Verlagerung nach Gilching:Aldi kehrt Eichenau den Rücken

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Gilching freut sich, Eichenau leidet: Aldi will sein Auslieferungslager in den Landkreis Starnberg verlegen. Die Gemeinde verliert damit wohl ihren größten Gewerbesteuerzahler.

S. Salger und C.Deussing

Eichenau verliert seinen wohl größten Gewerbesteuerzahler. Aldi will das zentrale Auslieferungslager in den nächsten fünf bis acht Jahren nach Gilching im Landkreis Starnberg verlegen. Die Geschäftsführerin des Discounters hat dies in einem Gespräch mit Bürgermeister Hubert Jung (CSU) angekündigt. Als Grund nannte sie die fehlenden Expansionsmöglichkeiten im Eichenauer Gewerbegebiet. Mit dem Lager soll auch die Zentrale der regionalen Aldi-Gesellschaft, eine von bayernweit neun, verlegt werden. Ob die rechtlich unabhängige Siepmann-Familienstiftung von Aldi-Süd-Gründer Karl Albrecht bleibt, ist nicht bekannt. Aldi Süd selbst wollte sich auf Nachfrage der SZ nicht zu Details äußern, die Planungen sollen zunächst in den betroffenen Gemeinden erläutert werden. Keine Rolle gespielt hat der mit 380 Punkten im Vergleich zu anderen Landkreiskommunen hohe Gewerbesteuerhebesatz in Eichenau (Gilching 310 Punkte).

Der Discounter hat sich nach SZ-Informationen ein fast fünf Hektar großes Areal zwischen Gauting und Gilching gesichert. Während sich Gauting auf 200 neue Arbeitsplätze freut, wird der Rückzug in Eichenau mit gemischten Gefühlen aufgenommen. Aldi Süd hat bislang fast die Hälfte des Gewerbegebiets in Beschlag genommen. Für die Eichenauer könnte die Verlagerung weniger Schwerverkehr bedeuten. Bei der Diskussion übers Puchheimer Verkehrskonzept war die Rede von 400 Lastwagenfahrten pro Tag.

"So eine Veränderung birgt auch eine Chance", sagt Jung deshalb mit Blick auf die Nachfolgenutzung. Jung hofft auf eine möglichst schnelle Ansiedlung anderer Firmen, die in der Summe möglicherweise sogar mehr Arbeitnehmer beschäftigen als der Discounter. Luitgard Scheiblich, Vorsitzende des Eichenauer Gewerbeverbandes, kann der Entwicklung dagegen keine gute Seite abgewinnen: "Ich finde das sehr schade, es ist ein großer Verlust." Der Entschluss von Aldi sei angesichts der beengten Lage an der Holzkirchener Straße aber nachvollziehbar, finden Jung und Scheiblich.

Von kleineren Parzellen an der Max- Planck-Straße abgesehen gibt es lediglich im Osten des Eichenauer Gewerbegebiets noch Freiflächen, die aber liegen im Wasserschutzgebiet. Auch deshalb sucht die Gemeinde seit vier Jahren zusätzliche Flächen. Nördlich der Bahnlinie, auf dem Gebiet des Versuchsguts Roggenstein, dürfte bald ein drei Hektar großes Grundstück zur Verfügung stehen-das aber bleibt einem Technologiezentrum vorbehalten. Für produzierende Betriebe oder Einzelhändler ist kein Platz.

Auf Anfrage bestätigte Gilchings Bürgermeister Manfred Walter (SPD) amDonnerstag das geplante Projekt, das jeweils zur Hälfte auf Gilchinger und Gautinger Flur neben dem Gewerbegebiet Süd geplant sei. Am kommenden Mittwoch werde die Aldi-Geschäfsführung den Gilchinger Fraktionsvorsitzenden die Pläne vorstellen. Die Gewerbesteuer in Höhe von bis zu einer Million Euro jährlich werden sich wohl Gilching und Gauting teilen. In einem Bebauungsplanverfahren wäre Walter zufolge aber noch das Ausmaß des Schwerverkehrs zu klären. 1972 wurde die Anlage in Eichenau mit ihren 72 Rampen gebaut. Von hier aus werden Aldi-Filialen im weiten Umkreis versorgt, das nächste Lager ist in Ebersberg. In Eichenau testete Aldi erstmals das System der Verteillager.

© SZ vom 02.07.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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