Literaturfest in Garmisch-Partenkirchen:Mühsame Erinnerung an einen bedeutenden Schriftsteller

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Im kulturellen Leitbild der Marktgemeinde Garmisch-Partenkirchen ist der Autor Michael Ende verankert. Allerdings mangelt es noch an strahlkräftigen Angeboten. (Foto: Jörg Schmitt/dpa)

Garmisch-Partenkirchen feiert drei Tage lang den berühmten Autor Michael Ende und denkt darüber nach, ihn im Ort noch erlebbarer zu machen.

Von Sabine Reithmaier, Garmisch-Partenkirchen

Eigentlich hätte das Michael-Ende-Fest in Garmisch-Partenkirchen bereits im Vorjahr stattfinden sollen. Corona wusste das zu verhindern. Auch jetzt funkt das Virus dazwischen und verhindert durch die Erkrankung von Musikern und Komponisten die konzertante Uraufführung von Endes poetischer Erzählung "Lenchens Geheimnis", die für diesen Samstag geplant war. Georg Büttel, Vorsitzender der Phantastischen Gesellschaft und damit des Vereins, der sich seit 2003 um phantastische Kunst und insbesondere um das Werk des 1929 in Garmisch-Partenkirchen geborenen Schriftstellers kümmert, trägt die Hiobsbotschaft mit Fassung. "Wir verschieben die Uraufführung um ein Jahr und begnügen uns mit einer bezaubernden Lesung", sagt er.

Das Adjektiv ist wörtlich zu verstehen, denn Erzählerin Angela Hundsdorfer wird vom Zauberer Gaston Florin begleitet (6.8., Richard-Strauss-Saal, 16.30 Uhr). Der Schauspieler und Regisseur ist auch der künstlerische Leiter des dreitägigen Festes. Und er wird, unterstützt von Schauspielern und Musikern, zur Eröffnung desselben an diesem Freitag (5.8.) mit Improtheater, Musik und Magie im Amphitheater "Bunte Welten erschaffen".

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An Verschiebungen hat Büttel sich gewöhnt. Das letzte Fest im Michael-Ende-Kurpark hatte vor drei Jahren stattgefunden anlässlich des 100. Geburtstags des Autors. Bis 2016 hatte die Phantastische Gesellschaft viermal eine ganze Michael-Ende-Woche organisiert, mit der der "Kultursommer Garmisch-Partenkirchen" seit 2013 eröffnet wurde. Doch das Aus des Festivals im September 2016 - der Veranstalter musste Insolvenz anmelden - bedeutete auch das Ende aller hochfliegenden Träume. Das Michael-Ende-Zentrum, von dem der ehemalige Bürgermeister Thomas Schmid bereits 2012 schwärmte, rückte in unerreichbare Ferne. Zudem musste die Dauerausstellung "Der Anfang vom Ende", die seit 2007 im Kurhaus den berühmten Autor und seine noch berühmteren Figuren wie Momo oder Jim Knopf vorstellte, Ende 2016 geschlossen werden, weil sich der Markt nicht in der Lage sah, die dringend notwendige Sanierung der Galerie anzugehen.

Michael Ende gehört am Ort zur Basis der kulturell-künstlerischen Identität

Doch inzwischen ist Büttel wieder überzeugt davon, dass das Gedenken an den Schriftsteller dem Ort am Herzen liegt. Dafür spricht auf jeden Fall das kulturelle Leitbild, das sich die Marktgemeinde Ende 2020 gegeben hat. Darin benennt sie Michael Ende als eine der drei Säulen ihres kulturellen Selbstverständnisses. "Bräuche und lebendige Traditionspflege sowie unsere herausragenden Künstlerpersönlichkeiten Richard Strauss und Michael Ende bilden die Basis unserer kulturell-künstlerischen Identität", heißt es dort. Selbstkritisch ist angemerkt, dass es, was Ende betrifft, derzeit noch an einem strahlkräftigen Angebot mangelt. Daher wolle man die Entwicklung eines künstlerischen und wirtschaftlich tragfähigen Konzeptes unterstützen, das den Autor und sein Werk gerade für Kinder, Jugend und Familien erlebbar mache.

Bislang freilich sei, so die Pressestelle des Rathauses, noch nichts passiert, "da dies die Strukturen des Marktes aktuell noch nicht leisten können". Momentan arbeite man auf Förderebene und gemeinsam mit den Institutionen vor Ort und im Bereich kultureller Bildung. Konkret heißt das, dass der Markt das dreitägige Fest mit 50 000 Euro unterstützt und sich die Phantastische Gesellschaft um viele Lesungen in Grundschulen bemüht. Ob die Ausstellung jemals wiederbelebt wird, dazu will sich die Gemeinde nicht äußern. "Solange es keine Entscheidung zur Zukunft des Kongresshauses gibt, bestimmt nicht", glaubt Georg Büttel. Aber die Exponate lagerten erfasst, geschätzt und konservatorisch korrekt in den Archivräumen des Kurhauses.

Zu "50 Jahre Momo" soll es ein ganzjähriges Programm geben

Er selbst arbeitet gerade gemeinsam mit Sandra Debus, im Rathaus zuständig für die Kultur, und Endes Adoptivsohn und Nachlassverwalter Roman Hocke an einem ganzjährigen Rahmenprogramm zu "50 Jahre Momo" im nächsten Jahr. "Da geht es uns weniger um spektakuläre Events", sagt Büttel. Entscheidend sei es, die Erinnerung an Ende im Markt zu verankern. Gefragt seien Akteure, Vereine und Institutionen vor Ort. "Wir hoffen, Anfang Oktober die komplette Planung vorstellen zu können." Dazu gehört laut Büttel auch eine zeitgemäße Entwicklung des Kurparkkonzepts. Der Park mit Amphitheater, den magische Figuren aus Endes Romanen bevölkern, trägt bereits seit 2009 den Namen des Autors; der Schriftsteller hatte dort kurz vor seinem Tod 1995 noch eine Kaiserlinde gepflanzt. Pläne, ihn weiterzuentwickeln, gibt es seit langem, sie reichen von der Einrichtung eines Kräutergartens bis zur Umgestaltung der Parkeingänge.

An diesem Sonntag jedenfalls wird der Park belebt sein. Den ganzen Nachmittag verzaubern ihn Künstlerinnen und Künstler verschiedenster Sparten mit Luftakrobatik, Musik, Schauspiel oder Clownerie. Büttel freut sich aber schon aufs nächste Jahr. "Das Momo-Jahr könnte schließlich eine Keimzelle für alle weitergehenden Pläne sein", sagt er. Wäre schön, wenn er recht behielte.

Michael Ende. Das Fest im Michael-Ende-Kurpark , 5. bis 7. August, Garmisch-Partenkirchen. Infos: www.phantastische-gesellschaft.de

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