Landkreis Fürstenfeldbruck:Aufwind für die Windkraft

Lesezeit: 3 min

77 Windräder wären im Landkreis Fürstenfeldbruck notwendig, um die Energiewende zu schaffen. Bisher gibt es zwei. (Foto: Johannes Simon)

In den ländlichen Gemeinden im Westen des Landkreises steigt die Akzeptanz für Windkraftanlagen. Allerdings stehen den Plänen noch immer einige Hindernisse entgegen.

Von Gerhard Eisenkolb, Fürstenfeldbruck

Der Ukrainekrieg in Verbindung mit der Energiekrise und dem Klimawandel sowie das Ende der Versorgung mit billigem Gas aus Russland hat im Landkreis Fürstenfeldbruck die Bereitschaft zum Ausbau der Windkraft wachsen lassen. So will der Grafrather Bürgermeister Markus Kennerknecht (parteifrei) eine zusammenhängende Fläche von 70 bis 85 Hektar oder etwa 5 bis 6,5 Prozent des Gemeindegebiets dem Regionalen Planungsverband München als Vorranggebiet für Windräder melden.

Um mit der Energiewende voranzukommen, sollen zudem weitere sechs Prozent der Grafrather Flur für Photovoltaikanlagen ausgewiesen werden. Die Gemeinde Althegnenberg verfügt laut Rathauschef Rainer Spicker (Bürgerinitiative) über geeignete Standorte für sieben bis acht Rotoren. Sie kann aber trotz "großer Bereitschaft" keinen einzigen errichten, weil zurzeit noch Höhenbeschränkungen infolge der Flugplätze Augsburg, Penzing und Lagerlechfeld einem wirtschaftlichen Betrieb entgegenstehen. Die Gemeinde Moorenweis wiederum ist von einem Projekt in der Nachbargemeinde Jesanwang angesteckt worden, selbst aktiv zu werden.

Erneuerbare Energien
:Was wird aus der Windkraft im Landkreis?

Ob der zehn Jahre alte Teilflächennutzungsplan wiederbelebt werden kann, steht in Zweifel. Die Kommunen können an der Ausweisung geeigneter Flächen künftig nur noch teilweise mitwirken.

Von Heike A. Batzer

Die Möglichkeit, sich an der westlichen und östlichen Gemeindegrenze an Projekte von Nachbarkommunen anzuhängen, lässt in Moorenweis frühere Vorbehalte gegen Windkraft schwinden. Das ist wichtig, weil die Gemeinde wohl über die meisten geeigneten Flächen für solche Anlagen im Landkreis verfügt. Als vor Jahren ein interkommunales Projekt des Landrats Thomas Karmasin (CSU) zu dem Ergebnis kam, dass Moorenweis das größte Windkraft-Potenzial hat, empfand die Gemeinde die damit verbundenen Belastungen als Zumutung und beendete verärgert die Zusammenarbeit. Der Grund für den nun einsetzenden Sinneswandel ist ein Vorhaben der Bürgerenergiegenossenschaft (BEG) Freisinger Land. Diese möchte im Staatsforst auf Jesenwanger Flur an der Grenze zu Moorenweis vier Windkraftanlagen errichten. Der kleine Windpark könnte im gleichen Bereich um zwei weitere Anlagen auf Moorenweiser Flur erweitert werden.

Aufgeschlossener Gemeinderat

Als Vertreter der Energiegenossenschaft kürzlich für eine Zusammenarbeit warben, zeigte sich der Gemeinderat von Moorenweis aufgeschlossen. Wie es hieß, sehe inzwischen auch die Bevölkerung ein solches Projekt positiv. Das Verlockende an dem Angebot ist, dass sich die Gemeinde und deren Bürger an der Betreibergesellschaft beteiligen und von vergünstigten Strompreisen profitieren könnten. Zudem würden die Windräder nicht in der Nähe von Wohngebieten gebaut. Die BEG erhofft sich wiederum vom Rückenwind aus Moorenweis, mit ihrem Vorhaben besser voranzukommen.

Bürgermeister Josef Schäffler (CSU) erklärte auf SZ-Anfrage, wenn irgendwo an der Gemeindegrenze Windräder gebaut werden sollen, biete es sich an, in deren Nähe auf eigener Flur ein oder zwei weitere dazuzustellen. Könnten zudem noch die Bürger finanziell profitieren, bewirke das einen Stimmungswandel zum Positiven. Der Moorenweiser Rathauschef Schäffler meint es ernst mit der Windkraft. Dem Planungsverband hat er daher bereits zur Ausweisung als Vorranggebiet einen Anteil von zwei Prozent der Gemeindeflur gemeldet. Die Fläche liegt im Staatswald in dem Bereich, den auch die Energiegenossenschaft nutzen will.

Jesenwang
:Drei weitere Windräder

Bürger-Energiegenossenschaft informiert über geplante Projekte zwischen Jesenwang und Grafrath.

Von Manfred Amann

Der Planungsverband hat Schwierigkeiten, bis Ende 2027 in einem ersten Schritt die vom Gesetzgeber geforderten 1,1 Prozent der Regionsfläche als Vorranggebiete auszuweisen. Später sollen es 1,8 Prozent werden. Das liegt auch an den Sicherheitsabständen zu Flughäfen und militärischen Liegenschaften. Sollte sich an diesen Vorgaben etwas ändern, worauf der Althegnenberger Rathauschef hofft, steigen die Chancen auf eine Verwirklichung von dessen Windkraftplänen. Dann könnte an dem von ihm ins Auge gefassten Standorten die bisherige Höhenbegrenzung auf 160 Meter fallen, und es wäre möglich, ein Büro mit der Planung zu beauftragen. Die geschähe allerdings mit weiterhin offenem Ergebnis. Das gilt auch für die Überlegungen in Grafrath und Moorenweis. Auch hier muss sich noch erweisen, ob Planungsverfahren mit dem erwünschten Ergebnis enden.

Suche nach gerechter Lösung

Auch der Planungsverband kommt nur schrittweise voran. Das berichtet Landratsstellvertreter Michael Schanderl (FW) aus Emmering, der den Landkreis in dessen Windkraftbeirat vertritt. Dieser ermittelte auf der Basis aktueller Referenz-Windenergieanlagen mit einer Höhe von 266,5 Metern folgende Mindestabstände zu Siedlungsarten: reine Wohngebiete ohne Kleingeschäfte 1600 Meter, Wohngebiete 900 Meter, Mischgebiete und Wohnnutzung im Außenbereich 550 Meter, Gewerbegebiete 300 Meter. Beschlüsse dazu wurden noch keine gefasst. Um die Entwicklungsmöglichkeiten der Kommunen nicht durch die Ausweisung von Vorranggebieten zu beschränken, will der RPV laut Schanderl vorher deren aktuelle Planungen für die Ortsentwicklung abfragen. Er warnt davor, die Belastungen des Ausbaus der Windkraft allein den kleineren ländlichen Kommunen im Landkreis aufzubürden. Die Herausforderung bestehe darin, bei der Standortwahl eine gerechte Lösung zu finden.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusDiskussion um Merz-Äußerungen
:Die Brandmauer bleibt bestehen

Im Kreistag Fürstenfeldbruck sitzen zwei AfD-Abgeordnete. Eine politische Zusammenarbeit schließt nicht nur Landrat Thomas Karmasin weiterhin aus.

Von Heike A. Batzer

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: