Strukturreform:Großstadtrevier

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Die Polizeidienststellen in Germering und Olching erhalten nicht nur einen neuen Zuschnitt, sondern auch mehr Personal und Fahrzeuge der aufgelösten Inspektion in Gröbenzell

Von Andreas Ostermeier, Fürstenfeldbruck

Reform: Nach dem Aus für Gröbenzell gibt es nur noch drei Polizeiinspektionen im Landkreis. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Von Freitag an gibt es nur noch drei Polizeidienststellen im Landkreis, in Fürstenfeldbruck, Germering und Olching. Die Inspektion in Gröbenzell wird geschlossen. Für die Gartengemeinde wird künftig die Olchinger Polizei zuständig sein. Die Germeringer Beamten übernehmen die Stadt Puchheim und die Gemeinde Eichenau in ihren Aufgabenbereich. Die Inspektion in der Großen Kreisstadt ist von der Schließung nicht betroffen. Durch die Konzentration auf drei Standorte kann die Polizei ihre Kräfte im Landkreis besser nutzen. Zudem entspricht das Mietgebäude, in dem die Gröbenzeller Inspektion untergebracht ist, nicht mehr den Anforderungen der Polizei.

Die möchte an ihren Gebäuden einen Hinterhof haben, der zur Straße hin abgesperrt werden kann. Das ist beispielsweise nötig, wenn Festgenommene zur Inspektion mitgenommen werden. Gerade bevor diese in eine Arrestzelle gebracht werden, sei der Fluchtimpuls besonders groß, sagt der Germeringer Inspektionsleiter Jürgen Dreiocker. Da ist es nicht gut, wenn ein Flüchtender freien Zugang zur Straße hat. Auf dem Gelände der Inspektion in Gröbenzell ist aber der gewünschte Innenhof nicht einzurichten. Auch ist das Gebäude nicht mehr das jüngste. Im Jahr 2017 wurde deshalb die Auflösung der Inspektion in Gröbenzell beschlossen.

Die Mannschaft wird aufteilt

Etwa ein Drittel der Polizisten aus Gröbenzell zieht nach Olching um, zwei Drittel werden Dienst in Germering tun. Die Inspektion in Olching wird auch für das Gemeindegebiet Gröbenzell zuständig sein. Neben Olching gehören noch die Gemeinden Maisach und Egenhofen zum Olchinger Dienstbereich. Die Zuständigkeit für Eichenau gibt Olching an Germering ab. Geteilt zwischen diesen beiden Dienststellen werden auch die Fahrzeuge aus Gröbenzell. Jedoch soll das Dienstgebäude in Olching nicht mehr lange genutzt werden. Die Polizei will einen Neubau errichten, ob in Olching oder in Gröbenzell, ist noch nicht entschieden.

Mit der Stadt Puchheim übernimmt die Germeringer Polizei den größeren Teil des Gröbenzeller Bereichs. Mehr als 97 000 Menschen wohnen in Germering, Puchheim, Eichenau, Alling und Gilching. Damit sind die Germeringer ein richtiges Großstadtrevier. Dreiocker und sein Stellvertreter Andreas Ruch zeigten sich beim jüngsten Pressetermin allerdings gut vorbereitet. In den vergangenen eineinhalb Jahren habe man sich mit dem Umzug und den neuen Aufgaben befasst, sagte Dreiocker. So haben die Dienststellen in Germering und Gröbenzell bereits Polizisten ausgetauscht, damit die künftigen Kollegen den Dienstbereich des jeweils anderen kennen lernen. Dreiocker und Ruch haben auch schon auf dem Puchheimer Volksfest Dienst getan, denn ein so großes Volksfest gibt es Germering, Alling oder Gilching nicht.

Von Freitag an arbeiten viel mehr Polizisten in Germering, der Polizeichef rechnet aber auch mit einem starken Anstieg der Einsätze. Nehme man die Statistik von 2017 zur Grundlage, sagt Ruch, dann werden die Zahl der Verkehrsunfälle um rund ein Drittel ansteigen. Auch die Kriminalität könnte in dieser Größenordnung wachsen. Das entspricht dem Zuwachs der Bevölkerung im Dienstbereich von etwa 65 000 auf 97 000. Dazu kommt, dass die Zahl der Bahnhöfe, auf denen die Germeringer nach dem Rechten schauen müssen, von fünf auf sieben steigt. "Es wird uns nicht langweilig werden", sagt Dreiocker. Er rechnet mit etwa 8000 Einsätzen pro Jahr. Bisher waren es etwa 5500.

Die Bürger ruft Ruch dazu auf, keine Scheu zu haben und sich an die Dienststelle Germering zu wenden. Die Telefonnummer lautet 089/894157-0 oder 894157-110. "Wir fahren lieber einmal zu viel raus, als einmal zu wenig." Dank aufmerksamer und meldefreudiger Nachbarn habe die Polizei mehr Erfolge bei der Aufklärung von Wohnungseinbrüchen. Dreiocker tritt auch der Meinung entgegen, Anrufe aus Eichenau oder Puchheim seien wenig sinnvoll, weil eine Streife von Germering lange Zeit brauche, ehe sie da sei. Das stimme nicht, sagt der Dienststellenleiter. Denn die Polizisten säßen nicht auf der Wache und warteten auf Anrufe. Dreiocker will Präsenz zeigen. Uniformierte und zivile Streifen sollen jederzeit im gesamten Dienstbereich unterwegs sein. Das bedeutet, dass auch ein Anrufer aus Puchheim innerhalb weniger Minuten Hilfe von Polizisten erhalten kann, wenn diese in der Nähe sind.

Wo nur einer im Büro saß, werden nun zwei Kollegen Platz nehmen

Um den vielen neuen Kollegen auch einen Arbeitsplatz bieten zu können, hat es in der Germeringer Inspektion in den vergangenen Wochen Veränderungen gegeben. Laut Dreiocker sind einige Lagerräume aufgelöst und in Büros umgebaut worden, und wo vorher ein Mitarbeiter saß, da sitzen jetzt zwei. Man sei etwas zusammengerückt, sagt der Polizeichef. Jetzt gibt es genügend Stühle und Schreibtische. Und es gibt eine neu eingerichtete Einsatzzentrale mit neuen Computern und einem höhenverstellbaren Arbeitstisch.

Wie lange die Polizisten in Germering zusammenrücken müssen, ist unklar. Klar ist aber, dass die Zuständigkeit für die Gemeinde Gilching irgendwann in den nächsten Jahren abgegeben wird. Gilching soll von der Inspektion in Gauting übernommen werden, da die Gemeinde zum Landkreis Starnberg gehört und Dienststellen nicht mehr über Landkreisgrenzen hinaus zuständig sein sollen.

© SZ vom 28.02.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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