Landgericht München II:Münzsammlungen und Geräuchertes

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Ein 22-jähriger mutmaßlicher Serieneinbrecher soll mit seinem Komplizen im Landkreis Fürstenfeldbruck und drei weiteren Landkreisen Beute in Höhe von rund 100 000 Euro gemacht haben.

Von Andreas Salch, Fürstenfeldbruck

Vermutlich hätten sie sich besser an einem anderen Platz schlafen legen sollen als ausgerechnet in einen Bauwagen in Fürstenfeldbruck. Als Marius P. und der Heranwachsende Fabiu L. ( Name geändert) dort Ende Januar 2022 von Polizeibeamten angetroffen wurden, stellte sich heraus, dass Marius P. zur Festnahme ausgeschrieben ist. Fabiu L. wurde von der Polizei erkennungsdienstlich behandelt, unter anderem wurden seine Fingerabdrücke genommen. Dann kam er wieder auf freien Fuß. Bei dem damals noch 21-Jährigen hatte die Polizei eine Weihnachtskarte gefunden. Wie sich erst geraume Zeit später herausstellte, stammte sie aus einem Einbruch in einer Freizeit-Wohnung in Schöngeisinig kurz zuvor. Aus der Wohnung wurden nicht nur rund 1400 Euro gestohlen, sondern auch 40 Kilogramm Geräuchertes. Den Fahndern gelang es, am Tatort DNA sicherzustellen. Sie stammte von Fabiu L. und Marius P.

Doch es war nicht nur der Einbruch in Schöngeising, der ganz offenbar auf das Konto der beiden ging, sondern eine ganze Serie. Sie soll, wie die Ermittlungen zeigten, im Spätsommer 2021 in Jesenwang begonnen haben. Marius P. wurde für die Taten bereits zu vier Jahren und vier Monaten Haft vor dem Landgericht München verurteilt. Sein mutmaßlicher Komplize Fabiu L. muss sich jetzt vor der 1. Jugendkammer am Landgericht München II verantworten. Der inzwischen 22-Jährige wurde mit europäischen Haftbefehl gesucht, in seiner Heimat Rumänien festgenommen und später Deutschland ausgeliefert.

Die Staatsanwaltschaft legt ihm elf Einbrüche in der Zeit zwischen September 2021 und Mai 2022 zur Last. In den meisten Fällen soll Marius P. mit von der Partie gewesen sein. Fabiu L. und der 51-jährige P. erbeuteten Bargeld, Münzsammlungen, Haushaltsgegenstände, Schmuck und immer wieder, so wie bei dem Einbruch in Schöngeising, Lebensmittel. Beim mutmaßlich letzten Einbruch in ein Wochenendhaus in Türkenfeld, den Fabiu L. im Mai 2022 mit einem anderen Täter begangen haben soll, nach dem noch gefahndet wird, waren es ein Zehner-Pack Landjäger und ein Bargeldbetrag über 500 Euro, versteckt in einem Maßkurg.

Sechs der elf Wohnungseinbrüche, die Fabiu L. zur Last gelegt werden, beging der 22-Jährige den Ermittlungen zufolge im Landkreis Fürstenfeldbruck, zwei im Landkreis Erding, drei weitere im Landkreis Starnberg sowie einen im Landkreis Dachau. Den Wert der Beute beziffert die Staatsanwaltschaft auf alles in allem rund 96 500 Euro. Der Sachschaden, der an Türen und Fenstern der Wohnungen entstand, in die die Angeklagten eingestiegen sein sollen, wird auf rund 15 400 Euro geschätzt.

Fabiu L. hat die Vorwürfe aus der Anklage der Staatsanwaltschaft eingeräumt. Auch Marius P. vernahm das Gericht nochmals. Er sagte, er und Fabiu L. seien nach Deutschland gekommen, um zu betteln. Von München aus seien sie mit der S 2 oder der S 4 in die Region gefahren, von Haus zu Haus gegangen und haben um Geld gebeten. Wenn nach dem Klingeln niemand geöffnet habe, seien sie in das Anwesen eingebrochen. Marius P. saß in seiner Heimat wegen Wohnungseinbruchdiebstahl bereits 15 Jahre in Haft. "Seit 2015 gehe ich betteln", sagte er bei seiner Vernehmung. Auf die Frage der Vorsitzenden Richterin wozu er und L. das Geld brauchten, antwortete der 51-Jährige: "Das Leben ist schwer in Rumänien." Der Prozess wird fortgesetzt.

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