Olympia-Attentat 1972:Tod auf dem Vorfeld

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Eine Ausstellung im Landratsamt Fürstenfeldbruck erinnerte an den israelischen Ringer Eliezer Halfin. (Foto: Carmen Voxbrunner)

In der Reihe "Zwölf Monate - Zwölf Namen" über die Opfer des Olympia-Attentats von 1972 ist der Mai dem Ringer Eliezer Halfin gewidmet. Im Landratsamt wird an ihn in einer Ausstellung erinnert.

Von Erich C. Setzwein, Fürstenfeldbruck

Seinen Trainer erschießen die Terroristen als ersten. Moshe Weinberg wehrt sich beim Überfall auf die israelische Olympiamannschaft und stirbt. Nur Stunden später wird einer seiner beiden in München betreuten Schützlinge, Eliezer Halfin Opfer des Massakers. Der 24-Jährige wird in der Nacht auf den 6. September 1972 auf dem Vorfeld des Flugplatzes Fürstenfeldbruck ermordet. Im Monat Mai wird des Sportlers in einer eigenen Ausstellung im Landratsamt Fürstenfeldbruck gedacht.

Der Landkreis nimmt die erfolgreiche Ausstellung als Grundlage, die bereits vor zehn Jahren viel Zuschauerinteresse auf sich gezogen hat. Damals wurde sie zum 40. Jahrestag des Olympia-Attentats von München und Fürstenfeldbruck konzipiert. An den Darstellungen und historischen Einschätzungen hat sich auch im 50. Jahr nach den Olympischen Spielen von 1972 kaum etwas geändert. So ist dem Ringer Eliezer Halfin, 1948 in Riga geboren, eine eigene Tafel gewidmet in der Ausstellung, die man im Foyer des Landratsamts bis Ende des Monats besuchen kann. Seine Biografie, sein Schicksal werden damit nicht nur eingebettet in die Biografien und Schicksale seiner Mannschaftskameraden, sondern auch in die Zusammenhänge, in denen das Attentat gesehen wird.

Die Spiele sollten heiter sein, und auch die israelischen Sportler waren dies wohl zehn Tage lang. Am elften Tag aber stürmte ein Terrorkommando früh am Morgen in die Unterkunft an der Connollystraße und nahm elf Geiseln. Moshe "Muni" Weinberg und der Gewichtheber Yossef Romano waren die ersten Opfer. Sie wollten den Terroristen die Waffen entreißen. Eliezer Halfin und zehn Kameraden sowie Anton Fliegerbauer starben in der Nacht, als die bayerische Polizei erfolglos versuchte, die Geiseln in Fürstenfeldbruck zu befreien. Auch fünf Terroristen starben.

Halfins Leben und sein Tod werden in der aktuellen Ausstellung exemplarisch für diesen Anschlag dargestellt. Private Fotos lassen den jungen Mann nah und freundlich erscheinen, ein Bild seines Trainingstagebuchs gibt Einblick in seinen Sportleralltag. In München nahm er in seiner Gewichtsklasse "Leichtgewicht" vom 27. bis 29. August 1972 an drei Wettbewerben teil, gewann aber nur in einer Runde und schied in der dritten Runde aus. In den folgenden Tagen muss er die Spiele entspannt aus einer anderen Warte verfolgt haben. Am 4. September besuchte er mit anderen Sportlern das Musical Anatevka. Es gibt ein Foto davon, alle darauf sehen fröhlich aus.

Mit der Ausstellung über Eliezer Halfin ist der Landkreis Fürstenfeldbruck in diesem Jahr bereits zum dritten Mal Veranstaltungsort des Erinnerungsprojekts "Zwölf Monate - Zwölf Namen" des Jüdischen Museums München. Im Februar wurde in der Polizeihochschule im Kloster Fürstenfeld des getöteten Polizeibeamten Anton Fliegerbauer gedacht und im März im Bauernhofmuseum Jexhof bei Schöngeising des Gewichthebers Ze'ev Friedman. Im Juni folgt das Gedenken an den Gewichtheber Yossef Romano. In Eichenau, dem Olympia-Stützpunkt der Gewichtheber, findet am 19. Juni beim ESV ein Gedächtnis-Turnier für Romano statt.

Der Landkreis bietet gemeinsam mit dem Historischen Verein und den Gästeführern der Stadt Fürstenfeldbruck Rundgänge durch die Ausstellung an. Der geführte Rundgang findet erstmals am Montag, 9. Mai, um 10 Uhr sowie um 17 Uhr statt. Weitere Führungen sind am Donnerstag, 12. Mai, um 14 Uhr, Dienstag, 17. Mai, und 10 Uhr, Freitag, 20. Mai, um 14 Uhr, Montag, 23. Mai, um 14 Uhr, Dienstag, 24. Mai, um 17 Uhr, Mittwoch, 25. Mai, um 10 Uhr sowie am Dienstag, 31. Mai, um 14 Uhr geplant. Der Eintritt ist kostenlos, aber zu jedem Rundgang können nur 15 Personen teilnehmen. Anmeldungen nimmt das Landratsamt per E-Mail an oeffentlichkeitsarbeit@lra-ffb.de entgegen. Wer ohne Führung durch die Ausstellung gehen möchte, kann dies während der Öffnungszeiten des Landratsamtes von Montag bis Donnerstag von 8 bis 18 Uhr und am Freitag von 8 bis 16 Uhr tun.

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