Au-Haidhausen:Stilles Örtchen wird wiederbelebt

Lesezeit: 1 min

Das künstlerische Leitungsteam mit Aki Kiefer, Barbara Karrer, Leyla Schiemenz und Luca Daberto (v. li.) musste das Projekt im vergangenen Jahr einstellen (Archivbild). (Foto: Nicolas Martin-Beaumont)

Das historische Toilettenhäuschen hinterm Gasteig war bis zum vergangenen Jahr eine Kulturspielstätte, bis sich die Nachbarn wegen des Lärms beschwerten. Nun nimmt die "Initiative Locus" einen neuen Anlauf - mit einer Ausstellung skurriler Hausansichten aus dem Viertel.

Von Patrik Stäbler

Mehr als ein Jahr lang ist das historische Toilettenhäuschen hinterm Gasteig auch im Wortsinn ein stilles Örtchen gewesen, doch nun ist es mit der Ruhe wieder vorbei. So wird dort an diesem Freitag um 17.30 Uhr eine Ausstellung namens "Haidhauser Ansichten" eröffnet. Die Schau zeigt Zeichnungen der Künstlerin Adeline Schnekenburger, deren Interesse "skurrilen Häuseransichten", Ruinen nach dem Zweiten Weltkrieg und dem Straßenbild der 1970er-Jahre galt.

Auf den Bildern sind unter anderem die Restgebäude des einstigen Bürgerbräukellers sowie Altbauten in der Milch- und Preysingstraße zu sehen. Zur Vernissage gibt es Jazz von Barbara Jungfer und Steffen Müller sowie Kurzlesungen von Gunna Wendt über Liesl Karlstadt und Franz Klug aus "München abseits der Pfade". Überdies erzählt Heimatforscher Hermann Wilhelm vom Haidhausen der 1970er-Jahre.

Newsletter abonnieren
:München heute

Neues aus München, Freizeit-Tipps und alles, was die Stadt bewegt im kostenlosen Newsletter - von Sonntag bis Freitag. Kostenlos anmelden.

Organisiert wird die Ausstellung von der "Initiative Locus", die sich aus Mitgliedern des Bezirksausschusses Au-Haidhausen (BA) zusammensetzt. Sie hat sich vorgenommen, das mehr als 120 Jahre alte Klohäuschen als Kulturspielstätte wiederzubeleben - so wie es von 2021 bis 2022 eine Gruppe von Künstlerinnen und Künstlern getan hat. Sie stellten in der und rund um die zuvor verwahrloste WC-Anlage ein ambitioniertes Programm mit Konzerten, Lesungen, Workshops und Ausstellungen auf die Beine.

Die Reaktionen in der Nachbarschaft waren geteilt: Während viele Anwohnerinnen und Anwohner das Projekt lobten und etliche Veranstaltungen gut besucht waren, regte sich zugleich Kritik wegen des Lärms und der Nutzung der angrenzenden Rasenflächen. Im Sommer 2022 verkündete das Locus-Team dann, dass es sein Engagement wegen "bürokratischer Hürden" nicht fortsetzen werde. "Teilweise widersprüchliche Richtlinien und Vorgaben" hätten zu einem Aufwand geführt, "der nicht nur nichts mehr mit Kulturarbeit zu tun hat, sondern deren Potenzial aktiv blockiert", hieß es in einer Mitteilung.

Nun nimmt also die "Initiative Locus" einen neuen Anlauf, um das stille Örtchen zu einem Kulturtreffpunkt zu machen. "Die Ausstellung ist gewissermaßen der Startschuss", sagt BA-Mitglied Hermann Wilhelm, Leiter des Haidhausen-Museums. Im November sei eine Lesung geplant, weitere Veranstaltungen sollen folgen.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusGesellschaft
:"Tendenziell unterschätzen die Menschen, wie ungleich der Reichtum verteilt ist"

300 000 Menschen sind in München offiziell armutsgefährdet. Die Ökonomin Lisa Windsteger forscht zur zunehmenden sozialen Ungleichheit und sagt: Armut wird unsichtbar, je größer die Unterschiede werden. Ein Gespräch. 

Interview von Bernd Kramer

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: