Kunst in Haidhausen:Der Locus wird wieder zum stillen Örtchen

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Das künstlerische Leitungsteam mit Aki Kiefer, Barbara Karrer, Leyla Schiemenz und Luca Daberto (v. li.) musste das Projekt im vergangenen Jahr einstellen (Archivbild). (Foto: Nicolas Martin-Beaumont)

Mit dem Kulturprogramm an einem ehemaligen Toilettenhäuschen in Haidhausen ist nach nur einem Jahr wieder Schluss. Die Initiatoren beklagen den zu hohen bürokratischen Aufwand.

Von Patrik Stäbler

Zum Abschied blickt der Locus zurück - auf sich selbst und natürlich in künstlerischer Art und Weise. So wird an diesem Samstag an dem früheren Toilettenhäuschen hinterm Gasteig die Ausstellung "Überort" eröffnet. Sie umfasst ein übergroßes Bild der Malerin Angela Stauber, das eine Szene der Eröffnungsfeier des Locus im vorigen Sommer zeigt. Damals hatte eine Künstlerinitiative das denkmalgeschützte Klohäuschen in einen Kulturort umgewandelt. Doch damit ist jetzt Schluss: Aufgrund der "bürokratischen Hürden" habe man entschieden, die Arbeit dieses Jahr nicht fortzusetzen, teilt die Künstlerinitiative mit. Der Locus wird somit wieder zum stillen Örtchen.

Dabei waren die Kunstschaffenden im Vorjahr mit viel Elan sowie der finanziellen Unterstützung von Kulturreferat, Bezirksausschuss Au-Haidhausen (BA) und anderer Förderer gestartet. 24 Konzerte, Workshops, Filmvorführungen und Ausstellungen organisierten sie an dem einstigen Klohäuschen, das zuvor jahrelang dem Verfall preisgegeben worden war.

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"Ein ungenutztes Pissoir, eine vernachlässigte Grünfläche und ein paar Wege", so formuliert es die Initiative, seien zu einem genre- und altersübergreifenden Kulturtreffpunkt geworden und zu einem "Ort, an dem man stehen bleibt, wo man sich für ein Feierabendgetränk verabredet und Kinder nebenher spielen". Tatsächlich waren viele Veranstaltungen gut besucht; zugleich regte sich aber auch Kritik aus der Nachbarschaft - wegen Lärm, wegen der Nutzung der Rasenflächen sowie zuletzt, weil das Klohäuschen lange Zeit pink angemalt blieb und nicht in seinen Originalzustand zurückversetzt wurde.

Man habe viel Arbeit in das Projekt gesteckt, betont das künstlerische Leitungsteam um Luca Daberto, Barbara Karrer, Aki Kiefer und Leyla Schiemenz. Doch dies lasse sich heuer nicht wiederholen, denn: "Die bürokratischen Hürden sind dafür zu hoch." Konkret nennt die Initiative "die erstaunlich komplexe Verantwortungslage zwischen Kulturreferat, Bezirksausschuss, Denkmalschutz, Gartenbau und Baureferat". Hier hätten "teilweise widersprüchliche Richtlinien und Vorgaben" zu einem Aufwand geführt, "der nicht nur nichts mehr mit Kulturarbeit zu tun hat, sondern deren Potenzial aktiv blockiert".

Wie es nun am Locus weitergeht, ist offen. Für nächste Woche seien Gespräche anberaumt, sagt BA-Mitglied Herrmann Wilhelm (SPD), Vorsitzender des Unterausschusses Kultur. Er nennt das frühere Klohäuschen einen "interessanten Ort für Kultur" und betont: "Ganz abblasen wollen wir die Sache nicht."

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