man jetzt über eine separate Tür, einige Meter rechts vom Hotel-Eingang. "Der Weg durch die Lobby war für viele eine Hemmschwelle", sagt Architekt Albert Weinzierl, der das Hotel gemeinsam mit Gastronom Rudi Kull betreibt.

Und Weinzierl hat ja auch Recht: Diesen Gang vorbei an den Rezeptionisten, die pflichtbewusst ihre Aufgaben erledigten, während es einen selbst nach einem Gin Tonic dürstete, den musste man schon mögen. Nach so vielen Jahren sei aber auch einfach eine Veränderung geboten, nicht nur der Münchner wegen, sondern auch wegen der Hotelgäste, die in der neuen Bar frühstücken werden. Außerdem findet Weinzierl: "Wenn man eine Gastronomie hat, die gut besucht ist, dann wird das ganze Haus aufgewertet." Wenn das Grapes an diesem Samstag, 10. Dezember, eröffnet, sollen hier Münchner auf Hotelgäste treffen, Studenten auf Privatiers. Es soll ein Raum sein für die Vision, Wein modern zu denken.

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Rund 400 000 Euro hat der Umbau gekostet, inklusive einer neuen Küche und einer Bar aus dem dunklen Holz der Mooreiche. Mit seinen senfgelben Polstersesseln, niedrigen Tischen und Stehlampen mit Leinenschirmen lässt sich das Ambiente irgendwo zwischen Lesesaal und Wohnzimmer verorten, die jeweils elegante Ausführung, versteht sich. Die Weinkarte des Grapes listet etwa 400 Positionen, mit einem Schwerpunkt bei den deutschen und österreichischen Weinen, aber natürlich sind auch Italien und Frankreich als Regionen vertreten. Vom Glas offenen Wein für 3,90 Euro bis hin zum Bordeaux vom namhaften Weingut Château Mouton-Rothschild für 1100 Euro pro Flasche ist hier für jeden Geschmack und Kontostand etwas dabei.

Für Hungrige gibt es an regelmäßig wechselnde Gerichte, etwa Rehterrine mit Brioche und israelischen Zwergfeigen (12,50 Euro), das Boeuf bourguignon (23,50) oder die Dips mit warmer Foccacia für 10,50 Euro - also Münchner Preisniveau. Eine wichtige Investition erfolgte auch in das Personal: Stefan Grabler,24, und Markus Hirschler, 26, - der eine aus der Südsteiermark, der andere aus der Wiener Neustadt - sind als Betriebsleiter dafür verantwortlich, dass alles rund läuft.

Eine Ausnahme sind die beiden mit ihrem noch recht jungen Alter übrigens nicht: Die Weinbranche versucht seit geraumer Zeit, sich zu verjüngen. Nichts wie weg vom Image des Weinglas schwenkenden Bildungsbürgers, alles soll ganz zwanglos sein, ohne Allüren. Und wenn Grabler sagt, man müsse erst einen Rausch mit Wein durchlebt haben, um zu verstehen, wie "unelitär" das alles sein könne, da glaubt man ihm schließlich. Jedes Wort.

© SZ vom 09.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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