Gastronomie:Stadt will Isar-Ufer beleben - doch das ist kompliziert

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  • Der Stadtrat hat im vergangenen Oktober beschlossen, den Fluss mit Cafés und Bars attraktiver zu machen. Doch von dem Maßnahmenpaket wurde bislang wenig umgesetzt.
  • Es fehlt ein Sanierungskonzept für die alten Kaimauern und Brücken.
  • Im historischen Maxwerk hatte Augustiner Pläner für einen Biergarten, das stieß jedoch auf Kritik. Auch aus einer Bar in einer früheren Toilettenanlage ist noch nichts geworden.

Von Thomas Anlauf und Andreas Schubert, München

Spät ist er gekommen, der Hochsommer. Doch jetzt er da mit aller Macht - und die Münchner verlagern ihr Leben in die Biergärten und an die Isar. Nach 18 Uhr ist auf den Kiesbänken am Fluss, auf den breiten Sonnenstufen am Ostufer und im Biergarten des Muffatwerks kein freier Platz mehr zu finden. Die Isar ist seit Jahren Inbegriff des sommerlichen Lebensgefühls in der Stadt. Das ist auch dem Stadtrat bewusst. Der im vergangenen Oktober beschlossene Rahmenplan für den innerstädtischen Isarraum sieht ein ganzes Maßnahmenpaket vor, um den Fluss zwischen Prinzregentenstraße im Norden und der Wittelsbacherbrücke im Süden attraktiver zu gestalten.

Dazu zählt auch, mehr Gastronomie an die Isar zu bringen - ein Vorhaben, das bisher allerdings viel zäher vorangeht, als von manchen Beteiligten gedacht. Bislang gibt es in dem Gebiet lediglich einen Biergarten in Isarnähe, das Muffatwerk. In der Nachbarschaft befinden sich das Café im Müller'schen Volksbad, ein bisschen Gastronomie im Deutschen Museum, das Café Isarlust im Alpinen Museum sowie der Prater-Strand, außerdem derzeit der Stadtstrand am Vater-Rhein-Brunnen.

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Zwar gibt es zahlreiche gastronomische Angebote, die von der unmittelbaren Nähe zur Isar profitieren - etwa das Fugazi No. 15 am Baldeplatz, in dem es an schönen Wochenenden Glückssache ist, einen Platz im Freien zu finden. Große Teile des Stadtrats finden dennoch, dass mehr Gastronomie dem Erlebnisraum Isar gut täte.

Im Rahmenplan sind deshalb weitere Standorte für Kioske, Cafés oder Restaurants eingezeichnet: vor dem Deutschen Museum an der Boschbrücke und an der Ludwigsbrücke beim Forum der Technik, ein Kiosk am nördlichen Ende des Wehrstegs, außerdem Gastronomie an der Widenmayerstraße auf Höhe der Schwindinsel sowie im historischen Maxwerk in den Maximiliansanlagen am Ostufer.

Dort hatte Augustiner Pläne für ein Lokal mit mehreren Gaststuben, einer Bar und einer Terrasse. Doch nach heftiger Kritik aus dem Bezirksausschuss Au-Haidhausen und dem Stadtrat, dass die Pläne zu überdimensioniert sind für diesen Ort inmitten eines Landschaftsschutzgebietes, wollte die Lokalbaukommission ein detailliertes Konzept von Augustiner, wie die Warenanlieferung im sensiblen Parkbereich funktionieren soll und wie der Naturschutz berücksichtigt wird.

Trotz einer "sehr großzügigen Frist" wurden wichtige Unterlagen nicht eingereicht, sagt Thorsten Vogel, Sprecher des Planungsreferats. Die Lokalbaukommission habe daraufhin den Antrag für eine Gastronomie zurückgeschickt. Augustiner will zu dem Thema bislang nichts sagen. Doch so werden gut gemeinte Pläne bisweilen von der Bürokratie zerrieben oder zumindest aufgehalten.

Auch für ein Lokal in einer ehemaligen öffentlichen Toilette unter der Ludwigsbrücke gibt es seit einem Jahr Pläne eines Unternehmertrios - geöffnet ist es immer noch nicht. Dort war eines der Hauptprobleme, wie man mit den Radlern und den Gästen vor dem Lokal umgeht. Direkt vor dem alten Klohäusl verläuft der Rad- und Fußweg entlang der Isar - die Behörden befürchteten schwere Unfälle.

Studenten der TU stellten vor einigen Jahren zudem den Plan vor, das Muffathallen-Areal zur Isar hin zu öffnen. Doch daraus wurde damals nichts, weil die Mauer, die das ehemalige Elektrizitätswerk umgibt, unter Denkmalschutz steht.

Dietmar Lupfer, Mitbetreiber der Muffathalle, findet es allerdings auch gar nicht erstrebenswert, mehr Gastronomie oder Eventflächen direkt ans Ufer zu pflanzen. Er plädiert für eine Art "Walk of Culture", der den Gasteig mit der Isar und den Vater-Rhein-Brunnen mit Fußgängerstegen verbindet. Am Parkplatz vor dem Müller'schen Volksbad könnte er sich eine Art kulturell genutzten Marktplatz als Ort der Begegnung vorstellen. "Die Isar ist immer noch ein Gebirgsfluss, der in kurzer Zeit seinen Pegel um Meter ändern kann", sagt Lupfer. Gastronomie und Kultur seien in der zweiten Reihe gut aufgehoben, findet er. Man könnte sie eben nur besser einbinden.

Wann es mit der Belebung der Isar in der Innenstadt richtig losgehen kann, ist noch völlig offen. Zwar hatte der Stadtrat darauf bestanden, noch in diesem Jahr konkrete Pläne zur Umsetzung des Rahmenplans vorzulegen, doch derzeit hängt es offenbar beim Baureferat. Planungssprecher Vogel sagt: "Wir sind noch mittendrin." Wie es mit der Planung weitergehe, hänge vom Sanierungskonzept des Baureferats für die alten Kaimauern und Brücken ab.

Erst wenn das steht, kann das Planungsreferat festlegen, in welcher Reihenfolge die Vorschläge des Stadtrats umgesetzt werden sollen. Im Herbst soll es noch eine Gesprächsrunde geben, an der nicht nur Vertreter des Planungs- und des Baureferats teilnehmen, sondern auch die wichtigsten Anlieger wie der Gasteig, das Deutsche Museum und die Patentämter.

© SZ vom 26.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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