Der Verzicht auf das Auto fällt Monika Gerstmeier leicht. Die 44-Jährige gehört zu jenen wenigen Teilnehmerinnen der Aktion Stadtradeln in Puchheim, die in der Kategorie Star-Radler starten, für drei Wochen lang komplett auf das Auto verzichten und ihren Schlüssel beim Auftakt im Rathaus abgegeben haben. Sie fährt ohnehin meist mit dem Rad zur Arbeit und erledigt so auch ihre Einkäufe. Für größere Transporte hat sie einen Anhänger sowie eine Kupplung am Rad.
Bei miserablem Wetter oder wenn Getränkekisten zu holen sind, nutzt Gerstmeier schon mal den Wagen. Im Jahr bringt sie nur etwa 6000 Kilometer auf den Tacho ihres Autos. Das ist mehr als die Hälfte weniger als die durchschnittliche Jahresfahrleistung eines Pkw, die nach Angaben des Kraftfahrtbundesamtes 2020 bei 13.323 Kilometer lag. Vor Beginn der Aktion Stadtradeln hat sie allerdings noch Wasser und Limo auf Vorrat eingekauft.
Gerstmeier arbeitet als chemisch-technische Assistentin in einem Umweltlabor in Lochhausen. Vom Puchheimer Süden bis dorthin sind es hin und zurück etwa 14 Kilometer auf ebener Strecke. Für sie ist die kurze Tour ein Ausgleich zur Arbeit. Sie schätzt die Bewegung und die frische Luft in dieser dreiviertel Stunde, die die Fahrt insgesamt dauert. Auch der Umweltaspekt ist ihr wichtig. "Ich würde sonst täglich einen Liter Benzin verbrauchen", sagt sie.
Mit dem Fahrrad war Gerstmeier, Mitglied des ADFC, immer schon gerne unterwegs, aber während der Corona-Epidemie samt Maskenpflicht, hat sie diese Fortbewegungsart noch mehr schätzen gelernt. "Mir fehlte oft einfach die Luft und die Bewegung", erzählt sie.
Seit 2013 beteiligt sich Gerstmeier an der Aktion Stadtradeln, in den ersten Jahren ist sie für Gröbenzell gestartet, wo sie im Vorstand der Interessenverein Gröbenzell (IVG) tätig ist. Vor sechs Jahren zog Gerstmeier nach Puchheim und seit zwei Jahren gehört sie dem Puchheimer Team Nussjäger an. Vergangenen Sonntag hat sie die Aktion Volksradeln des IVG mitorganisiert, eine jährliche Tour über 20 bis 30 Kilometer. Ihre persönliche Fahrtleistung von 30 Kilometer kam jedoch dem Puchheimer Konto zugute.
Im vergangenen Jahr hat Gerstmeier rund 1070 Kilometer beim Stadtradeln zurückgelegt, aktuell liegt sie bei mehr als 500 Kilometer. Am Donnerstag ist das Team Nussjäger bis Friedberg gestrampelt, um einen plüschigen Deko-Osterhasen abzuholen, das waren 80 Kilometer hin und zurück. Nächste Woche hat Gerstmeier Urlaub. Sie will zwar nicht jeden Tag aufs Rad steigen und 100 Kilometer zu fahren, um das Vorjahresergebnis zu übertreffen. Aber das Team plant noch Ausflüge im Landkreis sowie zum Tierpark Hellabrunn nach München. Was Gerstmeier an solchen Touren auch schätzt, ist der Anblick von Tieren, von Falken und Bussarden oder Storchennestern etwa. "Das sind so schöne Erlebnisse unterwegs. Ich muss nicht ins Flugzeug steigen und irgendwo am Strand liegen", sagt sie.